Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
hatte Tränen in den Augen und umarmte Annit wie eine liebe Freundin.
Der Bürgermeister verlieh ihr sogar privat die Bürgermedaille der Gemeinde. „Wir wollen das ja nicht an die große Glocke hängen“, sagte er verlegen. Offensichtlich schämte er sich immer noch dafür, dass er beinahe die falsche Entscheidung getroffen hätte.
Die kleine Anama weinte einen ganzen Tag lang, so traurig war sie. Und Niculina und Pelikan versuchten sie zu überreden, doch noch zu bleiben. „Du bist doch hier schon wie zu Hause“, meinten sie.
Annit nickte nur. Ja, ich habe mich bei ihnen wie zu Hause gefühlt. Aber es ist eben doch nicht mein Zuhause.
Und Mannito? Mannito hüllte sich in Schweigen. Er hatte plötzlich wahnsinnig viel zu tun. Musste den Stall ausmisten, Ranja bewegen, Holz fällen, mit Hugo ein Lehrbuch über Spurenlesen verfassen, Pelikan mit dem Traktor nach Borsana kutschieren, weil der sich angeblich den Arm verstaucht hatte. Bis zum Vorabend ihrer geplanten Abreise bekam Annit ihren Freund kaum mehr zu Gesicht.
Erst als sie zum letzten Mal mit der Familie in der Küche zum Abendessen saß, gesellte er sich dazu. Er setzte sich neben Annit.
Der blank gescheuerte Holztisch war hübsch eingedeckt. Wie immer standen auch eine Karaffe voll Rotwein und eine mit Wasser darauf. Pelikan hatte plötzlich keinen verstauchten Arm mehr und servierte das Essen.
„Schade“, sagte Niculina traurig. „Sehr schade.“
Niemand fragte, was denn schade sei!
Endlich hakte Annit nach. „Was ist schade?“
„Na ja, dass Mannito weggeht.“
Mannito hatte sich hinter seinem Teller verkrochen.
„Wie bitte?“ Fast hätte Annit ihr Glas umgestoßen. Sie stupste Mannito an. „Wohin gehst du denn?“
„Nach Griechenland“, kam es piepsend von Anama.
Mannito drehte seinen hochroten Kopf zu Annit. Er nickte. „Darf ich mitkommen?“, fragte er.
Annit war einen Augenblick lang sprachlos. Dann sprang sie auf, klopfte auf den Tisch und schimpfte: „Das ist ja die Höhe! Man sieht dich die ganze Zeit nicht, du versteckst dich und redest kein Wort.“ Ruckartig setzte sie sich wieder hin. „Aber nur, wenn Ranja auch mitkommt“, fügte sie dann leise hinzu.
Es war totenstill im Raum. Annit bildete sich ein, aus dem Stall das fröhliche Wiehern zweier Pferde zu hören. Und erst jetzt wurde ihr so richtig klar, was Mannito eben gesagt hatte. „Du willst also wirklich mitkommen?“, vergewisserte sie sich und schluckte schwer. Jetzt nur nicht weinen! Sie räusperte sich. „Du bist wirklich ein echter...“
„Ein echter Idiot, meinst du?“ Mannito sah sie gespielt beleidigt an. Denn er wusste ganz genau, was Annit hat te sagen wollen. Nämlich: dass er ein echter Freund war, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte.
Und - tatsächlich - am nächsten Tag ging es dann los. Ein überdimensionaler dunkelgrüner Geländewagen mit Allradantrieb mit einem genauso überdimensionalen Anhänger hintendran hielt vor der Tür. Predas Cousin hatte sofort zugestimmt, auch Mannito und Ranja mitzunehmen. Es gab genügend Platz in seinem Wagen.
Annit und Mannito verabschiedeten sich von Niculina, Pelikan und der kleinen Anamaria. Alle hatten Tränen in den Augen, als sie sich umarmten.
„Passt gut auf euch auf“, gab Niculina ihnen mit auf den Weg. „Und wenn ihr Heimweh habt, kommt sofort zurück. Wir sind immer für euch da.“
Annit nickte. Ja, vielleicht werde ich eines Tages mit Mannito hierher zurückkehren, nach Kischila. Denn ich habe hier so viel erlebt und mich so wohlgefühlt, als wäre es mein Zuhause. Aber zuerst muss ich meine Eltern finden.
-ENDE TEIL 2 -
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