Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung
Wasser gehe.“
„Vermutlich ist das hier so.“ Mannito grinste breit. „Vermutlich gehen die Frauen hier angezogen ins Wasser.“
„Echt super.“ Annit rollte mit den Augen. „Von Emanzipation haben die hier wohl noch nichts gehört. Lassen ihre Frauen arbeiten, während die Männer rumsitzen und Wasserpfeife rauchen. Das war nichts für mich.“
Mannito trommelte sich auf die Brust wie Tarzan. „Das ist eben eine Männerwelt hier. Also ich könnte mich daran schon gewöhnen.“
„Na warte, du Pascha!“, kicherte Annit, nahm Anlauf und schubste Mannito mit einem kräftigen Stoß ins Wasser.
Prustend tauchte Mannito wieder auf, schüttelte sich und jagte hinter Annit her. Den Rest des Nachmittags planschten Annit und Mannito im Wasser, und seit langer Zeit fühlte sich Annit wieder einmal unbeschwert.
Müde wie ein Stein fiel Annit am Abend auf ihre Schlafstätte. Sie hatte kaum „Gute Nacht!“ zu Alisha gesagt, da fielen ihr auch schon die Augen zu. Bald darauf war sie in einem seltsamen Traum gefangen.
Ein prächtiger Rappe mit einem hellen Stern auf der Stirn trabte über ein Feld. Er war herrlich anzusehen, und alles schien ganz friedlich. Doch plötzlich blieb er stehen. Ganz ohne Vorwarnung stieg er und keilte wie wild aus. Das Pferd schien jetzt völlig aggressiv. Es drehte sich so schnell um sich selbst, dass es nur schemenhaft zu erkennen war. Doch auf einmal konnte Annit seinen Kopf ganz deutlich sehen. Seine Augen, die eigentlich keine waren, sondern tiefe, dunkle Löcher, aus denen züngelnde Feuerflammen aufstiegen. Alles wirkte mit einem Mal düster und bedrohlich. Der Feuerschein der Flammen flackerte heller als tausend Sonnen und formte sich zu einem riesigen Feuerkreis. Annit wollte schreien, aber es kam kein Ton aus ihrem Mund.
Dann schreckte sie hoch. Ihr Herz klopfte wie wild. Für ein paar Sekunden wusste sie nicht mehr, wo sie war. Doch dann fiel ihr Blick auf Alisha und zwei andere Beduinenfrauen, die ganz ruhig neben ihr schliefen. Annit drehte sich zur Seite und versuchte sich zu beruhigen. Es war der gleiche grässliche Traum wie bereits zweimal in Dedeli. Da ist er wieder, dachte sie zitternd. Das gleiche aggressive Pferd. Die gleichen lodernden Flammen. Die gleichen hässlichen dunklen Löcher. Der Feuerschein der Flammen, der heller als tausend Sonnen ist. Annit zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. Verdammt, was bedeutet das? Ich bin doch hier! In Syrien! Ich reite auf Silberstern durch den Wüstensand, wie Caro es in ihrer Vision gesehen hat. Was soll ich denn noch tun? Hab ich was falsch gemacht? Oder will Silberstern mich vielleicht vor etwas warnen? Sie versuchte, sich an das Telefonat mit Carolin zu erinnern. Die beiden Mädchen waren sich darüber einig gewesen, dass sie ihre Suche in Syrien starten mussten. Denn von dort stammte Sternentänzers Mutter. Und nur wenn sie die Vergangen heit kannten, würden sie eine Antwort auf die Frage nach der bösen Seite ihrer Pferde finden. „Wo soll ich nur suchen, Caro?“, fragte Annit verzweifelt in die Nacht. „Wo liegt diese Antwort? Wie kann ich sie finden? Was muss ich dafür tun? Vielleicht wird sich ja alles finden? Viel leicht muss ich ja einfach nur etwas Geduld haben?“ Sie schloss die Augen und versuchte zu schlafen, was ihr irgendwann auch gelang.
Viel Sand und noch mehr Langeweile
Einige Tage später wurde Annit morgens von einem merkwürdig zischenden Geräusch geweckt. Es schien, als würde das ganze Zelt wackeln. Ängstlich rüttelte sie an Alishas Schulter. „Wach auf, Alisha! Los!“
Alisha schreckte hoch. „Was ist denn?“
„Weiß ich auch nicht“, murmelte Annit und zog sich die Decke bis unter ihr Kinn. „Ich glaub, das Zelt fliegt gleich weg.“
Alisha lauschte kurz, dann schmunzelte sie. „Das ist nichts“, sagte sie ruhig.
„Wie nichts?“ Annit umklammerte die Decke fester.
„Das ist nur ein Sandsturm“, erklärte Alisha ruhig und legte sich wieder hin.
„Was ist das?“
„Heißer, trockener Wind, der sehr viel Sand hoch aufwirbelt und mit sich auf die Reise nimmt.“ Alishas Stimme klang schläfrig. „Manche Stürme transportieren bis zu Millionen Tonnen Sand über sehr weite Entfernungen. Der Stammesfürst hat erzählt, dass afrikanischer Wüstensand bis in die Karibik reist.“
Annit warf die Decke von sich und sprang auf. „Das will ich sehen.“
„Du siehst gar nichts“, erwiderte
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