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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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Jedes Mal, wenn sie uniformierten Soldaten oder Mitarbeitern in Zivil begegnete, grüßte sie militärisch, ohne sich ihre Aufgewühltheit anmerken zu lassen. Niemand achtete weiter auf sie. Und niemand ahnte, dass die toughe Agentin June Madlow, der Stolz der CIA, im Begriff war, sich ihren Anweisungen zu widersetzen.
    In der Kantine wurde gerade das Abendessen ausgegeben, es war brechend voll. Rasch sondierte sie die Lage. An den rund dreißig Tischen saßen überwiegend Soldaten und ein paar Agenten, zwei davon hatte sie in der Kommandozentrale gesehen. Am Tisch in der hinteren rechten Ecke entdeckte sie jene blasse, zierliche Frau im weißen Kittel, die zwei Tage zuvor mit Orlando zu Mittag gegessen hatte. Völlig in sich gekehrt, widmete sie sich ihrem Dinner. Sie trug eine schwere Hornbrille, ihr dunkelblondes Haar hatte sie zu einem Knoten geschlungen. Neben ihr saß ein Soldat, der ihr allerdings keine Beachtung schenkte.
    June fiel wieder ein, wie aggressiv sich Clark den zerbrechlich wirkenden Orlando vorgeknüpft hatte. Bestimmt wusste seine Kollegin, worum es dabei gegangen war. Nachdem sie sich einen Schinkentoast genommen hatte, steuerte sie die hintere rechte Ecke an.
    »Hallo, ist hier noch Platz?«, fragte sie und lächelte den hageren, uniformierten Mann an, der einen doppelten Hamburger in den Händen hielt.
    Bereitwillig rückte er ein Stück beiseite. »Ja sicher, Madam, bin sowieso gleich fertig.«
    June atmete auf. Das gab ihr die Möglichkeit, wenigstens für kurze Zeit allein mit der jungen Frau zu sein.
    Doch einen Augenblick später erhob sich die Laborangestellte, nahm ihr Tablett und ging zur Geschirrrückgabe. June konnte sich nur noch ihr Namensschild einprägen, auf dem Dr. Susan Olbraine stand. Ich muss aufs Ganze gehen, dachte sie. Jetzt ist die Gelegenheit! Hastig nahm sie einen Bissen von ihrem Toast und verzog angewidert das Gesicht.
    »Nicht zu glauben, was für einen Fraß die uns hier vorsetzen«, sagte sie zu ihrem Tischgenossen, der immer noch mit seinem Hamburger beschäftigt war. »So viel zum Thema Dinner-Cancelling.«
    Mit gespieltem Unmut stand sie auf und eilte zur Geschirrrückgabe.
    »Mrs. Olbraine?«, sprach sie die junge Frau an. »Agent Madlow. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden.«
    Verwirrt sah die Wissenschaftlerin zu June auf, die einen guten Kopf größer als sie selbst war.
    »Ich – ich muss zurück ins Labor. Worum geht es denn?«
    Ihre geröteten Augenlider und der flackernde Blick, mit dem sie die ihr fremde Agentin musterte, deuteten darauf hin, dass sie unter gewaltigem Druck stand.
    »Eine geheime Mission, Befehl von oben«, schwindelte June.
    Sie zog die Laborangestellte in den Flur zur angrenzenden Küche, um die Lärmkulisse der Spülmaschinen als Deckung zu nutzen.
    »Hören Sie, ich weiß, dass Sie an einer neuartigen Strahlentechnologie arbeiten. Darüber brauche ich mehr Informationen.«
    »Das … darüber darf ich, na ja, nichts sagen.« Ablehnung und Verunsicherung standen ihr ins Gesicht geschrieben.
    June befürchtete, dass die Wissenschaftlerin jetzt gehen oder lauthals protestieren würde, doch sie verharrte. Plötzlich schossen ihr Tränen in die Augen.
    »Vertrauen Sie mir«, flüsterte June beschwörend. »Ich brauche Hilfe für einen jungen Mann, der heute von Ihnen irgendwie mit einer neuen Methode verhört wurde. Ich muss wissen, was Sie mit ihm gemacht haben.«
    Es war deutlich zu sehen, wie die junge Frau mit sich kämpfte. Dann sah sie June fest an.
    »Folgen Sie mir in fünf Minuten. Mein Quartier ist Raum KOO1348.«
    Wie vom Donner gerührt, sah die Agentin der zierlichen Wissenschaftlerin hinterher, die mit gesenktem Kopf die Kantine verließ. So viel spontane Bereitwilligkeit hatte sie nicht erwartet. Die Mitarbeiter des Labors mussten zweifellos an furchterregenden Projekten arbeiten, so niedergeschlagen, wie sie aussahen. Man konnte nur ahnen, welche Gewissenskonflikte sie durchlitten.
    Fünf Minuten also. Seelenruhig nahm sich June einen Cheeseburger und kehrte an ihren Platz zurück. Der Soldat hatte seinen Doppeldecker inzwischen verspeist und sich offensichtlich Nachschlag in Form einer großen Portion Pommes frites geholt.
    »Ich bin Ihrem Beispiel gefolgt, offenbar sind die Hamburger essbar«, scherzte June, während sie sich wieder zu ihm setzte.
    Er grinste. »Als wir mal in Afghanistan eingekesselt waren, haben wir Ratten gegrillt, da kann mich nichts mehr erschüttern.«
    »Wow, das nenne ich

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