Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
Pfannkuchen!“ Falls ich irgendwann jemals wieder zu Hause sein werde, fügte sie etwas wehmütig in Gedanken hinzu.
„Jetzt komm schon endlich, Annit!“, sagte Mannito mürrisch und setzte sich in Bewegung.
Annit wollte Silberstern antreiben, doch Issan hielt sie zurück. „Warte noch!“ Er griff erneut in seine Hosentasche und holte eine blaue Glasperle in Form eines Auges heraus. „Für dich. Ein Geschenk.“
Annit nahm die Glasperle und umschloss sie fest mit den Fingern. „Danke, was ist das?“
„Ein Talisman. Er soll den bösen Blick von dir fernhalten und dich vor allem Bösen beschützen.“
Annit warf issan eine weitere Kusshand zu, steckte den Talisman in ihren Rucksack und ritt Mannito nach. Sie schloss zu ihm auf. „Ey, warte doch mal!“
„So ein Schleimer“, knurrte Mannito. „Der wollte dich ja unbedingt beeindrucken. Von Anfang an. War nicht zu übersehen.“
Erst jetzt begriff Annit, warum sich Mannito in I ssans Nähe jedes Mal so seltsam benommen hatte. „Du bist ja eifersüchtig auf Issan“, feixte sie.
„Bin ich nicht“, keifte Mannito. Doch seine Ohren, die unter der Basecap hervorragten, waren glühend rot. „Wirklich nicht!“
„Bist du doch“, zog Annit ihn schmunzelnd auf.
„Bin ich ganz bestimmt nicht.“ Mannito trieb Ranja an. Annit jagte hinterher. Als sie ihn eingeholt hatte, rief sie: „Jetzt lach doch mal wieder. Wir haben genug Kohle und sind bald in Dedeli. Also, Grund zur Freude.“
Was Annit nicht wusste, war, dass der gefährlichste Teil der Reise ihnen erst bevorstand.
Ist Mannito in Gefahr?
Ein Stück weit führte ihre Reise noch an der Küste entlang. Doch es wurde gebirgig, und die Wege waren eng und steinig. Die Pferde kamen nur langsam voran. Außerdem wurde es mit jedem Kilometer heißer. Annit und Mannito mussten immer öfter Pausen einlegen, um sich und die Pferde mit Wasser zu versorgen.
„Ich brauch eine Pause“, ächzte Annit, schwang sich aus dem Sattel und steuerte auf ein schattiges Plätzchen zu.
Mannito folgte ihr zu dem kleinen Felsvorsprung, der sie und die Pferde ein wenig vor der sengenden Sonne schützte. Annit nahm ihr Tuch vom Kopf, tröpfelte etwas Wasser darauf und band es wieder um ihren Kopf. Mannito tat das Gleiche mit seiner Basecap.
„Es sind mindestens hundert Grad“, stöhnte Annit.
„Quatsch!“ Mannito winkte ab. „Aber vierzig könnten es schon locker sein.“
Annit nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. „Wie weit ist es denn noch? Wann sind wir denn endlich da?“
„Das dauert schon noch eine Weile“, erklärte Mannito. „Wir sollten bei nächster Gelegenheit mal wieder mit einem Dolmus fahren.“
Annit prustete etwas Wasser in die Luft. „Warum können meine Eltern nicht in der Antarktis wohnen?“, stöhnte sie. „Diese Hitze ist wirklich unerträglich.“ Sie legte sich zurück und streckte ihre Beine aus.
„Am besten, wir bleiben jetzt erst mal hier“, beschloss Mannito. „Und reiten erst in den Abendstunden weiter, wenn es etwas abgekühlt hat.“
Nach einer ausgedehnten Mittagspause machten sich die beiden am späten Nachmittag wieder auf den Weg. Auch den Pferden hatte die Unterbrechung gut getan, und so ging’s nun recht zügig voran.
„Wir sollten künftig immer so eine lange Pause einlegen. Wir verlieren zwar Zeit, kommen aber danach besser voran“, schlug Annit gerade vor, als ein donnerndes Geräusch die Stille zerriss.
Annit zuckte zusammen. Erschrocken schaute sie sich um und entdeckte ganz oben auf dem Berghang einen Felsbrocken, der sich gelöst hatte und nun nach unten rollte - geradewegs auf Mannito und Ranja zu.
„Mannito!“, kreischte Annit. „Pass auf!“
„Was ist denn los?“, schrie Mannito zurück.
Statt einer Antwort deutete Annit angstvoll nach oben.
Rasch hatte Mannito begriffen, was los war, und trieb Ranja an. Doch die Fuchsstute rührte sich nicht vom Fleck. Sie stand wie angewurzelt.
„Nun beweg dich doch endlich, Mannito!“, schrie Annit hysterisch.
„Ich kann nicht, es geht nicht“, schrie Mannito ebenso hysterisch zurück.
Kurz entschlossen sprang Annit von Silberstern, rannte zu Mannito und zerrte an Ranjas Zügel.
Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, Ranja wegzuziehen. Nur wenige Sekunden später donnerte der Steinschlag mit voller Wucht über die Stelle hinweg, an der Ranja und Mannito zuvor gestanden hatten.
Zutiefst erleichtert fiel Annit
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