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Silbertod

Silbertod

Titel: Silbertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F E Higgins
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Wesens war ihm vorausgeeilt.
    Nun stand Rudy Idolice im Halbdunkel vor dem Käfig und rieb sich die Hände. Es war seine Idee gewesen, die Lampen nur schwach brennen zu lassen: Das schärfte die Ohren. Im trüben Licht verbreitete das Biest noch größeren Schrecken. Man hörte sein Kauen und Schlürfen und Schnüffeln und Schnauben – und das Schaben seiner Krallen, wenn es versuchte, die Knorpelreste zwischen den Zähnen herauszupulen.
    Rudy gluckste ein bisschen und beglückwünschte sich wieder einmal, während er so durch die Gitterstäbe schaute und die Münzen in seiner Tasche klimpern ließ. »Wir sind ein starkes Team, du und ich«, sagte er. »Wir machen unsere Sache gut.«
    Das Schmatzen hörte auf. Das Biest schnüffelte lautstark, wälzte einen tiefen Rülpser hervor und kam dann zum vorderen Teil des Käfigs geschlurft. Rudy wich zurück.
    »Meine Güte«, murmelte er, »du bist aber wirklich abgrundtief scheußlich!«
    Das Biest sah ihn aus riesengroßen dunklen Augen an und blinzelte. Dann spitzte es die gummiartigen Lippen und ließ einen langen Spuckestrahl auf Rudys Stirn platschen. Rudy schrie auf, denn der Speichel brannte wie Feuer, und instinktiv wischte er sich mit der Hand über die Stirn. Ein Fehler. Seine Hand würde noch drei Tage nach fauligem Fleisch stinken.
    »Du bist genauso widerlich wie diese Stadt, du Monster«, murmelte er und stieg wieder hinauf zur Bequemlichkeit seines Stuhles und zu seiner Ginflasche.
    Er rieb immer noch mit einem feuchten Lappen an seiner Hand herum, als er Schritte hörte.
    »Ihr schon wieder?«, sagte er zu dem Kunden und streckte die Hand nach einer Sixpencemünze aus, ehe er den Vorhang zurückzog.

Kapitel 25

    Das Gefräßige Biest
    D
er Flinke Finger war zum Bersten voll mit ausgelassen Feiernden. In abgetrennten Nischen drängten sich Frauen und Männer und machten zweifelhafte Geschäfte. So lebhaft war das ganze Hin und Her, das Nicken und Zwinkern und Schubsen, dass man an eine Vogelschar erinnert wurde, die sich auf einem Dachfirst drängelt. Seltsame Arten des Zeitvertreibs waren zu beobachten; diese Woche war Rüsselkäfer-Rennen die Lieblingsbeschäftigung, und natürlich fanden Glücksspiele aller Art statt. Wie immer gab es Lachen und Triumphgeschrei und verzweifelte Ausrufe, je nachdem, ob Geld gewonnen oder verloren wurde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Getränke über Köpfe gekippt würden, bis Stühle fliegen und Raufereien ausbrechen würden.
    Pin ging hinter Juno und sah, wie sich ein Mann, der im Gegensatz zu seinen Kameraden recht prahlerisch gekleidet war, den Schweiß von der gerunzelten Stirn wischte. Nach seinem Äußeren zu schließen, wohnte er wahrscheinlich außerhalb der Stadtmauern. Er hatte ein Blatt Karten in der Hand.
    Witternd sog Pin die Luft ein. Du verlierst, dachte er, und zwar schwer.
    In diesem Augenblick stöhnte der Mann laut auf und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    »Zahlen, Mr Ratchet«, knurrte sein einäugiger Gegner, zweifellos ein Seemann, wie sich an dem schmuddeligen Halstuch und dem Ohrring erkennen ließ. Aus seinem Gürtel ragte der Griff seines gekrümmten Messers. Ratchet grub in seinen Taschen und fing an, den Inhalt auf den Tisch zu schütten – aber nicht schnell genug. Im Nu hatte ihm der Seemann sein Messer an die Kehle gesetzt. Damit schien er seinen Zechbruder zu überzeugen, dass Eile geboten war. Der Matrose fing Pins Blick auf und ein Grinsen breitete sich langsam über sein wettergegerbtes Gesicht. Pin zog den Kopf ein und ging hastig weiter. Wenn dieser Ratchet nach Angst roch, so roch der Seemann nach Unberechenbarkeit.
    Am hinteren Ende der Schenke stießen sie auf Rudy Idolice, der zusammengesunken auf seinem Stuhl saß. Auch er hatte einen durchdringenden Geruch an sich, und zwar den nach ungewaschenen Achselhöhlen. Er öffnete ein Auge, brachte ein Lächeln zustande, wobei er seine schwarzen Zahnstummel entblößte, und streckte die Hand aus.
    »Sechs Pence pro Person«, brummte er. »Die Augen werden euch aus den Köpfen fallen«, behauptete er kurz angebunden, während sich seine zitternden Finger um das Geld schlossen. »Ich garantiere euch, was ihr da unten zu sehen kriegt, habt ihr noch nie gesehen!« Seine Stimme erstarb, der kurze Funkevon Begeisterung war wieder erloschen. Das Geschäft mit dem Gefräßigen Biest lief von selbst.
    Rudy zeigte mit einer Hand auf das Warnschild von Betty Peggotty und zog mit der anderen den Vorhang beiseite. Dann stieß er die

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