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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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kühl.
    »Guten Morgen«, sagte Giovanni lächelnd.
    »Ich habe die ganze Nacht geschlafen?«, fragte ich erstaunt.
    Und von der Autofahrt hatte ich auch nicht viel mitbekommen. Langsam kamen die Erinnerungen an den gestrigen Tag wieder hoch. Michelle, die ich brutal gegen die Schränke in der Schule geschleudert hatte (auch wenn sie es verdient hatte, plagten mich üble Gewissensbisse, dass ich die Beherrschung verloren hatte). Meine Adoptiveltern, die mir eröffneten, dass ich nach Füssen gehen sollte. Die Flucht mit Giovanni. Ich schüttelte den Kopf, um die Migräne zu vertreiben, die sich wieder ankündigte. Ein paar Tränen liefen über mein Gesicht und ich schniefte.
    »Ich habe dir den mentalen Befehl zum Schlafen gegeben. Ermano hat befürchtet, dass sie vielleicht irgendwie geistig mit dir verbunden sind und anhand dessen, was du siehst, herausfinden, wohin wir fahren.« Giovanni stand auf und setzte sich auf den Rand des Bettes. Er strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Noch ist es nicht zu spät umzukehren.«
    Ich schüttelte entschlossen den Kopf. Wie konnte ich meine Eltern noch in meinem Leben akzeptieren, nach dem, was sie mir angetan hatten? Lässt man ein Kind, das man liebt, im Glauben, den Tod eines Menschen verschuldet zu haben? Verheimlicht man seinem Kind, was es ist? Ich würde ihnen nie wieder in die Augen sehen können.
    Ich schlug die Decke zurück und stand auf. »Ich gehe erst mal duschen. Es gibt hier doch eine Dusche?«, fragte ich mit zweifelhaftem Blick auf das schmuddelige kleine Zimmer. Der Wunsch, den gestrigen Tag von mir zu waschen, war überwältigend.
    »Ja, nichts Komfortables, aber es wird reichen.« Ermano zog meine Reisetasche unter dem Bett vor.
    »Sie folgen uns nicht mehr?«, wollte ich mich vergewissern, während ich den Inhalt meiner Reisetasche auf dem Bett verteilte. Als ich das Foto von Kate und mir berührte, durchfuhr mich ein unangenehmes Kribbeln. Ich kniff die Lippen zusammen und dachte: Du hättest auch weglaufen können. Warum hast du es nicht getan? Endlich fand ich mein kleines Kosmetiktäschchen mit allem, was ich brauchte, um mich wieder als Mensch zu fühlen – oder was auch immer ich war oder sein würde.
    »Es wird sicher nicht lange dauern, bis sie unsere Spur gefunden haben. Wir werden also nicht ewig hier bleiben können. Heute Abend geht ein Flug von Charlotte nach Venedig. Den werden wir nehmen.«
    Ermano zog die Vorhänge etwas vom Fenster zurück und spähte durch einen kleinen Spalt nach draußen, als befürchte er, dass wir schon entdeckt waren.
    »Venedig also?«, fragte ich mit Blick auf Giovanni.
    Ein Lächeln breitete sich auf Giovannis Gesicht aus. »Ja, wie der Zufall so will, kennt Ermano jemanden in Venedig, der uns helfen könnte.«
    »Helfen? Bei was?« Beladen mit Kosmetiktasche und frischen Sachen stand ich vor Giovanni und runzelte fragend die Stirn.
    »Bei deiner Wandlung. Es wird sicherer sein, wenn wir jemanden dabei haben, der dergleichen schon einmal erlebt hat.«
    »Dann ist er also wie ich?«, fragte ich neugierig. »Und er wird bereit sein, mir zu erzählen, was ich wissen muss?«
    »Nein. Er ist ein Vampir«, murmelte Ermano von der anderen Seite des Zimmers. »Aber er kennt sich mit kleinen Welpen wie dir aus.«
    »Welpen?«, fragte ich verwirrt und ein schauriges Gefühl durchlief mich. Meinte er Welpen wie jung, also unter Hundert? Das könnte ich ihm durchaus übel nehmen. Ich hatte es überhaupt nicht gerne, wenn man mich als Kind betrachtete. Oder meinte er Welpe wie Hundebaby?
    »Ich schlage vor, du gehst duschen und danach erklären wir dir alles.« Giovanni bugsierte mich in Richtung einer schmutzigen Tür. Und schmutzig ist noch leicht untertrieben. Verkeimt trifft es wohl eher. Ich warf der Tür einen angewiderten Blick zu. Wahrscheinlich hätte ich den Zustand der Tür als Warnung sehen sollen, für das, was mich im Bad erwartete.
    »Versprochen?«, fragte ich über meine Schulter hinweg, bevor ich zögernd das Badezimmer betrat.
    Meine Unwissenheit begann langsam zu nerven. Ich wollte endlich wissen, was mit mir vorging. Wirklich jeder in meiner Umgebung schien mehr über mich zu wissen als ich.
    Nach einer ausgiebigen Dusche und mit dem Gefühl, den Schmutz des vergangenen Tages endlich losgeworden zu sein, aber mit der Befürchtung, mir dafür einen Fußpilz zugezogen zu haben, betrat ich das Zimmer wieder. Giovanni und Ermano hatten zwischenzeitlich telefonisch unsere Flugtickets

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