Silent Control | Thriller
Kenntnis.
»Lust auf einen kleinen Spaziergang?«, fragte er Torben und zeigte auf eine schwere Metalltür am anderen Ende des Kontrollraums.
Torben reagierte nicht, er hatte nur noch Augen für den Flat Screen, der die ganze Zeit über tonlos lief. Gerade wurden Bilder gezeigt, in denen Jackson mit Handschellen gefesselt aus einem Van geholt wurde und wüste Verwünschungen Richtung Kamera ausstieß. Das war auch ohne Ton zu verstehen.
Selbstzufrieden wies Clark einen Mitarbeiter an, das Gerät lauter zu stellen.
… bestätigte das FBI die Festnahme des sogenannten Commander Zero, der unter anderem für Hacks bei der Bank of America sowie für zahlreiche Attacken auf die elektronischen Zahlungssysteme verantwortlich ist. Zudem wurde er vom FBI wegen eines Angriffs auf die Website der CIA gesucht. Im schlimmsten Fall erwartet ihn die Todesstrafe. Experten gehen aber davon aus, dass er nicht unter achtzig Jahren Haft davonkommen wird.
»Tja, Ihr feiner Freund hat in den letzten Jahren einige Millionen Dollar von Kreditkarten gestohlen und einen Teil davon wie ein moderner Robin Hood in der Bronx verteilt«, erzählte Clark. »Seine Rolle als Anonymous war nur eine Tarnung. In Wahrheit wollte er Kontakt zu Leuten, die ihm zeigten, wie man die Systeme knackt.«
Irritiert wandte sich Torben dem CIA-Chef zu. »Sie meinen, er hat selber keine Ahnung vom Hacken?«
»Richtig. Aber er ist nur einer von vielen, die sich aus kriminellen Gründen in diese Szene einschleichen. Manche erpressen mit gestohlenen Daten sogar Unternehmen, die in dieser Wirtschaftslage ohnehin schon mit dem Rücken an der Wand stehen. Das sind abgefeimte Diebe, mehr nicht.«
Tatsächlich konnte Torben sich nicht erinnern, dass Jackson ihm als begabter Hacker aufgefallen war. Auch das Erstaunen, mit dem er während der Fahrt auf Torbens Fähigkeiten reagiert hatte, sprach für Clarks Version.
Verlegen begutachtete Torben seine Fingernägel. War er reingefallen? War er so naiv gewesen? Doch woher sollte er wissen, was hier die Wahrheit war?
»So viel zum Thema ehrenwerte Hacker«, setzte Clark nach. »Was ist, Lust auf einen kleinen Trip ins Labor?«
Als sie das Labor betraten, blieb Torben überwältigt stehen. In Glaskästen flogen Millionen von Fliegen und kleineren Insekten umher, darunter Arten, die er noch nie gesehen hatte. Er trat näher und entdeckte auch Hirschkäfer. Erst jetzt sah er, dass die kleine Apparaturen trugen, die aussahen, als seien sie mit dem Körper oder den Keratinpanzern verwachsen.
»Das sind unsere Hybrid Insect Micro Electromechanical Systems«, erläuterte Clark, dem Torbens Verblüffung gefiel. »Diese niedlichen Dinger dienen als Kundschafter. Sie können sogar Sprengstoff aufspüren.«
Torben erschauerte vor Ekel. Das Summen von Millionen Insekten und der modrige Geruch verursachten ihm Übelkeit. Viele Versuchstierchen lagen am Boden und schienen verzweifelt um ihr Überleben zu kämpfen. Andere flogen taumelnd umher und suchten Halt, da sie die Last auf ihrem Körper nicht mehr tragen konnten.
Denen geht es nicht besser als mir, dachte er. Ich kann das alles auch nicht mehr ertragen.
»Oh, das ist wohl nichts für Ihren empfindlichen Geruchssinn, was?«, lachte Clark, als er sah, dass Torben sich eine Hand vor Mund und Nase hielt. »Das sind ausgeklügelte Waffen. Die Bewegungsenergie der Flügelschläge wird in elektrische Energie umgewandelt. Die kann man dann für Kameras, Mikrofone und andere Sensoren nutzen.«
Auf einmal wurde Torben klar, wofür diese Tiere eingesetzt wurden. Mit ihrer Hilfe hatte man also die Hackerfreunde von Jackson auf dem Land aufgespürt. Es waren lebende Überwachungsdrohnen. Einfach pervers, dachte er.
Clark zog ihn weiter. Im nächsten Raum hockten Dutzende Schimpansen in engen Käfigen. Manche starrten apathisch vor sich hin, andere rüttelten kreischend an den Gitterstäben. Es roch nach Kot und Urin. Torben grauste es bei der Vorstellung, wozu diese armen Tiere dienen mochten. Eine Sekunde später wusste er es.
Nur ein einziger Affe bewegte sich frei im Raum. Er hatte einen Kopfverband, aus seinem Schädel hingen Kabel. Gerade führte ein Wissenschaftler einen Versuch mit dem Tier durch. Er war selbst über lange Kabel an seiner Stirn mit einem Rechner verbunden. Hob er die linke Hand, hob auch der Schimpanse seine Linke. Ging er ein paar Schritte zurück, bewegte sich der Affe ebenfalls rückwärts.
Clark sprach gelassen weiter, während Torben kein Wort
Weitere Kostenlose Bücher