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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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sich nicht bestreiten. Doch es gab keinen Beweis. Es gab nur Coggley und den Verdacht der Hausbewohner, die zwei und zwei zusammenzählten, obwohl die Hälfte von ihnen gar nicht zusammenzählen konnte. Pin hatte immer wieder darüber nachgegrübelt und war dabei jedes Mal zum gleichen Ergebnis gekommen: Sein Vater war unschuldig. Es blieb nur ein kleiner bohrender Haken: Wenn Oscar Carpue unschuldig war, warum kam er dann nicht zurück?
    »Ich werde nicht mehr daran denken«, entschied Pin energisch, dann legte er sich mit den Händen unter dem Kopf auf die Bank und versuchte, sich von allen komplizierten Gedanken frei zu machen.

    Schlagartig erwachte Pin aus einem kleinen Nickerchen. Im Raum war es plötzlich vollkommen dunkel – alle Kerzen waren ausgegangen –, und darum ließ er sich von der Bank gleiten und tastete sich vorsichtig zur Tür, um sie zu öffnen. Jemand huschte durch die Werkstatt.
    »Mr Gaufridus?«, rief Pin.
    Er spürte einen Luftzug und hörte das Rascheln von Stoff. Als er schreien wollte, legte sich eine Hand um sein Gesicht und drückte ihm einen feuchten Lappen über den Mund. Pin spürte, wie seine Augen schwer wurden und sein Körper erschlaffte – und dann spürte er nichts mehr.

Kapitel 6

    Pins Tagebuch
    Als ich, auf den Vorschlag meiner Mutter hin, mit diesem Tagebuch anfing, hätte ich nie gedacht, dass ich je einen so seltsamen Eintrag schreiben würde wie den Bericht über die Nacht bei Sybil in der »Cella Moribundi«. Von meiner Bank aus konnte ich sehen, dass meine unerwarteten Gäste zu dritt waren, unterschiedlich groß, alle dunkel gekleidet, zwei mit Kapuzen, einer mit Mütze. Sie achteten nicht auf mich, und so entschloss ich mich, ein drittes Mal am Foeduswasser zu schnuppern. Gerade als ich nach der Flasche griff, sagte der junge Mann am Tisch: »Seid Ihr sicher, Mr Pantagus, dass mit ihm alles in Ordnung ist?«
    »Keine Sorge, Mr Belding«, kam die Antwort, und ich sah, wie der ältere Mann dem besorgten Burschen beruhigend auf die Schulter klopfte. »Dem Jungen wird’s bald wieder gut gehen. Mag sein, dass ihm hinterher der Schädel brummt, aber das ist auch alles. Er wird’s als Erfahrung betrachten.«
    Mr Belding, ein junger Mann von etwa achtzehn Sommern, schien mit dieser Erklärung zufrieden. Außerdem waren ihm jetzt andere Dinge wichtiger als die Sorge um mich. Er wandtesich wieder dem Tisch zu und nahm die Hand des toten Mädchens.
    »Sie ist so kalt! Sybil, armer Liebling!« Es klang überrascht.
    »Was habt Ihr denn erwartet?«, murmelte das Mädchen (die dritte Person im Bunde), und ich hörte Nervosität in ihrer Stimme. Mr Pantagus sah zu ihr hin und lächelte wohlwollend. »Bleib ruhig, Juno«, sagte er. »Es wird nicht lange dauern.«
    Ich sah, wie Juno an einer dünnen Schnur um ihren Hals zog, doch was daran hing, konnte ich nicht erkennen, da sie es in der Hand hielt. Dann fuhr sie mit dem Finger unter ihrer Nase entlang und strich sich etwas zwischen Nase und Oberlippe, eine Art Salbe vermutlich. Die Stelle schimmerte im Kerzenlicht. Nach dem leichten Glanz über Mr Pantagus’ Oberlippe zu schließen, hatte er die Salbe ebenfalls benutzt.
    »Was ist das?«, fragte Mr Belding. »Muss ich es …?«
    Juno schüttelte den Kopf und bedeutete ihm zu schweigen. In der rechten Hand hielt sie ein schmales tropfenförmiges Fläschchen an einer Silberkette. Langsam schritt sie um den Raum herum und schwenkte dabei mit beschwörenden Bewegungen das Fläschchen hin und her und hin und her. Als sie an mir vorüberging, wehte ein süßer, frischer Hauch mich an, so frisch, wie der Hauch aus meinem Fläschchen Foeduswasser beißend war – und mindestens genauso kräftig. Unwillkürlich sog ich ihn tief ein. Sie ging weiter, und als sie zu Mr Belding kam, blieb sie einige Sekunden hinter ihm stehen. Kaum atmete er den Duft ein, musste er husten und niesen.
    »Was machst du da?«, fragte er in Panik.
    »Es ist nur ein Mittel, um sie zu rufen«, sagte sie beschwichtigend.
    »Tut mir leid«, flüsterte er, »aber ich hab so was noch nie gemacht.«
    »Wir schon«, sagte Juno freundlich. »Und wir müssen zügig weitermachen.«
    Schließlich war der ganze Raum von dem kräftigen Duft erfüllt. Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete gespannt, wie sich das Mädchen am Kopf der Toten neben Mr Pantagus aufstellte. Im Kerzenlicht schimmerte ihr blasses Gesicht unter der Kapuze. Mr Belding stand erwartungsvoll an Sybils Seite.
    Nun griff Mr Pantagus in

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