Silent Control | Thriller
herausbrachte.
»Das ist sozusagen unser neues Internet.« Er klopfte Torben jovial auf die Schulter. »Weiter unten sind noch Bassins mit Delfinen und anderen lebenden Drohnen. Sie sehen, das Arsenal …«
»… ist die Hölle auf Erden.«
Was hier vor sich ging, sprengte alles, was Torben sich hatte vorstellen können. Dass Clark ihm diese Geheimwaffen offenbarte, war allerdings kein gutes Zeichen. Bedeutete es, dass er diesen Bunker nie wieder verlassen würde? Schließlich hätte er sonst jedem davon erzählen können.
Ihm wurde plötzlich so schwindelig, dass er sich an der Wand abstützen musste. Er sackte fast zu Boden. Sein Rücken schmerzte, als hätte ihm jemand auf einen Nerv getreten. Das war ein Hexenschuss! Den hatte er zuletzt kurz nach dem tödlichen Autounfall seiner Eltern gehabt, ein Zeichen totaler Überforderung. Tagelang war er wie gelähmt gewesen, hilflos gefangen im Gefühl völliger Einsamkeit. Genauso war es jetzt wieder.
Langsam rutschte er an der Wand herunter und blickte gequält zu den Käfigen, in denen dicht an dicht Schimpansen eingesperrt waren.
Clark schien das überhaupt nicht zu beeindrucken. Mit beiden Händen griff er unter Torbens Achseln, zog ihn hoch und musterte dessen leichenblasses Gesicht.
Der Junge scheint wirklich nicht zu spielen, dachte der CIA-Chef. Abgebrüht ist er jedenfalls nicht. Als Kommandeur der Seals hatte er genug Gefangene gesehen und genug Verhöre miterlebt, um Torbens Reaktion bewerten zu können. Vielleicht hatte June Madlow ja doch recht, und Arnström war nur eine jämmerliche Randfigur. Kaum zu glauben, dass Norris ausgerechnet ihn als Agenten angeworben hatte.
Stirnrunzelnd kratzte sich Clark am Kopf. Andererseits war Norris sicher nicht entgangen, welche brillanten Computerkenntnisse dieser Arnström hatte. Und die brauchte er für seinen schmutzigen Krieg. So lief nun mal das Geschäft – man rekrutierte Spezialisten und neuerdings auch irgendwelche Nerds. Von dieser Sorte schmorten inzwischen Hunderte in den Gefängnissen, kaum einer hatte die Dreißig überschritten.
»Geht’s wieder?«, fragte er.
Torben schüttelte den Kopf. Er war einer Ohnmacht nahe, doch Clark lehnte ihn einfach an die Wand und setzte seinen Monolog fort.
»Sie haben mir in New York, im Restaurant eine einzige vernünftige Frage gestellt. Nämlich, warum ich mich überhaupt mit Ihnen beschäftige. Ich verrate es Ihnen. Peter Norris hat uns großen Schaden zugefügt. Deshalb will ich jetzt wissen, welchen Auftrag Sie haben. Ich warne Sie. Von jetzt an fassen wir Sie härter an.«
Immer noch vollzog der freilaufende Affe seine Bewegungen auf Befehl eines anderen Gehirns, wie Torben trotz seines Schmerzes mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination feststellte. Clark hingegen schien so daran gewöhnt zu sein, dass er dem Tier keine Beachtung schenkte.
Torben räusperte sich. »Peter war überzeugt, dass man wegen der Krise ein Projekt reaktivieren würde, an dessen Entwicklung er beteiligt war. Ich sollte für ihn in Erfahrung bringen, ob das Projekt gestartet wird. Na ja«, er strich sich mit der Hand über die feuchte Stirn, »Ihre tollen Informatiker haben bestimmt an den Logfiles erkannt, dass ich nicht weit gekommen bin. Ich habe nur Peters Akte eingesehen, mehr nicht.«
Also doch. Clarks Befürchtung, dass die Projektdaten von Norris öffentlich werden könnten, war nicht unbegründet gewesen. Wäre dieser Kerl an die Daten gekommen – nicht auszudenken.
Mittlerweile hielt sich Torben kaum noch auf den Beinen. Für einen kleinen Moment empfand Clark so etwas wie Bedauern. Doch das währte nur kurz. So ein Schwächling, ging es ihm durch den Kopf.
»Sie haben eine Grenze überschritten«, knurrte er. »Sie haben sich selbst Ihre Zukunft ruiniert. Wofür? Was hat Peter Ihnen versprochen? Warum haben Sie sich benutzen lassen?«
Ja, er war benutzt worden. Inzwischen war diese Version der Geschichte auch für Torben mehr als plausibel. Erschöpft schloss er die Augen.
»Warum? Wahrscheinlich aus meinem Gerechtigkeitsgefühl heraus. Außerdem wusste ich nicht, wie brisant das alles ist. Für mich waren es nur Daten.«
In diesem Moment begann der verkabelte Affe markerschütternd zu kreischen. Vergeblich versuchte er, sich die Sonden vom Schädel zu reißen. Sofort kamen zwei Wärter und schnallten ihn auf einem Stahltisch fest. Torben schlug die Hände vors Gesicht, dieser Anblick war zu viel für ihn. Der CIA-Boss hakte ihn unter und führte ihn
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