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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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zeigte ihr, dass ihn Furcht und Schuldbewusstsein offenbar seit Jahren zermürbten, aber da war noch etwas anderes, etwas, das sie nicht deuten konnte. Es weckte ihren Instinkt, diesem Mann keine Sekunde Vertrauen zu schenken.
    June reckte sich auf und bemühte sich, einen Tonfall stählerner Autorität anzuschlagen. In ihren Augen war Orlando der geborene Untergebene, gewohnt, nahezu reflexartig auf Befehle zu reagieren.
    »Sie sagen mir auf der Stelle, welche Experimente Sie mit Torben Arnström durchgeführt haben!«
    Orlando zuckte zusammen.
    »Ich habe zu tun.« Mit fahrigen Bewegungen begann er, auf seiner Arbeitsplatte herumzusuchen, die mit elektronischen Bauteilen, Skizzen und Plastikbechern übersät war. »In einer Viertelstunde muss ich Direktor Clark Rapport erstatten. Außerdem kenne ich keinen – Thomas … äh, wie hieß er noch?«
    June Madlow registrierte, wie er sich wand. Sie zog ihre Waffe und lud sie mit einer schnellen Bewegung durch. »Ich meine den Mann, dem Sie fast das Gehirn aus dem Kopf geblasen haben. Besser Sie sagen mir gleich, was los ist, sonst passiert Ihnen dasselbe, darauf können Sie sich ein Ei backen.«
    Orlando schien komplett überwältigt, als würde er gerade innerlich zerreißen und nicht wissen, wie er sich zusammenhalten könnte. Abwechselnd blickte er auf Junes Waffe und in das vorwurfsvolle Gesicht seiner Mitarbeiterin. Er hob die Hände. »Nicht schießen! Was wollen Sie wissen?«
    »Was für Waffen Sie hergestellt haben und an wen sie geliefert wurden. Und dann sorgen Sie dafür, dass Torben Arnström medizinisch behandelt wird.«
    Der Wissenschaftler ließ die Hände in seinen Schoß sinken. »Also gut, aber ich stelle eine Bedingung.« Er wühlte aus einem Haufen von Papieren einen Zettel hervor und schrieb einen Namen und eine Adresse darauf. »Ich möchte, dass meine Frau erfährt, dass ich lebe und dass ich ohne Verhör das Land verlassen kann.«
    »Also hat man Sie erpresst?«
    »Denken Sie etwa, ich mache das hier freiwillig?«
    »Ich denke, dass Sie hier eine Riesenschweinerei angerichtet haben.« June musste an sich halten, um den mageren kleinen Mann nicht zu schütteln. »Aber ich verstehe, dass Sie Angst um Ihre Familie haben.«
    »Wir haben hier alle Angst um unsere Familien«, ergänzte Susan Olbraine fast unhörbar. Sie band den Gürtel ihres Kittels fest. »Ich kenne keinen, der aus freien Stücken in diesem Labor arbeitet.«
    June drückte ihre verschwitzte Hand. »Niemand verurteilt Sie, Susan. Okay, kommen wir zur Sache.«
    Orlando reichte ihr den Zettel mit Namen und Adresse. »Wir haben elektromagnetische Strahlenwaffen entwickelt. Die eine Version ist für die Zerstreuung von großen Menschenansammlungen gedacht. Sie basiert auf emotionalem Stress, der durch niederfrequente elektromagnetische Wellen erzeugt wird.«
    Jetzt ging June ein Licht auf. In den Nachrichten hatte sie die Bilder aus New York gesehen, Bilder von panischen Demonstranten, die scheinbar ohne jeden äußeren Anlass geflohen waren.
    »Weiter, Mr. Orlando.«
    Als erwartete er für das Kommende Schläge, zog er den Kopf ein. »Die andere Waffe – nun, Waffe, ist eigentlich nicht das richtige Wort. Die andere Apparatur kann in das Unterbewusstsein von Menschen eindringen, um ihren Willen zu brechen und ihre Gedanken zu kontrollieren. Diese Technologie soll vielleicht gegen Terroristen zum Einsatz kommen, bei Verhören zum Beispiel. Aber glauben Sie mir, mehr weiß ich nicht. Ich kenne nicht einmal einen Projektnamen, geschweige denn, was der Direktor damit plant.«
    June Madlow verzog angewidert das Gesicht. Was hier ablief, verdichtete sich zu einem Albtraum. Sie musste diesen Mann dazu bringen, mehr auszupacken. Konnte sie Torben helfen?
    »Ich hoffe, Sie sind nicht wirklich so naiv, Mister Frankenstein. Wenn das funktioniert, wird diese Maschine nicht nur für Verhöre eingesetzt. Dann wird man Menschen im großen Stil manipulieren.«
    Schlagartig wurde ihr klar, dass diese Technologie der Auslöser für Torben Arnströms Sinneswandel war. Clark hatte ihn zu einem willfährigen Roboter machen wollen. Ihre Verachtung wuchs ins Unermessliche. Sie ging zum Schreibtisch und stützte sich mit beiden Händen darauf, während sie den Wissenschaftler anschrie.
    »Sie verdammter Idiot! Ist Ihnen denn nicht klar, dass Sie mit Ihrer Wunderwaffe Armeen von willenlosen Agenten, Polizisten und Soldaten erzeugen? Abgerichtete Befehlsempfänger ohne jede Gewissensfreiheit? Und dass sich

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