Silent Control | Thriller
Vision freier Energie, von der im Netz immer wieder die Rede war, die aber die Giganten der Energieversorger angeblich verheimlichten.
Er hatte die Vision mündiger User gehabt, die sich nicht länger von irgendwelchen Medien betrügen ließen. Vielleicht war es naiv, aber er glaubte daran, dass es möglich war, das Netz als eine gigantische Kommunikationszentrale zu nutzen, in der die Informationen frei zum Wohle der Menschheit verbreitet würden, und nicht, um sie länger wie dummes Stimmvieh zu halten, abhängig und eingefangen von den Lügen der Konzerne und Regierungsapparate.
Er stand auf und ging zum Fenster. Verlassen lag der Hinterhof im Zwielicht des heraufdämmernden Morgens. War wirklich alles vorbei? War es eine Illusion, dass es künftig keine manipulierten Informationen mehr geben würde? Er starrte nach draußen. Das Gefühl der Ohnmacht tat ihm körperlich weh. Am liebsten hätte er sein Büro angezündet. Würde er sich eines Tages fragen müssen, ob er das alles umsonst getan hatte?
Er mochte gar nicht an die endlosen Monate denken, die er hier vergeudet hatte.
Seit zwei Tagen hatte Torben nicht richtig gegessen, jetzt meldete sich sein knurrender Magen. Er streifte seinen Parka über und machte sich auf den Weg zu seinem Coffeeshop. Vielleicht würden ihm ein paar frische Croissants die verlorene Bodenhaftung wiedergeben.
Als Torben den Coffeeshop erreichte, stand er vor verschlossener Tür. Mist, es war Sonntag! Das hatte er völlig vergessen, so außerhalb der Zeit hatte er die vergangenen Tage verbracht. Also blieb ihm nur die Imbissbude eine Straße weiter. Er trottete dorthin und bestellte einen Hotdog.
»Alles in Ordnung?«
Der älteren Imbissverkäuferin war offenbar nicht entgangen, wie frustriert Torben wirkte. Kraftlos lehnte er sich an den Tresen, zitternd vor Kälte und Enttäuschung.
Verständnislos sah er sie an.
»Wie bitte? Ob alles … ja, schon. Danke der Nachfrage.«
Er nahm den Hotdog, zahlte und streifte ziellos durch die Straßen. All sein Elan war verpufft. Er fühlte sich nutzlos. Während er in den Hotdog biss, wirbelte er mit den Fußspitzen den Schnee auf dem Bürgersteig hoch. Was sollte er jetzt tun? Sein Job bei Saicom war Geschichte. Kilian dagegen ging unbeirrt den Weg weiter, den er eingeschlagen hatte. Alles, was Torben blieb, war die Freundschaft zu Nova. Aber würde das reichen?
Er fühlte sich plötzlich sehr einsam. Ich muss mein Leben ändern, überlegte er. Aber wie? Teilnahmslos betrachtete er die vertrauten Häuserzeilen, an denen er so oft entlanggeschlendert war. Heute erschienen sie ihm fremd. Sein ganzes Leben erschien ihm auf einmal fremd. Als hätte er das Leben eines anderen gelebt.
Auch wenn er sich gern in seinem Bett verkrochen hätte, ahnte er, dass er gerade jetzt nicht aufgeben durfte. Noch war nicht alles verloren. Noch konnte er versuchen, seine Vision unbegrenzter Freiheit im Netz zu verwirklichen. Oder war das bloß die Selbstüberschätzung eines hysterischen Nerds?
Als er in die Straße einbog, in der er wohnte, fielen ihm zwei silberfarbene Geländewagen auf, die genau gegenüber seiner Wohnung parkten. Er stutzte. In dieser Gegend fuhr niemand solche Luxusautos. Vorsichtig näherte er sich ihnen. Sie wirkten verlassen. Mit einer merkwürdigen Vorahnung betrat er das Treppenhaus und stieg die Stufen zu seiner Wohnung hoch. Ruckartig blieb er stehen. War seine Wohnungstür offen? Angst ergriff ihn. Er hatte das Empfinden, auf einer dünnen Eisscholle zu stehen, die jeden Augenblick zerbrechen könnte.
Ich muss hier weg, schoss es ihm durch den Kopf, so schnell wie möglich. Er polterte die Holzstufen hinunter, zurück auf die Straße. Dann sah er ihn. Den Mann mit der grauen Windjacke und der grauen Wollmütze. Genau der, der ihn verfolgt hatte, als er mit Nova zusammen war.
Torben wandte ihm den Rücken zu und ging in die entgegengesetzte Richtung. Hatte der Mann ihm nicht ein Zeichen gegeben, näher zu kommen, oder hatte er sich getäuscht?
Was zum Teufel geht hier ab?
Er beschleunigte seinen Schritt, zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte Novas Nummer. Kein Netz. In seiner Not versuchte er sogar, Kilian zu erreichen, und stoppte es sofort wieder. Er blickte über seine Schulter. Niemand schien ihm zu folgen. Dennoch begann er zu laufen. Alle Ereignisse der vergangenen Tage rasten wie im Zeitraffer an ihm vorbei. Erneut fragte er sich: Welchen Fehler habe ich gemacht?
Er drehte sich noch einmal um, doch es
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