Silent Control | Thriller
Schlüsselbund und Handy in die Hosentasche und klemmte sich seinen Ausweis ans Jackett.
»Vielleicht wieder Anonymous?«
»Wir wissen es nicht. Es ist nichts, was einen direkten Schaden anrichtet. Eher macht es bestimmte Analysen unmöglich. Aber wie gesagt …«
»Schon gut, Miles erklärt es mir.«
Der CIA-Chef folgte Eliston in das neue Rechenzentrum. Es lag gute zwanzig Meter unter der Erde und war mit dem größten Abhörzentrum der Welt, der NSA in Utah und einem geheimen Bunker in der Wüste Nevada, verbunden. Nach Jahren des Antiterrorkampfs wurde es gerade digital aufgerüstet. Das war nötig gewesen, weil der US-Präsident den Kampf gegen Anonymous und Occupy ausgerufen hatte. Letztere mit islamistischen Terroristen auf eine Stufe zu stellen hatte den Präsidenten viele Sympathien gekostet. Doch nur so konnte er den »Patriot Act 2« gegen Bürger der Vereinigten Staaten zur Anwendung bringen.
Das Gesetz schränkte die Bürgerrechte zugunsten der Suche nach Terrorverdächtigen ohnehin schon massiv ein, vereinfachte etwa die Überwachung von Telefongesprächen und E-Mail-Verkehr. Auch die Einsicht in Bankkonten und medizinische Daten wurde erleichtert. Nachdem einen Tag zuvor in Buenos Aires und Tokio Hunderttausende Menschen wieder den Verkehr lahmgelegt hatten, ganze Unternehmen nicht mehr arbeitsfähig waren und Anonymous Seiten der Vereinten Nationen zur Verbreitung ihrer Aufrufe gekapert hatten, kochte die Entrüstung in den Behörden über.
Im Rechenzentrum angekommen, sahen Clark und Eliston vom Büro des Leiters Robert Miles hinunter auf die etwa achtzig Arbeitsplätze. An jedem standen vier Bildschirme, die parallel ihre Analysen vollzogen. Es war eine gigantische Halle, in der mehrere Flugzeuge Platz gefunden hätten. Das Kontroll- zentrum der NASA war ein Schuhkarton dagegen.
Clark fragte sich, ob wirklich alles funktionieren würde. Die Verbindungen mit vier neuen Satelliten, die im vergangenen Jahr zur Aufstockung der Überwachungskapazitäten ins Weltall geschossen wurden, ermöglichten es, jeden Datenfluss im Netz in Echtzeit ausfindig zu machen und auf die mannshohen Bildschirme über den Köpfen zu projizieren. Hier mündeten die Schlagadern des Internets ins geheime Herz des Systems. Es schlug so schnell, dass Anonymous jetzt an ihre Grenzen gerieten, da die Verfolgung der Computer, von denen die Aktivisten ihre Hacks starteten, immer schneller wurde. Während sich manche Strategen im Pentagon ein Ende des Internets wünschten, war Clark hingegen von der Schlagfertigkeit des Netzes, von Mindvision überzeugt. In den vergangenen Tagen hatte man nur mit der Testversion von Mindvision Hunderte Hacker ausfindig machen und verhaften können.
Mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter begrüßte Clark den Leiter des Rechenzentrums.
»Hallo, Miles, alter Junge. Na, was haben wir da?«
Robert Miles war gerade mal Mitte dreißig. Doch ihm ging der Ruf voraus, mit allen Wassern gewaschen zu sein, wenn es um raffinierte Hacks ging. Jetzt allerdings wirkte er tief verunsichert. Sein magerer Körper wand sich, und sein Blick flackerte, als er Clark antwortete.
»Sir, wenn wir das wüssten, hätte ich Sie nicht hergebeten.«
Er nestelte an seinem Hemdkragen und fuhr sich durch das schulterlange, dunkle Haar. Dann öffnete er mehrere Programme.
»Wir haben gestern Abend für einen kurzen Moment einen Blackout gehabt. Er war so kurz, dass niemand es bemerkt hätte, wenn wir nicht gerade an den Knotenpunkten gearbeitet hätten.«
Clark rollte mit den Augen. Einzelheiten hatten ihn noch nie interessiert. Ihm ging es um Ergebnisse.
»Ja, und?«
»Sehen Sie selbst.«
Miles zeigte auf eine Analyse der Forensiker, den digitalen Leichenfledderern.
Clark schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Das kann doch nicht wahr sein!« Obwohl er kaum verstand, wie komplex die Programme von Mindvision aufgebaut waren, sah er sofort eines: Enttarnung jeder Spionagesoftware denkbar.
Es schien, als würde er jeden Augenblick die Beherrschung verlieren. Wutschnaubend starrte er auf den Bildschirm.
»Wir geben zwei Milliarden Dollar aus, und Sie wollen mir erzählen, dass da jemand einfach so durchmarschiert, ein Virus hinpflanzt, und Sie beherrschen das nicht?«
Miles brach der Schweiß aus. Mit bebenden Händen zeigte er auf einen der großen Bildschirme.
»Sir. Dieses Virus ist aber ein Wurm. Ich muss doch wohl nicht erklären, was das heißt, oder? Die Verschlüsselung ist so komplex, das wir
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