Silberstern Sternentaenzers Sohn 03- Reise in die Vergangenheit
Feuerkreis. Gebannt starrte Annit auf den hell lodernden Kreis, in dem plötzlich eine Gestalt auftauchte. Sie trug ein langes schwarzes Gewand und einen schwarzen Umhang. Zunächst konnte Annit das Gesicht dieser dunklen Gestalt nicht erkennen. Doch als der Feuerkreis sich näher auf sie zu bewegte, erkannte Annit die Person. Es war die junge Nonne Mariana, die sie seltsam anschaute. Langsam griff Mariana unter ihren Umhang und zog etwas hervor.
Annit blinzelte, um dieses Etwas besser erkennen zu können. Und dann sah sie, was es war. Eine Ikone, die einen Heiligen darstellte - mit kurzen schwarzen Locken. Mariana hielt die Ikone mit beiden Händen und hob sie langsam über ihren Kopf, bis das Bild den Feuerkreis berührte. Annit wollte aufschreien, als die Flammen um die Ikone züngelten. Doch wieder brachte sie keinen Laut heraus. Die junge Nonne blickte Annit jetzt direkt in die Augen, dann drehte sie sich um und verschwand mit flatterndem Umhang. Zurück blieb nur der hell lodernde Feuerkreis. Und die Ikone, die vor Annit und Silberstern in dem weißen Sand lag.
Annit hatte das Gefühl, immer noch in dem Traum gefangen zu sein, als sie sehr früh am Morgen aufwachte. Nur zu deutlich sah sie die junge Nonne Mariana in dem Feuerkreis vor ihrem inneren Auge - in ihren Händen eine Ikone, die einen Heiligen mit kurzen schwarzen Locken darstellte.
Für Annit bestand kein Zweifel darüber, dass Silberstern ihr mit diesem Traum eine Botschaft geschickt hatte. Der hell lodernde Feuerkreis war das eindeutige Zeichen dafür - denn ihn gab es in allen magischen Träumen, die von Silberstern kamen. Aber was hat das alles zu bedeuten?, dachte sie verwirrt. Warum erscheint mir Mariana im Traum? Hat sie auch etwas zu verbergen?
Annit setzte sich im Bett auf und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Schon öfter hatte Silberstern ihr im Traum etwas mitgeteilt, hatte sie gewarnt, wenn ein Unheil bevorstand. Allerdings waren die Botschaften meist nicht ganz einfach zu entschlüsseln, und Annit war zunächst ratlos - so wie an diesem Morgen auch.
Warum hielt Mariana eine Ikone in der Hand, auf der ein Mann mit kurzen schwarzen Locken dargestellt war? Und warum lag die Ikone plötzlich vor mir im Sand? Je länger Annit überlegte, desto verwirrter war sie. Ich muss zu Silberstern, fuhr es ihr plötzlich durch den Kopf. Vielleicht fällt mir ja eine Antwort auf all diese Fragen ein, wenn ich bei ihm bin.
Geschwind stand sie auf, schlüpfte in Jeans und T-Shirt und band ihre langen schwarzen Locken zusammen. Dann verließ sie ihre kleine Zelle. Als sie an Mannitos Tür vorbeikam, war dahinter noch alles still.
Annit war in diesem Augenblick froh, dass ihr Freund vermutlich noch schlief. Sie wäre zu verwirrt gewesen, um mit ihm jetzt sprechen zu können. Außerdem wusste Mannito ja nichts von ihren Träumen. Auch wenn er inzwischen fast wie ein Bruder für sie war, hatte Annit ihm bisher nichts von Silbersterns magischer Gabe erzählt. Zum einen, weil sie glaubte, dass es Unglück brachte, wenn sie das Geheimnis des schwarzen Hengstes preisgab, Zum anderen, weil sie vermutete, dass Mannito ihr sowieso nicht glauben würde.
Als Annit den Garten durchquerte, drang der Gesang der Nonnen an ihr Ohr. Sie wusste inzwischen, dass die Nonnen morgens gegen vier Uhr aufstanden, um vor dem Frühstück gemeinsam in der kleinen Kirche zu singen und zu beten. Also blieb ihr noch ein bisschen Zeit, um allein mit Silberstern zu sein.
Der prächtige schwarze Araberhengst blickte ihr mit seinen großen Kohleaugen entgegen, als sie den Stall betrat - es sah fast so aus, als hätte er schon auf sie gewartet.
Annit schmiegte sich eng an ihn und legte ihren Kopf an seinen Hals. „Mein Silbersternchen“, begrüßte sie ihn. „Ich weiß, dass du mir was mitteilen wolltest, mit dem Traum heute Nacht. Aber ich verstehe das alles nicht. Was ist denn mit Mariana? Und was hat diese Ikone zu bedeuten?“ Annit lauschte Silbersterns Schnauben. Der Hengst stand ganz still da. „Wovor willst du mich warnen?“, raunte Annit mit eindringlicher Stimme in sein Ohr. „Ich muss es wissen, damit nichts Schlimmes passiert.“
Es schien ihr, als würde Silberstern seinen Kopf langsam hin und her bewegen, von einer Seite zur anderen.
„Willst du mir damit sagen, dass ich es nicht verhindern kann?“, fragte Annit weiter. „Hat es was mit meinen Eltern zu tun?“ Wieder hatte Annit
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