Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
saßen sie alle vor den Plänen, Berechnungen und Grundrissen und diskutierten.
„Wir werden Hollywood nach Kischila holen“, rief Gabriel Druda. Das war offenbar sein Lieblingsspruch. Und als er in die Gesichter der Gemeinderäte blickte, merkte er, dass manche vor Stolz über das ganze Gesicht strahlten. Offensichtlich hatte er sie mit diesem Spruch schon überzeugt.
„Dracula-Park wird der größte Freizeitpark in Osteuropa werden. Wir werden die Menschen aus Ost und West, aus Nord und Süd anlocken. Sie werden mit ihren Familien von nah und fern kommen. Um zu übernachten, brauchen sie Zimmer. Um zu packen, Parkplätze. Um Geld abzuheben, Banken. Um sich zu verpflegen, Geschäfte und Stände.“
Druda hielt inne und blickte mit ernstem Gesicht in die Runde. „Und auch ein Wort zur Arbeitslosenquote, die bei uns in der Region um ein Vielfaches höher ist als in Gesamtrumänien. Genau genommen, ist sie hier beinahe drei Mal so hoch wie im Landesdurchschnitt. Und das bedeutet, fast jeder fünfte Bürger ist ohne Arbeit. Und das betrifft Ihre Gemeinde, meine Damen und Herren.“
Druda deutete mit dem Zeigefinger nacheinander auf jeden der Anwesenden. „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viel Geld der Freizeitpark einbringt? Nein? Sie tragen die Verantwortung, dass alles besser wird. Auf Ihnen lastet die Verantwortung für Ihre Familien, für die Jugend, für die Kinder.“
Aus dem Augenwinkel beobachtete Druda den Bürgermeister. Dessen Unterstützung konnte er sich gewiss sein, wie das zustimmende Nicken unverkennbar zeigte. Druda blickte erneut in die Runde, auch viele der Gemeinderäte schien er mit seinen Worten überzeugt zu haben.
Das bedeutete, der Bürgermeister konnte bei den künftigen Sitzungen mit Zustimmung rechnen. Druda war sehr zufrieden. Doch vorsichtshalber legte er gleich noch einmal nach, er wollte die Gemeinderäte hundertprozentig von seinem Vorhaben überzeugen.
Druda holte einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel. „Dracula-Park wird den Menschen, die hier leben, wieder Arbeit verschaffen. Und das heißt, dass wir hier bald nur noch wenige Arbeitslose haben, die Arbeitslosenrate wird dann höchstens bei ein paar Prozent liegen.“
Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen, bevor er weitersprach: „Es wird sich natürlich schnell herumsprechen, dass es hier wieder Arbeit gibt. Sie müssen also hellwach sein. Nur so können Sie verhindern, dass Fremde Ihnen die Arbeitsplätze vor der Nase wegschnappen.“
Druda verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Stimme nahm einen weichen Tonfall an. „Hören Sie nun gut zu“, fuhr er leise fort. Man hätte im Raum eine Stecknadel fallen hören. „Ich als der Betreiber von Dracula-Park versichere Ihnen hier und heute: Die Bürger von Kischila werden vorrangig behandelt, wenn sie Arbeit suchen. Keiner von außerhalb wird jemals eine Stelle in meinem Unternehmen erhalten, solange es noch einen einzigen Arbeitssuchenden in Ihrer Gemeinde gibt, der auf die ausgeschriebene Stelle passt.“
Allmählich wich die Stille im Publikum. Ein Aufatmen ging hörbar durch die Reihen. Es wurde gemurmelt.
„Sehr gut“, rief schließlich einer laut.
„Eine hervorragende Idee“, pflichtete ein Zweiter bei.
Einige klatschten, schlugen sich auf den Rücken - bis Karla Holm das Wort ergriff. Sie war zur Sitzung des Gemeinderats nicht eingeladen gewesen. Sie hatte sich einfach eingeschlichen.
„Wir haben Worte aus dem Paradies gehört“, begann sie. „Doch zum Preis der Hölle. Unsere Umgebung nämlich, unsere einzigartige Landschaft mit ihren Pflanzen und Tieren, sie wird zur Hölle fahren. Gigantische Raupenschlepper werden die Wälder zerreißen und niederwalzen. Unsere Flüsse, Teiche und Biotope werden Straßen, Parkplätzen und Betonburgen weichen. Jawohl, es kann sein, dass die Arbeitslosigkeit drastisch zurückgehen wird. Gleichzeitig aber wird unser Bestand an seltenen und geschützten Tieren wie Bären, Wölfen und Luchsen von hundert auf null zurückfallen. Die Tiere ver lieren ihre Heimat, genauso wie ..."
Ein schnauzbärtiger, grauhaariger Mann packte Karla Holm unsanft am Arm. Ein Tumult entstand. Schließlich griff der Bürgermeister schlichtend ein.
„Der Gemeinderat zieht sich zu einer nicht öffentlichen Konferenz zurück“, verkündete er. „Alle anderen werden daher gebeten, den Saal zu verlassen.“ Er ließ seinen Blick durch
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