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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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andererseits wollte ich Kate auch nicht enttäuschen. Und schon gar nicht wollte ich als Feigling vor Giovanni dastehen. Zudem hatte ich meine Pflicht, als Tochter meiner Eltern zu erfüllen.
    Irgendwann beschloss ich, dass die Zeit reif war für ein aufwendiges Partystyling. Ich konnte mich nicht entscheiden zwischen einem schlichten, unauffälligen Outfit – weniger auffallen, weniger Blicke -, oder etwas Hübschem, mit dem ich Giovanni überraschen konnte. Das kleine Schwarze kam sowieso nicht infrage, da ich ein paar Pfündchen zugenommen hatte, seit ich das Cheerleadern aufgegeben hatte. Aber vielleicht ein Rock, der meine zu dicken Oberschenkel kaschierte? Am Ende entschied ich mich für sexy, aber nicht auf den ersten Blick; eine enge Jeans im Fetzenlook und ein Shirt, das die kleinen Pölsterchen zwar verbarg, aber einen gewagten Ausschnitt hatte, der mein Dekolleté hervorhob. Wieder einmal nahm ich mir vor, mehr auf meine Essgewohnheiten zu achten. Für heute kam diese Einsicht leider zu spät. Aber morgen.
    Giovanni glänzte mit Pünktlichkeit, wurde aber durch Greta einer kompletten Inspektion unterzogen. Geduldig beantwortete er ihre Fragen und versprach, gut auf mich aufzupassen.
    Hand in Hand verließen wir das Haus und schritten in den windigen Herbstabend, der mir meine sorgfältig frisierten Haare wieder verwirbelte. Der Abendwind war kühl, aber nicht so kühl, dass ich in meinem dünnen Strickjäckchen, das ich schnell noch übergeworfen hatte, fror. Die Tage wurden allmählich kürzer in Silence. Die romantische Abendstimmung verdrängte meine Ängste etwas und ich entspannte mich mit jedem Schritt, den ich neben Giovanni machte.
    Erleichtert stellte ich fest, dass Jeans eine gute Entscheidung gewesen waren, auch mein Date trug Jeanshosen und einen cremefarbenen Sweater mit V-Ausschnitt. Darunter trug er ein weißes T-Shirt.
    »Du siehst toll aus«, sagte Giovanni mit einem respektvollen Blick. Seine Haare hatte er hinter die Ohren gestrichen, sodass ich zum ersten Mal das Vergnügen hatte, sein Gesicht betrachten zu können, ohne dass es durch einen Schleier aus Haaren verdeckt war. Und es verblüffte mich, wie viel sanfter und weniger cool Giovannis Gesicht so wirkte. Es hatte fast den Anschein, dass er seine Haare so lang trug, um zu verbergen, dass er im Grunde nur halb so selbstsicher war, wie er immer tat.
    Meine Knie waren ganz weich und ich hatte Mühe, ein »Danke« herauszupressen.
    Michelles Partys waren immer das Ereignis nach den Sommerferien. Nicht zuletzt, weil ihre Eltern Wert darauf legten, dass diese Feierlichkeiten genau das waren. Schließlich zählte die Familie Price zur High Society von Silence. Einen Status, den es zu pflegen galt, besonders wenn man bedachte, dass die Prices angeblich von altem englischem Adel abstammten.
    Die Familie Price lebte in einem ähnlich großen Haus wie meine Familie. Von jeher gab es zwischen beiden Familien eine Art Konkurrenzdenken. Weswegen es Michelle auch so wichtig war, meinen Fehltritt nicht in Verge ssenheit geraten zu lassen. Der Konkurrenzkampf bekam seinen Höhepunkt, als der alte Bürgermeister Silence verließ und die Prices wie auch meine Eltern sich für das Amt bewarben. Im Grunde erwartete man von mir, dass ich mich hier blicken ließ. Zumindest der erwachsene Teil der Bewohner unserer Stadt. Ein bisschen war das hier wie bei Gossip Girl. Man konnte sich nicht leiden, es war aber Pflicht, sich auf den Partys der Konkurrenz sehen zu lassen. »L. ist heute trotz ihres Vergehens aus dem letzten Jahr auf M.’s Party gekommen. Hoffen wir, dass das nicht in einer Katastrophe endet. XOXO Gossip Girl.«
    Das Haus der Prices, ein rotes Backsteingebäude mit riesigen Fenstern und einer Weinranke, die fast die gesamte Vorderfront bedeckte, stand erhöht auf einem H ügel, umgeben von hohen Tannen. Auf den ersten Blick wirkte es fast wie aus einem Märchen. Für mich eher wie aus einem Horrormärchen.
    Die Dienstboten hatten sich wieder einmal selbst übertroffen. Der Weg den kleinen Hügel hinauf wurde von brennenden Fackeln gesäumt, das Haus von unzähligen Lichterketten erhellt. Vom Garten hinter dem Haus erklangen schon Musik und Gelächter.
    Während unser Spaziergang hier her mich fast hatte vergessen lassen, warum ich nicht hier sein sollte, holte mich der Anblick des Hauses wieder in die Realität zurück. Liebend gerne wäre ich wieder umgekehrt, so schnell wie möglich weg von dem Albtraum, der mich jetzt wieder einzuholen

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