Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
wieder. Das Pferd wurde ruhiger, die Flammen in seinen Augen wurden kleiner, zogen sich zurück, bis sie ganz verschwunden waren...
Annit schlug die Augen auf. Sie fühlte sich leicht und geborgen. Ein angenehmes Gefühl durchströmte sie. Wohlig kuschelte sie sich in ihre Decke und fiel in einen tiefen Schlaf. Das schöne Gefühl blieb bis zum nächsten Morgen.
Als Annit aufwachte, streckte sie sich zufrieden. Es ist vorbei! Endlich ist es vorbei! Der grauenvolle Traum ist besiegt, dachte sie dabei erleichtert. Mit großem Appetit machte sie sich über die Schale Datteln her, die ihr Alisha zum Frühstück gerichtet hatte. Dann lief sie zum Zelt des Stammesfürsten.
Carolin wird genauso glücklich sein wie ich!, überlegte Annit, als sie den Computer hochfuhr und zu schreiben begann. „Liebe Caro, ich hab so viele Neuigkeiten, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Zuerst das Wichtigste: Heute Nacht hab ich diesen schrecklichen Flammentraum besiegt. Stell Dir vor, diese Gestalt unter der Kapuze, deren Gesicht bisher verdeckt war, das war ich! Und als ich diesen Rappen, Silberstern oder Sahir, gestreichelt habe, wurde er ruhiger und die Flammen erloschen. Ach Mann, Du weißt ja noch gar nicht, wer Sahir ist! Halt dich fest! Sahir ist Sternen tänzers Vater. Ein wilder pechschwarzer Hengst mit einem kleinen weißen Stern auf der Stirn. Er wurde von seinem früheren Besitzer enttäuscht, und das hat ihn so aggressiv gemacht. So funktioniert das nämlich. Tiere werden nämlich nur dann aggressiv und böse, wenn sie von ihrem Besitzer ent täuscht werden. Niemals von sich aus. Deswegen ist Falak auf Mallorca auch so ausgerastet. Der alte Mann konnte gar nichts dafür! Ihr Besitzer war und ist der Stammesfürst. Und sie hat immer darauf gewartet, dass der sie eines Tages zurückholen würde. Darauf wartet sie bis heute. Der Stammesfürst hat übrigens versprochen, dass er sich nun um ihre Rückkehr kümmern wird. Bin mal gespannt, wie er das anstellt. Jeden falls können wir beide ganz beruhigt sein. Unsere Pferde sind einfach nur magisch, aber überhaupt nicht böse. Auch wegen Sternentänzers früherem Besitzer kannst Du unbesorgt sein, er hat keinen Einfluss mehr auf Dein Pferd! Bis bald Annit.“
Keine fünf Minuten später erhielt Annit bereits eine Antwortmail. Priorität hoch. „ Manno, Annit, mir stehen die Haare zu Berge, das sind ja Hammernews! Bin ich happy! Ich musste neulich einem Mädchen Reitunterricht geben. Sie war eigentlich recht nett, aber Sternentänzer hat sich ihr gegen über total seltsam aufgeführt. Ich war schon voll am Ver zweifeln. Aber mit Amis Hilfe haben wir dann herausgefunden, dass er nur so aggressiv reagiert hat, weil ich ihm nicht ver traut habe. Weil ich an ihm gezweifelt habe. Weißt Du, was ich dann gemacht hab? Ich hab ein Tagebuch geschrieben. Abgefahren, oder? Mit meinen schönsten Erlebnissen mit Sternentänzer. Von da an hab ich mich ihm wieder ganz nahe gefühlt. Sag mal, was hast Du jetzt eigentlich vor? Kommst Du zurück nach Deutschland? Sehen wir uns bald wieder? Das wäre sooooooo schön! Grüße Caro.“
Annit lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. Tja, gute Frage, Caro! Sehr gute Frage. Wenn ich nur die Antwort wüsste. Eigentlich ja. Eigentlich hab ich ja sehr viel über die Vergangenheit von Silberstern und Sternentänzer herausgefunden, und viele Fragen sind beantwortet. Eigentlich könnte ich nach Hause gehen. Aber irgendetwas in meinem Bauch sagt mir, dass es noch nicht so weit ist. Außerdem haben wir ja Mohammed verpasst...
So, aber jetzt muss ich erst mal Mannito alles erzählen. Dazu war bisher noch gar keine Gelegenheit, entschied sie, schaltete den Computer aus und lief nach draußen. Dort wäre sie beinahe mit Yussuf zusammengestoßen.
„Hast du Mannito gesehen?“, fragte er gleich.
„Mannito!“, wiederholte Annit, noch ganz in ihren Gedanken gefangen.
„Genau, Mannito, sag ich doch!“ Yussuf wirkte genervt.
Annit zuckte die Achsel. „Zu Mannito wollte ich auch gerade. Ich dachte, er sei mit dir unterwegs wie immer.“
Yussuf schüttelte den Kopf. „Nee, keine Ahnung, wo der sich die ganze Zeit rumtreibt.“
„Echt?“ Annit plagte das schlechte Gewissen. Vor lauter Silberstern hab ich mich überhaupt nicht mehr um ihn gekümmert, dachte sie schuldbewusst. Das wird sich ab jetzt ändern.
„Und wenn
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