Silberstern Sternentaenzers Sohn 04 - Familiengeheimnisse
„Schnappen wir uns den Dieb!“ Damit lief er auch schon los. Annit hinterher.
Ehe der Mann begriff, was geschah, stürzte sich Mannito von hinten auf ihn, schlang die Arme um seinen Hals und riss ihn zu Boden. Annit hielt seine Hände so fest, dass er sich nicht mehr befreien konnte.
„Wahhh! Hilfe!“, schrie der Mann. „Zwei Wahnsinnige! Lasst mich los!“
Alarmiert von dem lauten Geschrei kam Tamar sofort angelaufen. „Was ist denn hier los?“ Er packte Mannito etwas unsanft am Arm und zog ihn von dem Mann weg.
Keine zwei Minuten später eilte auch der Hoteldirektor herbei. Fragend wanderte sein Blick von Tamar zu Mannito und dann zu dem Mann am Boden.
Der Direktor sah Tamar an. „Würdest du mir nun bitte erklären, was hier vor sich geht?“, forderte er den Chefkellner auf. Seine Stimme klang erbost.
„Das ist ein Dieb!“, rief Annit völlig aufgebracht. „Er hat gestohlen.“
Inzwischen war der Mann aufgestanden. Er strich eine Haarsträhne zurück, die ihm ins Gesicht hing, und baute sich kopfschüttelnd vor Annit auf. „Dieses kleine Mädchen sieht wohl Gespenster“, sagte er leichthin und grinste. „Wahrscheinlich die viele Sonne. Wenn man unsere Temperaturen nicht gewöhnt ist.“
„Ich hab es aber auch gesehen!“, warf Mannito ein.
Der Mann bedachte Mannito mit einem verächtlichen Blick. „Dass du deiner kleinen Freundin beistehst, ist natürlich klar!“
Unschlüssig blickte der Direktor von einem zum anderen. Er war verunsichert.
„Bei der Wahl seines Personals muss man heutzutage sehr vorsichtig sein“, erklärte der Mann ganz locker. „Wenn sich solche Angriffe herumsprechen, ist das nicht besonders gut für ein Hotel.“
Mit jedem Wort wurde der Direktor noch unsicherer. „Nun ja ...“
Allmählich bekam der Mann Oberwasser. „Gegen eine gute Flasche Wein wäre ich bereit, diesen unangenehmen Vorfall zu vergessen", setzte er gütig lächelnd nach. „Es sind ja noch Kinder.“
Annit war kurz davor, zu platzen. „Sie haben gestohlen“, funkelte sie ihn an.
Inzwischen war auch Issan gekommen. „Was ist hier los?“, erkundigte er sich bei Mannito, der ihm rasch alles erklärte.
Der Typ war sich nun seiner Sache völlig sicher. Überheblich betrachtete er Mannito und Annit. „Kinder haben eben manchmal eine blühende Fantasie.“
„Ich hab es genau beobachtet“, fauchte Annit wie ein wilder Tiger.
Der Direktor hob die Hand. „Ruhe jetzt!“ Er wandte sich an Tamar. „Bring unserem Gast eine Flasche von unserem besten Wein.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Hiermit möchte ich mich in aller gebotenen Form für das Verhalten unserer Aushilfskräfte entschuldigen.“
Der Mann winkte ab. „Schon gut.“ Er strich seine blütenweiße Anzugjacke glatt und setzte sich an den Tisch. „Und jetzt wollen wir uns wieder dem vorzüglichen Essen widmen.“
„Das darf doch nicht wahr sein!“, stieß Annit fassungslos hervor. Sie funkelte Issan an, inzwischen bebte sie vor Wut. „Wenigstens du musst uns glauben: Der Typ hat Brieftaschen gestohlen und dann schnell in seiner Jackentasche verschwinden lassen. Und der dämliche Direktor checkt gar nichts!“
Etwas unwirsch nahm Mannito Annit am Arm. „Issan kann da auch nichts machen. Komm, beruhig dich!“
„Moment!“, rief Issan dann laut in die Menge. „Wer nichts gestohlen hat, kann ja auch seine Jackentaschen zeigen!“ Er nickte dem Mann zu. „Darf ich mal reinsehen?“
Annit hielt erschrocken den Atem an, Mannito auch. „Issan riskiert seinen Job für uns“, murmelte er entsetzt. Er umfasste Annits Arm fester. „Das dürfen wir keinesfalls zulassen.“
„Schon okay, Issan, lass mal! Vielleicht hab ich mich ja tatsächlich getäuscht“, sagte Annit schnell und wollte Issan wegziehen.
Doch Issan blieb hart. Er fixierte den Mann. „Würden Sie uns nun bitte Ihre Taschen zeigen?“
Der Mann drehte sich zum Hoteldirektor. „Das wird ja immer bunter hier. Ist das denn ein Kindergarten?“ Er straffte seine Schultern. „Ich werde jetzt gehen. Das wird mir alles etwas zu viel. Aber das wird noch ein böses Nachspiel für Ihr Hotel haben, da können Sie sicher sein.“ Damit drehte er sich um und wollte verschwinden.
„Hilfe!“, schrie in diesem Moment einer der Gäste. „Meine Brieftasche ist verschwunden.“
„Meine auch!“, kam es gleich darauf vom anderen Ende des Tisches.
Wortlos blickte der Direktor von Annit zu dem
Weitere Kostenlose Bücher