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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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bringen!«
    Auf einmal bedauerte sie, wie oberflächlich sie Arnström im Mount Valley abgekanzelt hatte. Sie kaute auf ihrer Unterlippe, während sie weiter aus dem Fenster des Helicopters schaute. Arnström hatte wenigstens ein Ziel, ein höheres Anliegen. Und sie? Tja, sie war nur eine unbedeutende Figur in einem Spiel, dessen Ziel sie nicht einmal kannte – ganz so, wie Torben es ihr vorgeworfen hatte. Aber war es nicht ihr Leben lang so gewesen?
    Ihre Gedanken schweiften zurück in ihre Kindheit, zu ihrem Vater, der bei der Armee war. Vor mehr als dreißig Jahren hatte er in West Point die Kaderschmiede der US-Armee mit Auszeichnung absolviert. Respekt vor Autoritäten und unbedingter Gehorsam waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Und genauso hatte er auch seine einzige Tochter erzogen. Wie einen jungen Kadetten hatte er sie behandelt.
    Seither hatte sich das Verhältnis zu ihrem Vater merklich abgekühlt. Heute lebte General William C. Madlow in der Kaserne von Fort Myers bei Washington. Besucht hatte sie ihn schon seit Längerem nicht mehr, bestenfalls zu Thanksgiving oder an Geburtstagen telefonierten sie einmal.
    Ihrer Karriere war seine strenge, fast harte Erziehung förderlich gewesen. Doch wie stand es mit ihrer Selbstachtung?
    Als junge Frau hatte sie sich solche Fragen nie gestellt. Sie hatte keinesfalls wie ihre Mutter werden wollen, die liebe Holly, die perfekte Hausfrau, die dem General die Schuhe putzte, die Uniform bügelte und mit den anderen Soldatenfrauen den tristen Alltag am Stützpunkt teilte. Deshalb war ihr Vater zum strahlenden Vorbild geworden. Auf seinen Vorschlag hin hatte sie sich zur Kampfpilotin ausbilden lassen.
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie hoch der Preis für dieses Leben war. Nicht nur, dass sie wegen ihres Ehrgeizes und ihres dominanten Auftretens wenig Glück mit Männern gehabt hatte. Vor allem erschien ihr die blinde Einordnung in das System plötzlich falsch.
    Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und rief sich in Erinnerung, was seit dem Auftauchen von Arnström geschehen war. Er passte weder in die kriminelle Hackerszene noch war er ein professioneller Agent. Allerdings war er weit mehr als ein naiver Idiot.
    Seufzend hob sie den Kopf und starrte in den nächtlichen Sternenhimmel. Ich hätte ihm besser zuhören sollen, dachte June. Am meisten aber schmerzte sie, dass sie nichts mehr für ihn tun konnte.

    Chui hatte das Tempo beschleunigt, und schon nach einer guten halben Stunde bog er auf die Interstate 95 ein. Torben wurde zusehends unruhiger. Was sie vorhatten, war extrem gefährlich. Das Überwachungspotenzial der CIA hatte beängstigende Ausmaße. Allein die Satelliten konnten ihn rasend schnell erwischen.
    »Vielleicht lassen mich dann auch die Bullen endlich in Ruhe, wenn ich den Schlamassel hier erledigt habe«, murmelte er vor sich hin. Geschickt öffnete er mit einer Hand die Coladose, die Jackson ihm gereicht hatte. Los jetzt, feuerte er sich an.
    Jackson rückte immer näher an ihn heran. So nah, dass der Geruch des süßlichen Haargels des Hackers in seine Nase strömte. Torben war bereits bis zur Tür gerutscht und konnte ihm nicht mehr ausweichen. Ihm brach kalter Schweiß aus, als er ins Netz ging.
    Verblüfft schaute Jackson zu, mit welcher Geschwindigkeit Torben Programme herunterlud, öffnete und dann die Server anwählte, auf denen sein Wurm aktiv war.
    »Ich werde einiges zaubern müssen, aber keine Sorge, ich krieg das schon hin.«
    Normalerweise gab es für ihn kein Programm oder System, das er nicht knacken konnte. Mit schlafwandlerischer Intuition fand er deren Schwachstellen. Doch das war jetzt anders. Jackson und seine Leute hatten es Tage versucht und nichts entdeckt. Das tröstete ihn, machte die Sache aber nicht besser.
    Er war durch mit der Rolle des coolen Hackers. Was die letzten Tage klargemacht hatten, war, dass er sich nach einem ruhigen Zuhause sehnte, fernab des ganzen Irrsinns, den er erlebt hatte. Immer schneller hieben seine Finger die Befehle in die Tasten. Gute zehn Fenster waren simultan geöffnet, in denen Zahlen und Buchstaben nur so herunterratterten.
    »Wie machst du das? Wie kannst in dem Durcheinander etwas finden?«, fragte Jackson erstaunt.
    Anfänger, dachte Torben. Er grinste Jackson an. »Musst du vorm Pinkeln noch überlegen, wie du den Hosenstall aufbekommst?«
    In Windeseile begann er, ein Programm zu schreiben, das Spygate blockieren könnte. Doch die Fahrt nach Washington würde dafür kaum

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