Silent Control | Thriller
dahinfließende Wasser.
KAPITEL 8
CIA-HAUPTZENTRALE LANGLEY, US-BUNDESSTAAT VIRGINIA
Roy Clark sah reglos aus dem Fenster. Er spielte mit dem schweren goldenen Füllfederhalter, den ihm der Präsident bei seiner Ernennung zum CIA-Chef geschenkt hatte. Es war früher Samstagabend, nur wenige Autos waren draußen noch auf dem Parkplatz vor der Zentrale zu sehen.
Sein Büro war auf altmodische Weise repräsentativ. Schwere Regale aus Teakholz bedeckten die Wände bis zur Decke. Neben einer dunkelbraunen Ledercouch verbreitete eine große Messinglampe mit einem seidenen Schirm gelbliches Licht. Clarks wuchtiger Schreibtisch wirkte wie eine Kommandozentrale. Neben seinem Laptop stand ein silbergerahmtes Foto seiner Frau und seiner Tochter. Ein weiteres Foto zeigte ihn in Uniform bei seinem Afghanistaneinsatz.
Seine Gedanken kreisten unablässig um die ehrgeizigen Projekte, die er in Auftrag gegeben hatte. Das Brain-to-brain- Programm war nur ein Spielzeug im Vergleich zu Mindvision, seinem neuesten Coup. Unbehagen bereitete ihm dabei, dass seine besten Männer unter der Leitung von Robert Miles nicht in der Lage waren, die Dimension dieses Wurms zu verstehen.
Mindvision war eine geheime Kommandosache und politisch noch nicht abgesegnet.
Es würde alles übersteigen, was man sich unter Überwachung vorstellen konnte. Ist Mindvision erst mal am Laufen, wird niemand mehr an mir vorbeikommen, dachte Clark. Doch das war noch längst nicht alles. Sollten die Aufstände nicht so unter Kontrolle zu bekommen sein, hatte er noch einen Trumpf in der Hand, bevor jene Lobbyisten, die ihn an diese Position gebracht hatten, die Geduld verlieren würden. Alles musste schneller gehen, damit er als der Mann in die Geschichte einging, der nicht nur das Internet unter Kontrolle gebracht hatte, sondern die gesamte instabile Lage einer Welt, in der Millionen im Begriff waren, alles infrage zu stellen, ohne dabei eine gemeinsame Richtung zu haben. Es war nicht die Angst vor einer Revolution der alten Art, die man einfach mit Waffengewalt niederschlagen könnte. Es war die Angst vor einer neuen Form von Selbstbestimmung des Menschen, in der die alten Hierarchien sich auflösen würden.
Wenn seine Pläne öffentlich wurden, bevor er sich grünes Licht von der Regierung geholt hatte, würde dass ein empfindlicher Schlag sein, der ihn ganz persönlich traf. Auf jeden Fall war Mindvision mausetot, falls irgendwelche Hacker ihm auf die Schliche kamen. Würde alles gelingen, konnte Mindvision als die perfekte Überwachungssoftware in die Geschichte eingehen, und Clark konnte es kaum erwarten, es im Pentagon zu präsentieren.
»Scheißkerle«, murmelte er vor sich hin. »Ihr gehört alle auf den elektrischen Stuhl. Ich lass mir von euch nicht mein Lebenswerk kaputt machen.«
Clark war in der New Yorker Bronx aufgewachsen, in einem sozialen Klima brutaler Härte. Dank seiner Intelligenz und nicht zuletzt wegen seiner in Straßenkämpfen seines Viertels erprobten Durchsetzungsfähigkeit hatte er sich zielstrebig hochgearbeitet. Erst zum Kommandanten der Neavy Seals, dann zum Sicherheitsberater im Weißen Haus. Dort hatte ihn die Welt der transnationalen Großlobbyisten fasziniert, jene ruhige Arroganz, die dem Gefühl der Allmacht entsprang.
Nun war er der Boss des mächtigsten Geheimdienstes der Welt. Und für genau diese Leute noch wertvoller geworden – allerdings nur so lange, wie er die Kontrolle behielt. Wieder fluchte er leise vor sich hin.
Hinter ihm klopfte es an der Tür.
»Herein!«, rief er gereizt, während sich die Tür schon öffnete.
»Sir, Sie sollten schnell ins Rechenzentrum kommen.«
Es war sein Stellvertreter Thomas Eliston, flankiert von Clarks aufgebrachter Sekretärin.
Aalglatt wie ein frisch gewachster Ski, dieser Eliston, dachte Clark. Sein engster Mitarbeiter war Ende vierzig, ein schlanker, stets in teure Anzüge gekleideter Mann. In Clarks Augen war er nur ein Karrierist. Von Yale aus hatte es Eliston nach einem Zwischenspiel bei der Weltbank zum Berater im Weißen Haus und schließlich bis in die CIA-Hauptzentrale gebracht. Clark verstand es, seine Abneigung gegen diesen smarten Aufsteiger zu verbergen. Gefühle konnte er sich in seiner Position nicht leisten.
»Was ist los? Wieder diese verdammten Hacker?«
»Sie sollten sich selbst ein Bild machen.« Eliston wirkte ausgesprochen zurückhaltend. »Ich denke, Miles kann Ihnen das am besten erklären.«
Clark zog die Stirn in Falten. Er steckte
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