Silent Control | Thriller
Bunkers.
Frustriert ließ er den Kopf hängen. Es war alles umsonst gewesen. Man sperrte ihn wieder ein. Und eine weitere Gelegenheit zur Flucht würde es nicht geben, nicht hier in dem Bunker, der einem Hochsicherheitstrakt glich.
Nach der Landung wurde er sofort in das Kommandozentrum geführt. Auf dem Weg dorthin schwieg June Madlow. Sie wirkte bedrückt, ihr herausfordernder Blick war verschwunden.
»Was ist los mit Ihnen?«, fragte Torben leise, während sie durch die altbekannten Gänge wanderten.
»Ich hatte gehofft, dass Sie etwas klüger sind«, flüsterte sie fast unhörbar. »Sie hatten die Chance Ihres Lebens, Geld in Hülle und Fülle und die Perspektive, irgendwann wieder nach Hause zu kommen.«
Mit traurigen Augen sah sie ihn an. »Machen Sie jetzt bloß keinen weiteren Fehler.«
Irgendetwas verschwieg June Madlow, das spürte Torben. War das Mitleid, was sie so beklommen machte? Wusste sie schon, was ihn erwartete?
Im Kommandozentrum hatten sich Clark, Robert Miles und einige Mitarbeiter versammelt. Sie diskutierten erregt, als Torben und June eintraten.
»Sir, bitte schön, da haben Sie Ihren Ausreißer zurück«, sagte die Agentin zu Clark, drehte sich um und erwiderte Torbens deprimierten Blick mit einem verzerrten Lächeln.
Voller Verachtung marschierte Clark auf ihn zu und signalisierte zwei Soldaten, Torben zu bewachen. »Seien Sie froh, dass wir hier nicht in Afghanistan sind. Da hätte ich Sie jetzt standrechtlich erschießen lassen.«
Während sie zur Kantine ging, war June Madlow flau im Magen. Sie konnte nicht anders, sie mochte diesen Jungen. Leider hatte Clark ihrem positiven Bericht keinen Glauben geschenkt. Für ihn blieb Torben Arnström ein hinterhältiger Spion im Auftrag von Peter Norris. Sie verstand es einfach nicht. Normalerweise konnte Clark Menschen besser einschätzen. Der ganze Aufwand um Arnström erschien ihr übertrieben, so wie die gesperrte Akte von Norris. Oder all das deutete auf eine ungewöhnlich große Sache hin.
Wieder einmal ärgerte sie sich, dass Clark sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte. Er sah in ihr nur die kleine Assistentin, mehr nicht. Oder weihte er sie nicht ein, weil er ihre Kompetenz fürchtete? June Madlow gehörte zu einer neuen Generation von Agenten. Sie hatte studiert, war technisch immer auf dem neuesten Stand, hatte psychologische Fortbildungen besucht. Clark hingegen war ein Haudegen alter Schule, der eher aus dem Bauch heraus handelte. Sicher wusste er, dass er der letzte Vertreter einer aussterbenden Spezies bei der CIA war.
Es war erst kurz vor Mittag, die Bunkerkantine war noch fast leer. Im Gegensatz zum überall vorherrschenden, eintönigen Grau strahlten hier die Wände schneeweiß. Effektvolle Halogenstrahler setzten Lichtakzente auf die polierten Stahltische und den Tresen für die Essensausgabe.
Einige Soldaten saßen an einem Tisch, etwas abseits hockten zwei Wissenschaftler, erkennbar an ihren weißen Kitteln, eine junge, schüchtern dreinschauende Frau und ein alter Mann.
June Madlow ging zur Essensausgabe. Zwei Gerichte bot die Bunkerküche täglich für die rund fünfhundert Mitarbeiter an. Heute hatte man die Wahl zwischen Truthahnbrust und Rinderfiletsteaks.
Die Agentin warf noch einmal einen Blick zu dem Wissenschaftler, der in gebückter Haltung sein Mittagessen verschlang. Jetzt erkannte sie ihn. Er arbeitete in jener streng abgeschirmten Zone, aus der Clark sie vor ein paar Tagen ziemlich unwirsch vertrieben hatte, bevor sie sich ein genaueres Bild machen konnte. Schon oft hatte sie sich gefragt, was in dem Areal vor sich ging. Es war wie mit Blaubarts siebter Tür: Gerade deshalb, weil dieser Bereich mit der höchsten Geheimhaltungsstufe versehen war, reizte es sie, mehr darüber zu erfahren.
Nachdenklich nahm sie sich eine Portion Truthahnbrust aus einer der Schüsseln, die unter roten Wärmelampen standen. Ob sie den Mann ansprechen sollte? Oder würde das auffallen? Im Allgemeinen blieben die Angehörigen der einzelnen Abteilungen unter sich. Die Chefetage sah es nicht gern, wenn es zu viele private Kontakte zwischen den verschiedenen Hierarchiestufen gab. Diskretion war oberstes Gebot.
Neben dem Tisch, an dem der Wissenschaftler mit seiner Kollegin saß, stand ein Getränkeautomat. Madlow ging mit ihrem gefüllten Tablett hinüber, nahm sich eine Cola und setzte sich an einen Platz in seiner Nähe. Drei Tische weiter erzählten sich die Soldaten offenbar derbe Witze.
Was sie vom Tisch der
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