Silent Control | Thriller
Tastatur.
»Keine Warnungen oder andere Mails an Freunde. Nichts, was auf dich hindeuten könnte, sonst blasen die uns weg.« Zum ersten Mal war der coole Koloss nicht mehr cool. »Wir müssen raus aus der Stadt, dann kannst du loslegen. Aber du gehst alle vier Minuten offline, verstanden?«
Torben nickte.
Ausgepowert lehnte er sein Gesicht an die kühle Scheibe des Wagenfensters. Was er auf Jacksons Monitor gesehen hatte, gab ihm Rätsel auf. Er musste einen Fehler bei der Programmierung gemacht haben.
Tausend Theorien schossen ihm durch den Kopf. Er hatte längst erkannt, dass sein Programm nicht perfekt war. Am meisten fürchtete er, dass dieser Robert Miles schon irgendetwas mit seinem Programm angestellt haben könnte. Er starrte in das Dunkel der Nacht, das von den vorbeifliegenden Lichtern der Straßenlaternen durchschnitten wurde.
Neben ihm brütete Jackson vor sich hin, in seine eigenen Überlegungen versunken.
»Der Mega-GAU wäre es, wenn du das Freenet infiziert hättest«, meldete er sich nach einer längeren Pause wieder zu Wort. »Für den Fall brauchen wir eine Lösung.«
Schläfrig sah Torben weiter aus dem Fenster. Er hatte das Gefühl, den Überblick zu verlieren. »Ja, ja der alte Traum vom alternativen Internet«, kommentierte er abwertend.
Jacksons Finger hatten sich in seine Goldketten verhakt, die leise auf seiner Brust klimperten. »Genau. Große Sache.« Sein Tonfall steigerte sich ins Theatralische. »Ein Ort ohne Hierarchien. Egal, ob schwarz oder weiß, Mann oder Frau, alle User wären garantiert anonym und gleichberechtigt.«
Torben hatte die Idee eines alternativen Internets immer skeptisch verfolgt, da ihm nicht einleuchtete, warum dort nicht die gleiche Spionage des Staates Einzug halten würde wie im gewöhnlichen Internet. Doch ein paar Wochen zuvor war die erste Version eines alternativen Internets weltweit über zivil verwaltete Server online gegangen.
»Es kann natürlich sein, dass dein Scheißprogramm alles zunichte macht.
Jackson knuffte ihn in die Seite. »Nicht einschlafen, Superhirn. Also, was sagst du?«
Torben rutschte tiefer in seinem Sitz.
»Na jaaa«, antwortete er gedehnt, »löschen kann ich das Programm wahrscheinlich nicht mehr, bestenfalls seine Potenz schwächen. Keine Ahnung. Seit ich auf der Flucht bin, habe ich keine Minute mehr an einem Rechner gesessen.«
Jackson rieb sich das Gesicht.
»Okay, bis Washington hast du Zeit. Wir ändern alle paar Sekunden die IP-Adresse. So sollten wir unbehelligt durchkommen.«
In sicherem Abstand folgte das FBI dem schwarzen Cadillac. June Madlow wartete währenddessen am New Yorker JFK in einem startbereiten Helikopter. Ihr Handy klingelte.
»Madlow, hier Clark. Wie es aussieht, schlagen wir heute Nacht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Das FBI bekommt durch Arnström Zugriff auf Commander Zero, einen der wichtigsten Hacker der Peoples Liberation Front. Ich habe Anweisung gegeben, dass wir möglichst lange warten, bevor wir sie hochgehen lassen. Miles ist sicher, dass Arnström versuchen wird, sein Programm anzusteuern. Damit besteht die Chance, dass er an den Code kommt. Das bedeutet, dass er das Programm endlich knacken kann.«
Die Agentin starrte auf das Rollfeld des Flughafens, das taghell erleuchtet war und auf dem trotz der späten Uhrzeit unablässig kleinere Maschinen starteten und landeten. Nur widerwillig hörte sie zu. Es widerstrebte ihr zunehmend, wie zynisch ihr Chef diesen kleinen schwedischen Hacker für seine Zwecke nutzte. Für sie war längst klar, dass der Kerl unfreiwillig zwischen die Fronten geraten war.
»Den Zugriff überlassen wir dem FBI«, erläuterte Clark die weitere Vorgehensweise. »Ich bin denen noch was schuldig. Als Dank wird uns das FBI öffentlich gut aussehen lassen. Mal sehen, vielleicht können wir mit der konzertierten Aktion den Präsidenten davon überzeugen, dass die enge Zusammenarbeit von CIA und FBI von Vorteil ist.«
Was für ein schlauer Fuchs, dachte June Madlow. Nicht nur, dass Clark den Präsidenten ködern wollte – zugleich kickte er damit seinen Stellvertreter Eliston aus dem Rennen. Wäre es nach Eliston gegangen, hätte man Torben Arnström schnurstracks in die Folterkammer geschickt. Doch der CIA-Boss hatte drauf bestanden, ihn als Lockvogel einzusetzen. Eine gerissene Taktik, die Eliston ziemlich alt aussehen ließ, wenn sie aufging.
»Alles klar, Sir!« June gab sich betont munter. »Ich warte auf den Befehl, ihn nach Whitestar zu
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