Silent Control | Thriller
Mikrofichefilme untergebracht waren, wie sie erklärte.
»Das ist sehr freundlich von Ihnen«, bedankte sich Kilian. Er wartete ab, bis sich die Bibliothekarin wieder auf den Weg zu ihrem Glaskasten machte. Dann setzte er sich.
Die Rechnerplätze waren durch helle Holzwände unterteilt. Überall standen Regale mit ockerfarbenen Pappkästen, in denen Dokumente lagerten.
Die Rechner waren bereits hochgefahren. Kilian tippte den Namen Peter Norris in die Suchfunktion ein. Doch es war kein File vorhanden.
Nun verfeinerte er die Anfrage, gab verschiedene Jahreszahlen und schließlich nur den Nachnamen Norris ein.
Gespannt verfolgte er, was sich auf dem Monitor tat. Einen Augenblick später stutzte er. Auf dem Bildschirm bauten sich Buchstaben und Zahlen auf.
Record: 18129
REQNUM F8989-89898
PUBDATE: 1969-11-17
DECAL: CIA-DDO+VX 1900 MEMO 431292
TITLE: PROJECT MKULTRA – NORRIS –
SKINNER – CLOSED REQUEST – Classified
Das alles sagt mir gar nichts, dachte Kilian enttäuscht, druckte sich das Memo aus und schloss die Eingabemaske. Dann ging er zurück zum Empfang und winkte der Frau in der bunten Bluse zu, bevor er sich auf den Weg nach draußen machte. Vielleicht würde er sie noch einmal brauchen.
Nova hockte vor dem Starbucks auf einer kleinen Holzbank. Gerade biss sie in einen Bagel. Neben ihr standen zwei Pappbecher.
»Hey, die Dinger musst du probieren, echt besser als bei uns«, empfing sie ihn und registrierte im gleichen Moment die Enttäuschung in Kilians Gesicht. »Was ist los? Hast du schon gesucht?«
»Das Dokument war nicht zu haben.« Er setzte sich neben Nova und holte seinen Lachsbagel aus der Tüte, die Nova ihm hinhielt. »Ich habe nur ein File gefunden, das gesperrt ist.«
»Shit. Was ist das für ein File? Hast du nicht diesen Freund in Washington, der dir weiterhelfen kann?«
»Wir treffen ihn in einer halben Stunde. Ich habe ihn vom Flugzeug aus erreicht.« Kilian biss in seinen Bagel. »Mhm, echt g ut .«
Nova trank einen Schluck Kaffee. »Wer ist der Typ?«
»Ich habe ihn vor sechs Jahren bei einem Praktikum in der Washington Post kennengelernt. Rogan Smith ist eine lebende Legende. Er war schon an der Aufklärung der Watergate-Affäre beteiligt und weiß, wie man in so einem Fall vorgeht. Das hoffe ich zumindest.«
Nova stellte ihren Becher ab. »Worauf warten wir dann noch?«
»Auf eine gute Fee, die uns hinbringt.« Kilian erhob sich und stopfte den Rest seines Bagels in den Mund.
Vor ihnen entließ gerade ein Taxi zwei Fahrgäste. Kilian winkte dem Fahrer zu.
»Im Taxi keinen Ton über die Geschichte.«
»Schon klar, o Herr der guten Feen.«
Kilian setzte sich zu Nova auf die Rückbank. Ihm war nicht entgangen, dass sie trotz des improvisierten Picknicks blass aussah. Torbens Notlage ging ihr sichtlich nahe. Er legte einen Arm um ihre Schulter.
»Wir schaffen das schon, versprochen.«
»Hey, wo wollen Sie hin?«, fragte der Taxifahrer ungeduldig.
»1744 Kilbourne Street. Und es wäre nett, wenn Sie die Staus umfahren. Wir haben es eilig.«
Nach zehn Minuten erreichten sie das Haus von Rogan Smith. Er wohnte in der edleren Gegend Washingtons, das sah man auf den ersten Blick. Eine hübsche, gepflegte Villa im Neuenglandstil reihte sich an die nächste. Die Vorgärten sahen aus, als gelte es, einen Wettbewerb zu gewinnen. Akkurat gestutzte Rasenflächen, geometrisch angeordnete Blumenrabatten. Eine Enklave der weißen Oberschicht.
Eine breite Holztreppe führte Nova und Kilian auf die blauweiß gestrichene Veranda.
Smith musste sie gesehen haben. Er stand bereits in der Tür. Nach all den Jahren erschien Smith zwar erfreut, aber Kilian spürte auch seine Überraschung und etwas Unbehagen über den unerwarteten Besuch. Er war unrasiert, seine blauen Augen waren leicht blutunterlaufen. Die grauweißen Haare wirkten fettig, und der Alkohol hatte über die Jahre seine Nase rot verfärbt.
»Kilian, schön, dass ich dich mal wiedersehe«, strahlte er. »Wie lange ist das her?«
»Drei Jahre«, antwortete Kilian. »Ich war damals mit Torben Arnström hier, erinnerst du dich? Mein Freund aus Stockholm. Wir haben in Hamburg zusammen studiert.«
Smith griff sich an seine faltige Stirn. »Ja, ja, ich glaube schon. Und wer ist die bezaubernde junge Dame?«
Nova hielt ihm die rechte Hand hin. »Nova, Nova Roedason aus Stockholm.«
Smith bat sie hinein. Sie gingen durch einen dunklen Flur, der mit einer Perserbrücke ausgelegt war. Unzählige Fotos von Smiths’
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