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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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jetzt tun würde, war irreversibel. Ein Klick, und was dann passierte, konnte Sieg oder Untergang bedeuten. Seinen Job war er ohnehin schon los.
    Was soll’s. No risk, no fun!
    Er wartete angespannt, während Spygate seinen Weg ins Netz nahm. Das Blut raste in seinen Schläfen, er spürte seine Hände nicht mehr. Bildlich stellte er sich vor, wie sich der Datensalat jetzt in Lichtgeschwindigkeit um den Globus bewegte und in den Servern einnistete, den Nervenzellen des Internets. Wenn alles gut ging, hatte er gerade sein Baby erfolgreich in die Welt gesetzt, und niemand würde noch verhindern können, dass es sich unaufhörlich weiterentwickelte. Er fuhr den Rechner herunter und legte zufrieden seine Hände hinter den Kopf.
    »So, jetzt müsst ihr euch warm anziehen«, murmelte er vor sich hin.
    Er dehnte seinen verspannten Körper und stand auf. Schluss für heute. Er musste mit jemandem reden. Mit sicherem Griff zog er einen dicken, wattierten Umschlag aus einem Stapel Zeitschriften hervor und verbarg ihn unter seinem Parka. Jetzt konnte er nicht vorsichtig genug sein.
    Als er die Tür hinter sich abschloss, hatte es zu schneien aufgehört. Ein Sonnenstrahl fiel in den schmutzigen Hinterhof. Vielleicht ein Zeichen, dachte er. Todmüde, aber mit einem gewissen Triumphgefühl schlug er den Weg zu Novas Wohnung ein. Du hast das Richtige getan, beschwor er sich innerlich. Und morgen gehst du in die Höhle des Löwen. Jetzt wird nach deinen Regeln gespielt!
    Doch in das Gefühl der Allmacht, das ihn für einen kurzen Augenblick in Euphorie versetzt hatte, mischten sich wieder Zweifel. Was, wenn Spygate doch noch Schwächen hatte oder seinen Urheber verriet?
    Zehn Minuten später klingelte er an Novas Tür. Er freute sich auf sie. Wenn es neben Kilian irgendeine konstante Beziehung in seinem Leben gab, dann diese Freundschaft.
    Nova war nicht im Mindesten überrascht, ihn zu sehen. Mit einer einladenden Geste bat sie ihn herein. Er folgte ihr in die kleine Wohnküche. Der Raum war pinkfarben gestrichen und mit einem Graffito besprüht, das dem Zeichen der subversiven Tierschützer aus dem Film Twelve Monkeys entsprach. Einer ihrer absoluten Lieblingsfilme. Die Mischung aus Endzeitdrama und radikalem Tierschutz passte zu der Spende, die sie oft und nur Sea Shepard zukommen ließ, einer Organisation, die regelmäßig Robbenbabys und Wale mit waghalsigen Manövern weltweit zu schützen versuchte. Abgeschabte Vintagemöbel und ein großer, uralter Kühlschrank in Zitronengelb komplettierten ihr Reich. Auf dem Tisch lagen die Reste eines Fast-Food-Mahls. Wie Torben legte Nova keinen besonderen Wert auf Essen. Ein Burger, ein Stück Kuchen zwischendurch und Süßigkeiten für kleine Konzentrationstiefs, das war alles, wovon sie sich ernährten.
    Nova deutete auf die unvermeidliche Kaffeemaschine, die auch bei ihr rund um die Uhr in Betrieb war. »Willst du?«
    Er grinste. »Soll das eine Frage sein?«
    Sie holte eine giftgrüne Tasse aus dem abgestoßenen Küchenschrank und füllte sie bis zum Rand.
    »Hier. Du kannst es gebrauchen, bist ja weiß wie die Wand.«
    Torben trank einen Schluck. Dann holte er den Umschlag hervor.
    »Hör zu, Nova. Ich habe dir nicht alles erzählt, was Peter betrifft. Ich kann es auch noch nicht. Aber ich möchte dich bitten, dass du diese Kopien für mich aufbewahrst, bis ich das alles hinter mir habe.«
    Nova nahm den Umschlag, wickelte ihn in eine Plastiktüte und verstaute ihn im Kühlschrank.
    »Da wird niemand suchen. Doch falls du erwartest, dass ich mir den Inhalt nach all den Räuberpistolen der letzten Zeit nicht ansehe, behältst du den Umschlag besser bei dir.«
    »Lass die Finger davon. Du musst nicht alles wissen, Pippi Langstrumpf.«
    »Hey, ich bin nicht das kleine, dumme Mädchen, das nicht an Papis Schreibtisch darf! Wenn ich dir schon helfe, will ich auch wissen, worum es geht.«
    Sie setzte sich zu ihm an den Küchentisch und spielte mit ein paar kalten Pommes herum.
    »Nun leg schon los.«
    Leicht widerstrebend erzählte er ihr, was er in den vergangenen Monaten von Peter erfahren hatte. Seit den spektakulären Enthüllungen von WikiLeaks herrschte in Regierungen und Geheimdiensten Alarmstufe Rot. Niemand konnte mehr sicher sein, dass nicht eines Tages die letzten Geheimhaltungsgrenzen fielen. Und dann würde jeder Entscheider für seine Taten verantwortlich gemacht werden können.
    Gedankenverloren betrachtete Torben das Graffito an der Wand. »Peter sagte, dass nicht alle

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