Silent Control | Thriller
eigentlich Verantwortlichen kommen ungeschoren davon!«
Langsam löste Nova ihre Umarmung. Sie sah die Angst, aber zugleich auch Kampfeswillen in Kilians Augen, wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
»Komm schon, wir dürfen hier nicht lange rumstehen«, sagte er ungeduldig. »In NewYork gibt es ein Appartement, das auf den Namen meines Onkels angemeldet ist. Wir müssen ins Netz und die Leute warnen. – O Scheiße! Ich hab meinen Laptop im Hotel gelassen.«
Er sah sich mehrmals in alle Richtungen um. Der Park war fast menschenleer. Doch ein Hubschrauber genügte, und sie saßen in der Falle.
Wenig später erreichten sie die Massachusetts Avenue, wo sie eine Telefonzelle entdeckten. Zu zweit zwängten sie sich hinein. In Sekunden füllte sich die Luft mit dem Geruch von nassem Haar und klammer Kleidung.
Kilian wählte die Nummer der Washington Post, die er immer noch auswendig wusste. »Guten Tag, könnte ich bitte Mr. Oman sprechen?«
Es dauerte einen Moment, bis sich auf der anderen Seite eine sonore Stimme meldete.
»Oman. Sie wünschen?«
»Hier ist Kilian Winter. Ich muss Sie dringend sprechen!«
»Ich erwarte Sie bereits. Rogan konnte mir nichts Näheres mehr sagen, worum geht es denn?«
Kilian vertraute Rogan. Dennoch war es ein Risiko, am Telefon etwas preiszugeben.
»Nicht am Telefon. Das ist mir zu gefährlich. Können wir nicht …«
Sofort unterbrach ihn der Mann.
»Sie wollen in die Redaktion kommen? Nur zu, hier sind Sie sicher, aber geben Sie mir einen Hinweis.«
Kilian legte ohne ein weiteres Wort auf.
Timothy Oman sah resigniert aus dem Fenster. Er war arabischer Abstammung, was man seinen scharf geschnittenen Gesichtszügen und der dunklen Haut unschwer ansah, und hatte seit dem 11. September 2011 mehr als einmal erlebt, was es bedeutete, unschuldig verdächtigt zu werden. Umso mehr missfiel ihm, dass er Rogans Freunden eine Falle gestellt hatte.
Doch was sollte er tun? Vor seinem Schreibtisch stand ein kleiner, stämmiger CIA-Beamter, der ein Headset zurechtrückte.
»Habt ihr sie?«, fragte er gespannt.
Im Langley Research Center, wie man den Sitz der CIA nannte, waren zwei Agenten damit beschäftigt, ein digitales Satellitenbild auszuwerten.
»Laut Satellit sind sie irgendwo im Norden Washingtons. Moment. Nein. Das war zu kurz«, sagte er einer der beiden enttäuscht. Eine Sekunde später erschien ein weiteres Signal.
»Sie waren in einer Telefonzelle, ganz in der Nähe der Wisconsin Avenue. Genauer geht es leider nicht, da stehen fünf Telefonzellen in einem Umkreis von fünfhundert Quadratmetern.«
Der Beamte vor Oman verzog das Gesicht.
»Shit. Ich hatte Sie gebeten, den Mann in ein Gespräch zu verwickeln, Sie Idiot.«
Der Journalist verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lächelte. »Informanten auszuliefern gehört definitiv nicht zu meinem Job.«
Griesgrämig schaute der Agent zu ihm herab. »Gut, dann nehmen Sie die Flüchtigen unten in Empfang. Wir greifen sofort zu, aber ich warne Sie: Falls Sie die Aktion sabotieren, sind Sie nicht nur Ihren Job los.«
Nova fuhr sich über das nasse Gesicht. »Was hat er gesagt?«
»Er meinte, in der Redaktion wären wir sicher.« In Kilians Augen war deutlicher Zweifel zu lesen. »Komm schnell, da ist ein Taxi.«
Vom Regen durchnässt stiegen sie hinten ein. Ein Herr in einem altmodischen grünen Cordanzug und rosa Hemd begrüßte sie freundlich. Er hatte einen schottischen Akzent.
»Oh, da haben wir zwei aber richtig was abgekriegt. Wo darf es denn hingehen?«
»Zur Washington Post, bitte.«
»Geht sofort los, wir wollen die reizende Lady doch gewiss schnell ins Trockene bringen.«
Nach zehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Wagen hielt direkt vor dem Eingang der Washington Post. Es schüttete wieder wie aus Eimern, doch man konnte trotz des Gusses den Schriftzug der Zeitung auf dem rosafarbenen Gemäuer sehen. Als Kilian den Wagenschlag öffnen wollte, hielt Nova ihn am Arm fest.
»Ich hab kein gutes Gefühl. Wie war der denn am Telefon?«
»Tja, irgendwie schon komisch.« Kilian blieb sitzen und überlegte. Novas Zweifel waren nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn sie Rogan schon hochgenommen hatten, sprach einiges dafür, dass angesichts der brisanten Lage auch die Redaktion unter Beobachtung stand. Dennoch gab er sich einen Ruck. Er hatte Blut geleckt und wollte jetzt mehr erfahren.
Er stand schon mit einem Bein auf dem Asphalt, als Nova plötzlich aufschrie. »Sieh doch
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