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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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dass es zur Eskalation kommt. Mit dem Zusammenbruch des internationalen Geldsystems rückt der Zeitpunkt näher. Dein Freund ist zweifellos eine wichtige Schachfigur inmitten dieser letzten Schlacht.«
    Die junge Frau brachte die neuen Drinks. Auch Kilian hatte jetzt das dringende Bedürfnis nach einem kräftigen Schluck. Mit jedem Mosaikteil, das Rogan ihm präsentierte, wurde das Bild düsterer. Und die Aussichten für Torben schlechter.
    »Kann man denn gar nichts mehr für Torben tun?«
    »Das, mein Junge, überlass mal ganz mir«, sagte Smith mit einem listigen Ausdruck in den Augen.

KAPITEL 32
NEW YORK – MANHATTAN
    Nach einer halben Stunde Fahrt hielt Chui vor einem heruntergekommenen zweistöckigen Haus. An mehreren Stellen war der Putz von der Fassade abgefallen, die Fensterläden hingen schief in den Angeln. Die Gegend wirkte wenig vertrauenerweckend. Die meisten Straßenlampen waren defekt, überquellende Müllbeutel säumten die Fahrbahn.
    Mit einem mulmigen Gefühl folgte Torben Chui und Jackson durch einen verwahrlosten Vorgarten in das Haus. Im Erdgeschoss schloss Jackson eine hölzerne Wohnungstür auf, deren Lack abgeblättert war. Er ließ Torben und Chui den Vortritt.
    Ganz anders, als Torben es erwartet hatte, war das Wohnzimmer relativ geschmackvoll eingerichtet. Wenige ausgefallene Designermöbel verliehen dem Raum eine individuelle Note. Neben einer weiß gelackten Bar mit passenden Barhockern stand ein opulentes schwarzes Ledersofa mit einem niedrigen Couchtisch davor. Die Tischplatte war bedeckt mit halb leeren Gläsern, schmutzigen Tellern und überfüllten Aschenbechern, von denen ein abgestandener, muffiger Geruch ausging. Gegenüber stand ein überdimensional großer Flachbildschirm, auf dem Boden lagen Zeitschriften herum. Ein vertrautes Setting für Torben.
    Er betrachtete die gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden, Impressionen aus der Bronx und Momentaufnahmen aus der Subway.
    Torben kannte die Motive. Der Fotograf Walker Evans hatte in der Krisenzeit zwischen 1938 und 1941 Menschen in der New Yorker U-Bahn mit der Kamera festgehalten. Dazwischen hingen Porträts, die der Tradition von Evans zu folgen schienen. Die Bilder zeigten Wall-Street-Demonstrationen kurz nach dem Ausbruch der Finanzkrise, Gesichter von wütenden, enttäuschten Menschen. Es waren intime Einblicke in Ängste, die jenen der Dreißigerjahre glichen. Ob sich die Geschichte wiederholen würde?
    »Komm schon, ich zeige dir mein Reich.« Jackson bedeutete ihm zu folgen. Über eine Treppe im Flur der Wohnung ging es hinunter in den Keller.
    Wie Torben schon vermutet hatte, war dort der Rechnerraum. Auf knappen zwanzig Quadratmetern standen mehrere Bildschirme und Rechner auf wackligen Tischen. Die Luft war zum Zerschneiden. Torben witterte sofort den Elektrosmog.
    Fünf Rechnerplätze gab es, alle Computer waren hochgefahren. Eine der Wände war blau gestrichen, davor stand eine Kamera. Auf dem Tisch daneben lagen eine Guy-Fawkes-Maske und eine schwarze Perücke.
    Auch von hier aus werden also die berühmten Drohbotschaften der Anonymous gesendet, dachte Torben fast ehrfürchtig. Nächtelang hatte er sich die Messages im Netz angesehen. Es war seltsam, das alles jetzt aus nächster Nähe zu erleben.
    Während Chui sich in einem abgewetzten Sessel zusammenrollte, setzte sich Jackson an einen Rechner und öffnete das Forum anonworkblog.
    »Mal sehen, ob das Internet wieder funktioniert. Ich will noch schnell eine Nachricht über den gelungenen Angriff auf das Justizministerium absetzen.« Er lachte bitter auf. »Das ist die Rache für die letzte Verhaftungswelle. Der Jüngste, den sie erwischt haben, war gerade mal dreizehn. Die da oben drehen langsam durch.«
    Gespannt sah Torben ihm über die Schulter. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien die Analysemaske auf dem Monitor, die er selbst in Stockholm programmiert hatte. Doch im nächsten Moment war sie wieder verschwunden, und Jacksons Nachricht wurde automatisch gelöscht.
    »Tja, Alter, dein Programm leistet ja ganz tolle Arbeit«, sagte sein Gastgeber spöttisch. »Scheinbar hast du denen eine Steilvorlage geliefert, um es für ihre Zwecke zu nutzen, und sie zensieren das Web schon.«
    Torben gab sich Mühe, den Schock darüber zu verbergen, dass Spygate Fehler hatte. Irgendwas lief richtig schief, da der Countdown eigentlich noch nicht beendet war. Die Geschwindigkeit, mit der alles funktionierte, war gespenstisch. War sein Programm die Ursache für

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