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Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 05 - Die alte Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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„Warum hörst du immer wieder dasselbe Lied?“, knurrte sie.
    Alisha verdrehte schwärmerisch ihre dunklen Augen. „Es ist so wunderbar. Diese Worte! Er singt so wunderschön von der Liebe.“
    „Ah“, machte Annit. Das Zelt flatterte. Offenbar tobte draußen noch immer der Sandsturm. Sie ging neben Alisha wieder in die Hocke. „Sag mal, Alisha, geht dir das alles nicht auch manchmal total auf den Keks?“
    „Was denn?“
    Annit machte eine Handbewegung. „Einfach alles. Diese Wüste, dieser Sand, dieses Eingesperrtsein ...“
    „Aber das ist mein Leben“, erklärte das Mädchen mit sanfter Stimme.
    „Schon! Aber es ist immer das Gleiche und ...“
    „Oh nein“, unterbrach Alisha sie eifrig. „Ich werde heiraten, dann werde ich einen Haushalt führen und Kinder haben.“
    Annit grinste. „Schon, aber doch erst in zehn oder fünfzehn Jahren, was machst du bis dahin?“
    „Nein.“ Alishas Augen funkeltan. „In einigen Monaten.“
„Wie bitte?“ Annit starrte Alisha verdattert an.
    „Ich werde bald heiraten“, bestätigte Alisha mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
    „Aber du bist doch noch so jung?“, stieß Annit ungläubig hervor.
    „Oh nein! Ich bin schon siebzehn“, gab Alisha zurück. 
    Annit schaute das Mädchen mit großen Augen an. „Ja, aber ... und wie lange bist du schon mit deinem Freund zusammen?“
    „Gar nicht“, antwortete Alisha ruhig, während sie den Rekorder wegpackte. „Ich kenne ihn überhaupt nicht.“
    „Wie?“ Völlig entsetzt sprang Annit auf. „Du weißt nicht, wen du heiratest?“
    „Nein.“
    „Spinnst du?“ Annit war völlig außer sich. „Du willst mit einem Mann dein Leben verbringen, den du noch gar nicht kennst?! Das geht doch gar nicht!“
    „Ich werde ihn schon bald kennenlernen. Meine Eltern haben ihn für mich ausgesucht“, sagte Alisha so leicht dahin, als spreche sie über eine Urlaubsreise. „Und er zahlt mit vielen Ziegen, Schafen und Kamelen.“
    „Aber
    „So ist es bei uns Tradition.“ Alishas braune Augen blitzten energisch. „So sind auch meine Eltern zusammengekommen.“
    „Aber ...“, wollte Annit gerade lospoltern, dann hielt sie inne. Bei meinen Eltern war es ja eigentlich ähnlich. Zumindest fast. Elena war ihrem Cousin versprochen. Wenn sie sich nicht in Achmed verliebt hätte, wer weiß, vielleicht wäre sie dann heute mit dem Mann zusammen, den ihre Eltern für sie vorgesehen hatten. Ein Lächeln umspielte Annits Lippen. Eigentlich ziemlich mutig von meiner Mutter, dagegen aufzubegehren.  Annit musterte Alisha. „Und wenn du dich in einen anderen Jungen verlieben würdest, würdest du trotzdem tun, was deine Eltern wollen?“
    „Natürlich“, nickte Alisha.
    „Aber wenn du dich total verlieben würdest, zum Beispiel in ... in Mannito, und er sich auch in dich. Würdest du dann mit ihm weglaufen?“
    Alisha schaute Annit so verblüfft an, als wolle die ihr klarmachen, dass ein Ball vier Ecken habe. „Aber nein! Niemals! Bist du verrückt?“
    Meine Mutter hat es getan. Das verdient Respekt, überlegte Annit anerkennend. Sie holte ihren Rucksack und kramte das Familienfoto hervor, das sie in Dedeli geknipst hatte. „Schau mal, Alisha, das ist meine Familie.“
    Alisha betrachtete das Foto. „Deine Mutter ist eine sehr schöne Frau. Du hast ihre Augen“, stellte sie fest.
    Sie ist schön und stark, dachte Annit. Und mit einem Male überkam sie große Sehnsucht nach ihr, nach ihrem Vater und nach dem kleinen Haus in Dedeli. Sie schloss die Augen und glaubte, die Umarmung ihrer Mutter zu spüren, ihren Duft zu riechen. Ein bisschen gebratene Auberginen, ein bisschen Vanille.
    Schließlich ging auch dieser Tag irgendwie vorüber, und am nächsten Morgen wölbte sich ein tiefblauer Himmel über der Wüste, als hätte nie ein Sandkorn die Sonne getrübt. Gleich am frühen Morgen startete das Training. In einigem Abstand zu den Zelten war ein Gelände mit festem Wüstensand abgegrenzt. Etwa ein gutes Dutzend Araberpferde standen bereit. Eines edler als das andere. In allen Farben: hell, braun, schwarz und gefleckt. Annit war total fasziniert von dem prächtigen Anblick. Auf den  Pferderücken saßen Beduinen, deren lange Kopftücher im  Wind wehten.
    Ehrfürchtig näherten sich Annit und Mannito ihnen. Die Männer starrten Annit an. Wortlos und mit stechendem Blick. Man merkte deutlich, dass es ihnen überhaupt nicht gefiel, dass eine Frau an dem Pferderennen

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