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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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den zerfetzten Rändern zu urteilen. Aus dem Augenwinkel sah er etwas Riesiges, Dunkles vom Wald aus auf sie zutrotten, und er nahm an, dass die Wölfe, was immer sie unter diesen Abbildern von Männern in Grau waren, in dieser Form unempfindlich gegen blendendes Licht waren.
    »Lauft!«, schrie George, und er und Colette flohen den Hügel hinauf, und der Rest der Kulisse flatterte wie eine Fahne hinter ihnen her. Die Wölfe folgten ihnen, und George sah, dass Stanley sich mit seinem Stück Kulisse hinter einen Baum kauerte und ihnen nachblickte. Sichtlich verängstigt starrte er George nach, doch dann schüttelte er den Kopf und verschwand in der Dunkelheit.
    George und Colette huschten zwischen den Bäumen hindurch. Knurren und Brüllen erfüllte den Wald. Der Atem stockte in seiner Kehle, und sie stolperten gemeinsam über Wurzeln und Steine, taumelten beharrlich weiter den Hang hinauf und wussten dabei doch genau, dass ihre finsteren Verfolger nur Meter hinter ihnen waren.
    Plötzlich packte Colette seinen Arm und schleuderte ihn in eine steinige Grube am Hang, ehe sie neben ihm hineinsprang und die Kulisse über sie zog wie eine Decke. George wollte sie fragen, was sie vorhatte, aber sie schüttelte den Kopf und hielt einen Finger an die Lippen.
    Schwere Schritte klangen in der Nähe auf. Sie hörten ein Knurren, und George wartete angespannt auf den Angriff. Aber der Wolf griff nicht an. Den Geräuschen seiner Schritte nach rannte er direkt an ihnen vorbei und hetzte weiter den Hügel hinauf. Sie warteten, aber er kehrte nicht zurück. George hörte andere in der Nähe vorbeilaufen, aber auch die hielten nicht inne und schienen die beiden Menschen, die in der steinigen Grube kauerten, nicht zu bemerken.
    »Was passiert hier?«, flüsterte George.
    Colette brachte ihn zum Schweigen, streckte die Hand aus und zog vorsichtig eine Ecke der Kulisse herab. George kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, was auf ihr zu sehen war, und er stellte fest, dass die Oberfläche der Kulisse sich in eine mondbeschienene Landschaft aus Steinen, Kiefernzapfen und felsigem Boden verwandelt hatte.
    »Tarnung«, flüsterte sie ihm leise zu.
    George nickte, doch dann erstarrte er. »Sie können uns riechen«, sagte er.
    Entsetzt starrte sie ihn an. Daran hatte sie offensichtlich nicht gedacht.
    Wie um ihre schlimmsten Ängste zu bestätigen, hörten sie Schritte in der Nähe, gefolgt von einem Schnüffeln. Der Wolf, der um die Grube strich, hielt inne und schnüffelte erneut. Dann ertönte ein leises, eigentümliches »Hm«, als würde sich der Wolf über eine Entdeckung freuen, und sie hörten Schritte auf sich zukommen.
    Colette ergriff einen scharfkantigen Stein, bereit, den Wolf anzugreifen, sollte er sie entdecken, aber George griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Fragend schaute sie ihn an, und er schüttelte den Kopf. Er wusste nicht recht warum, aber dieses vereinzelte »Hm« hatte sich vertraut angehört. Er war überzeugt, dass er diese Stimme schon früher gehört hatte …
    Dann wurde zu ihrem Schrecken eine Seite der Kulisse angehoben, und ein Wolf ließ sich zu ihnen hineinfallen. Colette hätte beinahe geschrien, hätte George ihr nicht den Mund zugehalten. Er hatte augenblicklich erkannt, dass dieser Wolf nicht so war wie die anderen. Zunächst einmal hatte er immer noch seine menschliche Gestalt inne, aber darüber hinaus trug er einen leuchtend roten Mantel und einen Hut mit Hutfeder, und sein Gesicht war in einem Ausdruck freudiger Erregung erstarrt.
    Der Wolf in Rot winkte fröhlich. »Hallo!«, sagte er in einem Tonfall, den er für ein Flüstern hielt, der aber recht laut war.
    George bedeutete ihm aufgeregt, er möge die Stimme senken.
    »Oh«, machte der Wolf in Rot nun etwas leiser. »Tut mir leid. Ich habe vorher noch nie geflüstert. Flüstere ich jetzt? Ist das Flüstern? Richtiges Flüstern?«
    »Ja«, sagte George leise. Colette starrte ihn fassungslos an, und er schüttelte erneut den Kopf.
    »Wie überaus interessant«, sagte der Wolf. »Ich muss mir notieren, wie das funktioniert.«
    Er griff in seine Tasche und zog sein Notizbuch hervor, doch dann bemerkte er Georges wütenden Blick. »Oh. Ja! Schon gut! Richtig! Ihr sitzt in der Falle und versteckt euch, korrekt?«
    »Ja«, sagte George verärgert.
    »Wie fabelhaft!«, sagte der Wolf. »Was ist das für eine seltsame Vorrichtung, die ihr über euren Köpfen habt? So etwas habe ich bisher noch nie gesehen.«
    »Was wollen Sie?«, fragte

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