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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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erwiderte Pin. »Ich wollte den Knochenmagier sehen.«
    »Ah ja, Mr Pantagus«, sagte Beag. »Seltsames Gewerbe meiner Ansicht nach, obwohl manche Leute meines auch nicht gerade alltäglich finden. Und warst du auch bei dem Gefräßigen Biest?«
    Pin schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Beag rieb sich die Hände und es hörte sich an wie das Knirschen von Sandpapier. Fragend sah er Pin an. »Du wirst dich bei dieser Kälte ja wohl schnell nach Hause machen? Habe noch nie einen solchen Winter erlebt. Ungewöhnlich! Zweifellos ungewöhnlich!«
    »Ich wäre längst daheim«, sagte Pin, was sehr viel kläglicherherauskam, als er wollte. »Aber ich habe heute Abend meine Unterkunft verloren. Wahrscheinlich bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf der Straße aufzuhalten.«
    »Da bist du nicht der Einzige in dieser Stadt«, sagte Beag trocken. »Ich selbst wäre längst weg, wenn ich nicht auf einen Freund warten würde. Er müsste jeden Moment hier sein …«
    »Warte, mein Lieber«, rief jemand hinter ihnen, dann waren eilige Schritte zu hören.
    Pin fragte sich, wen Beag wohl kennen mochte, der so eindeutig mit dem Akzent der Nordstadt sprach. Der Mann, der auf sie zukam, war groß, außergewöhnlich groß, und seine schlanke Gestalt wurde von dem langen dunklen, bis an den Kragen zugeknöpften Mantel noch betont. Pin fand ihn sehr elegant und auffallend gut aussehend.
    »Freut mich, dass ich dich gefunden habe«, sagte er und klopfte Beag herzlich auf den Rücken. »Zurzeit bin ich nachts nicht gern draußen. Man wird zu leicht in den Foedus geworfen von diesem Verrückten … Wie nennen sie ihn noch mal? Silberapfel-Mörder.«
    »So nennt ihn Deodonatus Snoad«, sagte Beag.
    »Und wer ist dieser junge Freund hier?«, fragte der Mann, als fiele ihm plötzlich ein, dass der schmuddelige Junge vielleicht gar zu Beag gehören könnte. »Willst du mich nicht vorstellen?«
    »Pin«, sagte Beag, »darf ich dir meinen großen Freund, Mr Aluph Buncombe, vorstellen?«
    »Freut mich, Euch kennenzulernen«, sagte Pin höflich und tippte an seine Mütze.
    »Welch ausgezeichnete Manieren«, sagte Aluph angenehm überrascht und betrachtete den Jungen von Kopf bis Fuß. »Die hast du gewiss nicht auf dieser Flussseite gelernt?«
    »Ich habe sie von meiner Mutter«, sagte Pin. »Sie war auch von der anderen Seite des Flusses. Sie hat immer gesagt, gute Manieren kosten wenig, aber sie sind viel wert.«
    »Eine kluge Frau«, erwiderte Aluph, der sich freute, dass Pin ihn für einen aus der Nordstadt hielt. Er hatte viele Stunden darauf verwandt, seine Aussprache zu verbessern und die Vokale weich auszusprechen.
    »Ja, das war sie«, sagte Pin leise.
    »Pin hat seine Unterkunft verloren«, sagte Beag. »Ich habe überlegt, ob nicht vielleicht Mrs Hoadswood helfen könnte.«
    »Nun«, sagte Aluph zuversichtlich. »Wenn es eine Frau gibt, die alles tun würde, um jemandem zu helfen, so ist das Mrs Hoadswood. Ein Abendessen ist gewiss das Mindeste, was sie dir anbieten wird.«
    Bei dieser Aussicht leuchteten Pins Augen auf.
    »Mehr kann ich dir allerdings nicht versprechen«, warnte Beag.
    Aluph konnte es kaum abwarten, ins Warme zu kommen, und hauchte ungeduldig auf seine Handschuhe. Und so machten sie sich zu dritt auf den Weg.
    »Sag mal, junger Mann«, fragte Aluph im Plauderton, »wie habt ihr beide euch eigentlich kennengelernt?«
    »Ich bin über Mr Hickorys Kartoffel gestolpert.«
    Aluph lachte. »Du hast Glück gehabt, dass sie dich nicht am Kopf erwischt hat.«
    Verständnislos sah Pin ihn an und Aluph blickte schnell zu Beag. »Hast du ihm nicht davon erzählt?«
    »Wovon denn?«, fragte Pin.
    Aluph ließ Beag nicht zu Wort kommen. »Nun, von seinen großen Begabungen. Beag hier mag vielleicht klein von Gestalt sein, doch er ist ein Riese an Geist.«
    Beag lächelte und machte eine Verbeugung. »Mr Buncombe, Sir, du bist einfach zu liebenswürdig.«
    »Was habt Ihr denn für Begabungen?«, fragte Pin, der sich immer noch wunderte, was die Kartoffel damit zu tun haben könnte.
    Beag schwoll an vor Stolz und sprach, als stünde er vor einem sehr viel größeren Publikum.
    »Ich, Beag Hickory, Sohn ferner Länder, Dichter und Sänger, Gelehrter …«
    »Oh, das wissen wir alles«, unterbrach ihn Aluph. »Erzähl ihm doch, was du wirklich tust.«
    Beag wirkte ein wenig verärgert, weil er so in voller Fahrt unterbrochen wurde, doch er gehorchte. »Ich bin Dichter, das ist wahr, aber da die Leute von Urbs Umida solche

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