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Silent Control | Thriller

Silent Control | Thriller

Titel: Silent Control | Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thore Dohse Hansen
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können nicht ein ganzes Volk einsperren!«
    Dann verschwand sie in der Menge, nur ihr Transparent war noch zu sehen. Torben fühlte sich zunehmend unwohl in diesem Gedränge. Er presste seinen Rucksack an sich. Er, der die letzten Jahre zumeist allein am Computer verbracht hatte, hasste solche Menschenaufläufe. Vor einem Informationstisch mitten auf dem Gelände kam er nicht mehr weiter. Er war von Menschen aller Art umringt: Gestandene Herren in Anzügen, abgerissene Punks und modisch gestylte Teenager debattierten miteinander. An einem kleineren Tisch daneben verteilte eine ältere Dame Suppe an Obdachlose. Die berühmte Solidarität der Occupy-Bewegung, es gab sie offenbar wirklich.
    Torben wollte gerade den Diskussionen zuhören, als ein fülliger Mann in einem Trenchcoat an den Tisch trat. Er wedelte mit erhobenem Arm mit seinem Handy.
    »CNN berichtet gerade, dass der Verteidigungsminister mit der Nationalgarde droht! Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen, denn …«
    Er wurde von gellendem Sirenengeheul übertönt. Unüberhörbar rückten weitere Einsatzfahrzeuge der Polizei an.
    Neben Torben zog eine Frau in einer Folklorebluse ein iPad aus der Tasche und öffnete ihren Facebook-Account. Er las unauffällig mit, während sie ihre Message postete. Offen rief sie darin zur Sabotage der U-Bahnen auf, als sei das nichts weiter als das nächste Level eines Computerspiels.
    Sie spürte, dass sie beobachtet wurde, und sah Torben fragend an.
    »Hey, sag doch gleich der Polizei, was du vorhast! Das kommt aufs Gleiche raus!«, brüllte Torben gegen die Sirenen an. »Irgendwann drehen sie euch das Netz einfach ab, wenn ihr so weitermacht.«
    »Wie bist du denn drauf?«, schrie sie zurück. »Wenn du so viel Angst hast, geh doch nach Hause.«
    Er biss sich auf die Zunge, um seinem Ärger keinen Ausdruck zu verleihen. Angst solltest du haben, dachte er. In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass dieses Spiel längst im Gange war. Eine digitale und militarisierte Supermacht gegen Aktivisten, die sich in keiner Minute darüber im Klaren zu sein schien, dass es keine Anonymität im Netz mehr gab, auch für die schlauesten Hacker wäre bald das Ende der Fahnenstange erreicht. Das Sirenengeheul hatte aufgehört. Die Frau klebte immer noch an seiner Seite.
    »Hast du ein paar Milliarden Dollar und ein paar Fernsehsender oder was? Wir haben nichts anderes als das Netz!« Ihre Stimme überschlug sich.
    Ein Grund mehr, es sinnvoll zu nutzen, dachte Torben und ließ die Frau stehen. Hier hatte er nichts mehr verloren.
    Ein älterer Herr in einem grauen Anzug hatte den Schlagabtausch verfolgt und hielt ihn zurück. »Was haben wir denn noch zu verlieren?«, sagte er erregt. »Die crashen unsere Existenz!«
    Waren die Menschen schon so verzweifelt, dass sie alles riskierten? Er war schockiert, wie chaotisch hier alles zuging. Klar, die Occupy-Bewegung stellte die Machtverhältnisse infrage. Aber es gab keine Taktik, keine wirkliche Strategie.
    Es war ihm fast unangenehm, aber er hatte das Gefühl, genau das vorzufinden, was die Medien und andere Intellektuelle der Bewegung vorwarfen. Sie hatten keine Alternative, kreideten aber dem System die alternativlose Wachstumsdoktrin an.
    »Warum stellt ihr nicht konkrete Forderungen. Ich meine …«
    »Oh, wir könnten eine Menge Forderungen stellen. Zum Beispiel besteuert die Reichen, schützt die Umwelt, beendet Kriege, reguliert die Banken. Aber die Sache geht etwas mehr in die Tiefe. Wir sind wie ein Mahnmal, das diejenigen, die sich anmaßen, dem Allgemeinwohl zu dienen, dies endlich auch tun.«
    »Wir glauben an eine schönere Welt«, las Torben auf einem Plakat und senkte den Kopf. Er fühlte sich auf die Stufe eines Fünfzehnjährigen zurückversetzt, der mit seinen Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit als Träumer verpönt wird. Aber hatten sie nicht recht, um was sollte es sonst gehen?
    »Habt ihr keine Angst vor den Massen an Polizisten, die hier gerade auflaufen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Viel schlimmer als ein wenig Pfefferspray und Schlagstöcke sind die Untaten, die auf der ganzen Welt um des Geldes wegen verübt werden. Nichts davon darf weiter verborgen bleiben.«
    Torben holte einmal tief Luft. Das war die Schnittmenge! Hier trafen sie sich. Das Netz musste um jeden Preis frei bleiben, aber dafür war es fast schon zu spät, fürchtete er.
    Inzwischen war der Park von Einsatzfahrzeugen abgeriegelt. Die schwarz vermummten Polizisten hatten Ketten

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