Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
Vom Netzwerk:
Tatsache im Raum, dass ich abgeschoben werden sollte.
    Meine Mutter atmete hörbar ein. »Deine Eltern sind Lissianna und Alberto Bellini.«
    Moment mal. »Die Bellinis?«, rief ich.
    Das musste ja wohl ein Irrtum sein. Die Bellinis waren das Paar, das auf den Porträts in unserer Schule abgebildet war. Und diese Bilder waren alle aus dem achtzehnten Jahrhundert. Das hieße, dass meine Eltern so alt waren wie Giovanni. Wie alt war eigentlich Ermano?
    »Ja. Die Bellinis«, sagte meine Mutter trocken. Sie drehte sich langsam zu mir um, das Gesicht eine steinerne Maske. »Sie sind die Regenten unserer Familie.«
    Ich richtete mich in meinem Sessel auf und rang verzweifelt nach Luft. Wenn meine Mutter geplant hatte, mich zu Tode zu schocken, hatte sie das geschafft. Wie konnten meine echten Eltern schon mehr als zweihundert Jahre alt sein? Das war unmöglich. Wenn man mal von Vampiren absah. Irrte sich Giovanni am Ende doch? War es möglich, dass ich ein Vampir war. Wenn ja, war ich dann gar nicht ihr Feind? Dann müssten sie auch nicht die Stadt verlassen. Diese Vorstellung war einfach zu schön, um wahr zu sein. Gut, bis auf die Sache mit der Bluttrinkerei. Wenn es hieße, dass Ermano und Giovanni bleiben konnten, dann wäre Vampir sein doch gar keine so schlimme Vorstellung?
    »Was meinst du damit, wenn du sagst, Familie?« Ich konnte meinen panischen Herzschlag in meinen Ohren hören.
    »Dann meine ich unsere Art.«
    »Welche Art? Ich meine, sind wir auch Vampire?«, fragte ich mit einem Gefühl zwischen Panik und Hoffnung.
    »Du weißt es also?«, wollte mein Vater wissen.
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Sein Gesicht war so angespannt, dass er um Jahre älter wirkte als neununddreißig. Schon wieder rannen ihm kleine Schweißtro pfen die Stirn herunter. Gut möglich, dass er heute noch einmal duschen muss , dachte ich.
    »Was weiß ich?« Ich drehte mich wieder zu meiner Mutter um, die noch immer neben mir stand und mich muste rte. Sie wirkte auf mich wie die Schneekönigin – eiskalt und gefühllos.
    »Dass sie Vampire sind«, sagte sie mit einem Unterton in der Stimme, der mir so gar nicht zusagen wollte.
    »Ihr wisst davon?«, fragte ich meinerseits erstaunt, weil sich bestätigte, was Ermano gesagt hatte – dass sie sich gegenseitig fühlen können. Meine Augen glitten von einem zum anderen.
    Beide nickten nur.
    Hätte ich es ahnen sollen? Nein, hätte ich nicht. Bis vor wenigen Stunden wusste ich nichts von Vampiren. Woher hätte ich also wissen sollen, dass meine Adoptiveltern wussten, dass es welche gab? Ich rieb mir den Kopf, um einen aufkeimenden Migräneanfall zu vertreiben.
    »Wir sind Gestaltwandler.«
    Meine Mutter platzte damit heraus, als wäre es das Normalste der Welt.
    »Aha«, sagte ich und starrte sie ungläubig an.
    »Aha? Mehr nicht?« Meinem Vater war wohl die Stimme weggeblieben, denn er flüsterte nur.
    Ich wandte mich wieder ihm zu. Mein Gesichtsausdruck sprach offensichtlich keine Bände. Schade, dabei hatte ich mir richtig Mühe gegeben, meinen Unglauben zum Ausdruck zu bringen, ohne Worte benutzen zu müssen, denn die waren mir abhanden gekommen. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir Mariana vor. Ich musste mich unbedingt beruhigen. Die Lava in meinem inneren Vulkan stand kurz vor einem Ausbruch.
    Meine Mutter kehrte zu ihrem Sessel zurück und stellte sich dahinter. Sie krallte sich in der Rückenlehne fest und sah mich direkt an.
    »Es fällt mir schwer, dir das zu sagen, denn ich war nie darauf vorbereitet, dass du es von uns erfahren würdest. Du bist die Tochter unseres Königspaares und als solche hast du die Verantwortung für unser Volk.«
    Stopp. Ich war noch nicht mit diesem Gestaltwandelding fertig. »Was zur Hölle wandeln wir denn?«, fuhr ich sie an.
    »Uns«, sagte meine Mutter ohne die geringste Regung im Gesicht.
    Klar. Wen sonst. Atmen. Ein. Aus. Ich sprang von meinem Sessel auf und schritt gemächlich auf die Tür zu. Ich musste hier raus. Jede Faser meines Körpers sagte mir, dass, wenn ich diesen Raum nicht verlassen würde, etwas Schreckliches passieren würde. Mein Atem ging schwer und mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    Mit der Hand auf der Türklinke drehte ich mich noch einmal zurück. Die Augen fest auf meine Mutter gerichtet dachte ich: Wenn er dich nicht darum gebeten hätte, hättest du mich morgen einfach weggeschickt, ohne ein Wort?
    Meine Mutter nickte. So sind unsere Gesetze. Wir müssen unsere Kinder schützen, indem wir ihnen so lange wie

Weitere Kostenlose Bücher