Silent Control | Thriller
wenn ich nicht alles versucht hätte.«
Nova konnte nicht anders, sie umarmte ihn fest.
»Unsere gemeinsame Zeit war die schönste meines Lebens. Ich fühle mich bei euch beiden aufgehoben wie bei einer Familie, die ich nie wirklich hatte. Danke, dass du jetzt nicht kneifst.«
Sie fuhren eine knappe Viertelstunde die Landstraße hinunter. Links und rechts waren nur Wälder und Wiesen zu sehen. Auch hier war der Schnee dem Tauwetter gewichen. Vereinzelt konnte man schon zaghaftes Grün an den Bäumen erkennen.
An einer alten Tankstelle hielt Nova. Die blaue Fassade war teilweise abgebröckelt, und die Zapfsäulen wirkten eingerostet. Nur ein uralter Ford parkte vor dem Shop. Neben einer Holzhütte mit verblichenen Werbeschildern stand eine verdreckte Telefonzelle. Einige der Scheiben waren zersprungen. Nova nahm den Helm ab und setzte sich auf eine Bank unter einer abblätternden Coca-Cola-Reklame, während Kilian die Zelle ansteuerte.
Nach einer Minute kam er zurück.
»Morgen sind wir in Washington.«
KAPITEL 24
WÜSTE NEVADA – BUNKER WHITESTAR
Die Nacht war kurz gewesen. Clark hatte keine drei Stunden geschlafen. Gegen acht Uhr sollte sein Flug vom Bunker Whitestar nach New York starten. Als er aus einem verchromten Metallbecher einen Schluck Kaffee nahm, unterbrach ein leises Pfeifen seine morgendliche Nachrichtenlektüre. Er inspizierte einen kleinen Bildschirm, verzog die Mundwinkel und öffnete mit einem Tastendruck die Tür.
Mit einem besorgten Gesichtsausdruck trat sein Stellvertreter Eliston ein, den Clark längst wieder in Bluffdale, dem weltweit größten Abhörzentrum der NSA, gewähnt hatte.
»Was machen Sie denn noch hier?«
Eliston warf seinen Mantel auf die Ledercouch. Wie immer trug er einen eleganten Anzug, trotz der frühen Stunde wirkte er, wie aus dem Ei gepellt.
»Ich habe Neuigkeiten aus Washington, die ich unter vier Augen besprechen wollte. Der Präsident hat Verteidigungsminister Rodson entlassen.« Er presste die Lippen zusammen. »Und das ist noch nicht alles. Der Präsident will die Verschmelzung der Auswertungszentren von NSA und CIA verhindern. Jedenfalls solange es keinen Kontrollausschuss im Kongress gibt und die Maßnahme nicht zeitlich begrenzt wird.«
»Wie bitte? Damit weicht er den Patriot Act auf und über lässt die Straße endgültig dem Mob!« Clark knallte seinen Becher auf die Schreibtischplatte. »Dagegen müssen wir etwas unternehmen!«
Eliston zuckte mit den Schultern. Dann setzte er sich auf die Couch und blätterte in einigen Unterlagen, die er mitgebracht hatte.
Unwillig schob Clark seine Dossiers beiseite. Erst am Abend zuvor hatte Strieber sich in einer Mail darüber aufgeregt, dass der Präsident verlautbaren ließ, die Wahlkampfgelder seiner bisherigen Förderer abzulehnen. Mit der Begründung, er wolle den politischen Einfluss der großen US-Unternehmen schwächen. Im Netz wurde er bereits dafür gefeiert.
»Dieser Idiot von Präsident glaubt doch tatsächlich, dass er durch ein paar Zugeständnisse die Sache unter Kontrolle kriegt«, schnaubte er. »Kennt der überhaupt unsere Auswertungen?«
Eliston sah auf. »Ich glaube nicht.«
Daraufhin öffnete Clark eine Schublade und zog einen dicken gebundenen Bericht mit dem Label der CIA heraus. »Sorgen Sie dafür, dass er das hier persönlich bekommt. Ich werde in der Zwischenzeit alles tun, damit diese Demonstrationen gewaltlos aufgelöst werden.«
Ungläubig sah Eliston ihn an. »Wie wollen Sie das anstellen?«
»Warten Sie’s nur ab!« Clark schob seine Daumen unter die breiten Hosenträger, die er über seinem blauweiß gestreiften Hemd trug.
Eliston nahm den Bericht an sich und reichte seinem Chef eine Depesche. »Das kam eben per Eilboten. Die Schweden haben unseren Botschafter einbestellt. Sie wollen ihre beiden Agenten wiederhaben. Dann wären sie bereit, unsere Einmischung in ihre Angelegenheiten zu vergessen.«
Achtlos legte Clark das Schreiben beiseite. »Machen Sie den Schweden klar, dass sie ihre Chance hatten. Wenn die den Fall Arnström öffentlich machen, stellen wir ihre Agenten an die Wand. Wie lange wurde der vor seinem Hack eigentlich überwacht?«
»Wohl nur wenige Tage«, antwortete Eliston »Wir haben von den Deutschen erfahren, dass er seine gefälschten Papiere und die knapp 10.000 Dollar erst nach seiner Flucht aus Stockholm abgeholt hat. Aus einem Depot in Hamburg.«
Dahinter kann nur Peter Norris stecken, dachte Clark ärgerlich. Typisch. Dieser Norris war ein
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