Silence
aber als ich mich nach ihm umsah, stand er ein paar Schritte rechts von mir und unterhielt sich mit Matt.
»Du und Giovanni, seid ihr ein Paar?«, wollte Cindy von mir wissen. Sie knabberte an einem Taco und – man sollte es nicht für möglich halten – mein Magen knurrte hörbar. Ich versuchte, das Geräusch mit einem Hüsteln zu überspielen.
»Ehm, ich weiß nicht. Ich denke, nein.«
»Er interessiert sich aber für dich. Michelle macht das schon ganz irre.«
»Sie versucht alles, damit er sie bemerkt«, kicherte die andere – Janine.
Bisher hatte sie unser Gespräch nur aufmerksam verfolgt, mir aber nicht das Gefühl gegeben, unerwünscht zu sein. Ihre rabenschwarzen Haare waren zu einem la ngen Zopf geflochten. Anders konnte sie ihre Lockenpracht kaum bändigen. Sie erinnerte mich immer an Schneewittchen. Nur war sie nicht annähernd so sanftmütig. Verwundert stellte ich fest, dass hier ganz offensichtlich so etwas wie Sticheleien gegen Michelle im Gange waren. Wer hätte das denn für möglich gehalten? Ich nicht.
Ich wusste nicht, was ich zwei Mädchen über mein Privatleben erzählen sollte, mit denen ich schon so lange nicht mehr gesprochen hatte.
»Er ist wirklich nett und ich mag ihn«, gab ich ausweichend zu.
»Erzähl mal, ist er anders als die Jungs hier?«
»Er ist höflich und sehr zuvorkommend. Irgendwie glaubt er, mich ständig beschützen zu müssen.« Bei dem Gedanken musste ich grinsen.
»So wirkt er gar nicht. Eher wie ein Don Giovanni«, lachte Cindy und musterte Giovanni von der Seite.
»Die Gene in der Familie müssen hervorragend sein«, grinste Janine. »Ihr hättet Ermano wirklich mitbringen sollen. Warum ist er eigentlich nicht da?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ermano wirkt auf mich nicht wie der Partytyp. Giovanni sagt, er grübelt gerne allein.«
Ich ließ meine Augen über die Partygäste streifen und stellte erleichtert fest, dass mich niemand weiter beachtete.
Die Mädchen fragten mich noch ein bisschen über die Italiener aus und es war unmöglich, nicht zu bemerken, dass sie sehr interessiert an den beiden waren. Da ich aber nie eine Tratschtante war und über andere redete, wenn sie nicht dabei waren, gab ich nur ausweichende Informationen. Viel hätte ich sowieso nicht sagen können.
»Was glaubst du? Bist du Ermanos oder Giovannis Julia?« Janine warf mir einen bissigen Blick zu und mir wurde klar, dass ich nur aus einem Grund in diesem Kreis willkommen war; meine Kontakte zu den Neuen.
Nervös drehte ich mich zu Giovanni um, doch Matt stand alleine neben dem Buffet. Ich packte Larissas Arm und entschuldigte mich höflich bei meinen beiden anderen Gesprächspartnern. Jetzt, da ich die plötzliche Freundlichkeit durchschaut hatte, wollte ich nur noch weg von den Mädchen, bevor die Sache für mich gefährlich wurde.
»Vielleicht unterhalten wir uns später weiter. Larissa hast du auch Hunger?«
Die beiden kicherten hinter mir und mir wurde ganz flau im Magen. Wäre ja auch zu einfach gewesen, dachte ich.
Larissa verstand sofort und lief mit mir hinüber zu Matt, der sich gerade einen riesigen Berg Ketchup über seinen Hamburger kippte. »Hi Mädels.«
»Hat die Flasche ein Loch?« Ich zeigte auf Matts Teller.
»So in der Art«, grinste er. Matt war einer der wenigen, der hin und wieder mal noch ein Wort mit mir sprach. Zumindest solange Michelle, die Frau seiner Träume, nicht in der Nähe war. Ich nahm es ihm nicht übel. Eigentlich nahm ich es niemandem wirklich übel. »Die Burger sind ziemlich verkohlt, also neutralisiere ich den Geschmack mit gutem alten Heinz.«
Matt sah eigentlich ganz gut aus mit seinen himmelblauen Augen und dem dunkelblonden Haar. Als Ausnahmesportler hatte er auch einen durchtrainierten Body. Und man musste ihm zugutehalten, dass er trotz allem kein bisschen arrogant war, sondern immer freundlich und zuvorkommend. Der einzige Fehler, den er hatte, war seine Vernarrtheit in Michelle. Jedes Mädchen auf der Silence High wäre glücklich, wenn Matt mit ihr ausgehen würde. Michelle war wirklich blöd. Ein bisschen verliebt war auch ich immer in Matt gewesen. Vielleicht sollte ich ihm erzählen, wie schlecht es Kate ging? Sozusagen als kleiner Stups in die richtige Richtung.
Eine Weile unterhielten wir uns mit Matt und es war wieder wie früher. Ich begann mich mehr und mehr zu entspannen und hatte Giovanni schon fast vergessen, als Larissa fragte, wo er eigentlich so lange blieb.
Meine Augen machten sich
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