Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
Hand.
„Endlich!“, freute sich Mannito und klappte sogleich sein Tischchen herunter. „Was gibt’s denn?“
„Gegrillte Putenbrust mit Gemüse und Nudelsalat“, erklärte die Stewardess.
„Lecker!“ Hungrig deckte Mannito sein Schälchen auf. „Mhmm, riecht super!“
Auch Annit machte sich über ihr Essen her.
„Das Essen ist das Allerbeste am Fliegen“, erklärte Mannito vergnügt.
„Dir schmeckt’s doch überall“, feixte Annit.
„Stimmt auch wieder.“ Mannito packte seine Gabel voll mit Nudelsalat.
„Meinst du, unsere Pferde sind schon auf der Ranch, wenn wir ankommen?“, überlegte Annit, während sie ihre Putenbrust mit dem Plastikmesser zerteilte. Silbersterns Bild tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Sein tiefschwarz glänzendes Fell, der edle Kopf mit dem kleinen weißen Stern auf der Stirn, seine dunklen Augen, seine elegante Art, sich zu bewegen. Aber es war nicht nur sein Äußeres, das sie immer wieder faszinierte. Bei dem prächtigen Hengst gab es noch etwas anderes. Er war wie eine Truhe voller Schätze, voller Geheimnisse - und er besaß eine außerordentliche Gabe. Eine magische Gabe, die nur sie, Annit, nutzen konnte. Zusammen mit Mannitos Fuchsstute Ranja hatte Silberstern die Reise in die USA schon einige Zeit früher antreten müssen wegen der Quarantänefristen.
„Keine Ahnung!“, schmatzte Mannito.
„Hoffentlich hat mein Silbersternchen den langen Flug auch gut überstanden“, sorgte sich Annit. Für einen Moment schloss sie die Augen und sah, wie sie auf dem Rücken des wunderschönen Rappen über Felder und Wiesen galoppierte. Wie seine fliegende pechschwarze Mähne ihr ins Gesicht wehte. Ein wohliges Gefühl durchströmte sie. In Silbersterns Nähe war Annit immer total glücklich.
„Klar doch, jeden Tag fliegen Hunderte von Pferden“, verkündete Mannito ganz fachmännisch. „Das haben die schon im Griff.“ Er schob sein inzwischen leer gegessenes Schälchen von sich. „Was gibt’s in Amerika eigentlich zu essen? Und wie sieht’s da aus?“ Er legte seine Stirn in Falten. „Ich kenne niemanden, der schon mal so weit weg war. Ob es da so aussieht wie in den Filmen?“
„Lass dich überraschen!“ Annit hatte ihr Schälchen nicht ganz leer gegessen, schob es aber auch zur Seite. „Ich bin vor allem mal gespannt auf diese Westernranch. Und auf die Pferde.“
„Pferde sind doch Pferde, oder?“, sagte Mannito und grinste. „Sehen die nicht überall gleich aus? Vier Beine, Mähne, Schweif.“
Annit knuffte den Freund in die Seite. ,Ja klar, so wie auch alle Menschen gleich aussehen. Zwei Beine, Gesicht und Haare.“
„Möchtet ihr beiden noch etwas trinken?“, erkundigte sich die Stewardess freundlich.
„Für mich eine Cola bitte“, bestellte Mannito.
Annit schüttelte den Kopf. „Das ist jetzt schon deine dritte Cola“, stellte sie lachend fest.
„Na und? Der Flug dauert ja schließlich auch eine halbe Ewigkeit.“
„Schlaf doch ein bisschen“, schlug Annit vor und kuschelte sich in ihren Sitz. „Dann vergeht die Zeit schneller.“
„Oh nein! Ich muss doch aufpassen, dass wir nicht runterfallen“, erklärte Mannito, nickte und verschränkte dabei die Arme.
Eine Weile saßen die beiden schweigend nebeneinander.
„Du Annit“, begann Mannito schließlich.
„Was denn?“, nuschelte Annit im Halbschlaf zurück.
„Wenn ich tatsächlich nach Rumänien gegangen wäre, wärst du dann ohne mich geflogen?“
Mit einem Schlag war Annit hellwach. Sie schnaufte tief durch und dachte nach. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie dann ehrlich und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Vielleicht wäre ich mit dir nach Rumänien gefahren!“
„Rumänien“, wiederholte Mannito sehnsüchtig. „Es kommt mir vor, als wär es Jahrhunderte her, als ich meine Eltern das letzte Mal gesehen habe. Ach was, Jahrtausende.“
Annit legte ihre Hand sacht auf seinen Arm. „Wenn wir aus Amerika zurück sind, fahren wir nach Rumänien und besuchen sie. Ganz bestimmt!“
„Ich habe ihnen gemailt, dass ich nach Amerika fliege“, gab Mannito mit einem kleinen, ziemlich stolzen Lächeln zurück. „Meine Eltern waren fast aufgeregter als ich.“
„Hm …“ Annits Gedanken wanderten zu ihren Adoptiveltern. Ursula und Hannes Georgi. Beide hatten sich beim Abschied die größte Mühe gegeben, nicht in Tränen auszubrechen. Ihrer Adoptivmutter war es nicht so ganz gelungen. Wieder und wieder hatte sie sich verstohlen über die Augen
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