Silent Control | Thriller
Spiel stand.
Völlig schockiert saß Kilian im Wagen der schwedischen Agenten. Was hatte er Torben angetan! Es war von Verhaftung die Rede gewesen, nicht von Hinrichtung. Was zum Teufel hatte Torben nur angestellt, dass man auf ihn schoss?
Er hatte Schwierigkeiten, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten. Was zur Hölle ging hier ab? Jede Nervenzelle signalisierte ihm, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte. Er war davon ausgegangen, dass es sich nur um einen Hack handelte, für den Torben bestenfalls eine dicke Geldstrafe oder eine erträgliche Haftstrafe bekommen hätte, und verdammt … die hätte er für den dreisten Diebstahl auch verdient. Aber das hier war ja, als hätte Torben …, Kilian würgte, … ja was? Was zum Teufel hatte er mit den Daten gemacht?
Kilian hörte mit, wie die schwedischen Beamten über Funk Kontakt mit ihren Kollegen hielten. Wieder fielen Schüsse. Kreidebleich drückte er sich tiefer in den Rücksitz. Der Beamte neben ihm machte ein besorgtes Gesicht.
»Sie haben ihn doch nicht umgebracht?«, fragte Kilian mit bebender Stimme.
Die Männer antworteten nicht. Der Agent, der den Wagen steuerte, stellte kommentarlos sein Funkgerät ab und startete den Motor.
Eine Weile fuhren sie stumm durch die Straßen, bis der Beamte neben Kilian sein Schweigen brach.
»Sie können nach Hause, Herr Winter. Wir halten uns an die Abmachungen. Sie haben uns sehr geholfen, wofür ich mich im Namen des schwedischen Staats bei Ihnen bedanke. Sollte Herr Arnström entkommen, ist das schließlich nicht Ihre Schuld.«
»Ach, der schwedische Mörderstaat bedankt sich?«, begehrte Kilian auf. »Für Sie ist alles in Ordnung, was? Aber für mich nicht. Wenn Sie mir gesagt hätten, dass Sie meinen Freund wie einen tollwütigen Fuchs abknallen – nie hätte ich mich darauf eingelassen!«
Tiefes Schamgefühl kroch in ihm empor. Was würde jetzt aus ihm werden? Wie sollte er das verkraften? Und … o Gott, was sag ich Nova? Ich kann doch nicht auch noch sie anlügen. Angewidert von sich selbst, senkte er seinen Kopf und starrte auf die Fußmatte.
Er hatte sich benutzen lassen und seinen Freund verraten. Das hatte Torben vermutlich das Leben gekostet.
»Keine Sorge, Herr Winter«, sagte der Mann neben ihm. »Es ist niemand verletzt worden. Wir bringen Sie zum Flughafen.«
Kilian ließ sich nicht anmerken, was er darüber dachte. Nein, er würde sich jetzt nicht einfach entziehen. Er war Torben etwas schuldig. Eine ganze Menge sogar.
Mittlerweile war es stockdunkel geworden. Torben hatte sich hinter einer verwitterten Gartenmauer verkrochen und spähte durch einen Spalt auf die Parallelstraße der Teller Avenue. Das Hemd klebte ihm auf dem Rücken, seine Handflächen waren vom Drahtzaun abgeschürft. Außer ein paar Passanten war niemand zu sehen.
Eine Sekunde später huschte das Licht einer Taschenlampe in den Mauerspalt. Unwillkürlich wich Torben zurück, doch es nützte ihm nichts mehr. Geblendet kniff er die Augen zusammen, als der Lichtkegel direkt auf sein Gesicht traf.
»Verdammt, ich hab ihn!«, hörte er eine raue Männerstimme. Ein kurzes Piepen folgte.
»Nein, ihr habt mich nicht«, raunte Torben, während er einen Schritt rückwärts machte, sich umdrehte und zurück in das Dickicht hastete.
Das herannahende Knattern von Hubschraubern ließ ihn verharren. Wenige Meter von ihm entfernt hörte er Schreie. »Abrechen, abbrechen!«
Plötzlich fielen wieder Schüsse. Über ihm erschienen gleich zwei Hubschrauber und wirbelten Laub, Papier und Sand in die Luft. Grelle Scheinwerfer leuchteten das Gelände aus, das Dröhnen der Rotoren wurde immer bedrohlicher. Aber warum ließ sich plötzlich niemand mehr blicken? Es war unmöglich, dass der schwedische Geheimdienst hier mit Hubschraubern auftauchte.
Vorsichtig pirschte sich Torben wieder an den Mauerspalt heran. Der Mann mit der Taschenlampe war verschwunden. Hatten die Hubschrauber etwa seinen Verfolger in die Flucht geschlagen? Wer machte hier die Jäger zu Gejagten? War er in der Falle? Zwischen zwei Geheimdiensten, die ihm an den Kragen wollten? Wäre es besser gewesen, sich den Schweden zu stellen?
Seine Neugier war größer als seine Vorsicht. Zentimeterweise schob er sich aus dem Mauerspalt heraus und machte einen Schritt auf die Straße. Einen Augenblick später erfassten ihn die Scheinwerfer der Helikopter. Er hörte noch die Rufe einiger Männer, die auf ihn zurannten, dann brach er zusammen. Ein flammender Schmerz in
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