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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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eine Linie, und nun sahen sie, dass die Gesichter dieser Gestalten ihre eigenen waren: Da waren Colette und Stanley und George und die Frau mit dem schmalen Gesicht und dem roten Haar, die einmal Annie gewesen war, und da, ganz rechts, war die schemenhafte Figur, die nur Silenus darstellen konnte. Einen Moment standen sie still da, und dann schienen sie in sich zusammenzufallen, fingen von den Schultern her an zu zerbröseln. Als der Wind auflebte, wurden Haut und Kleider fortgeblasen wie trockenes Laub, und unter ihnen kam ein Rahmen aus Ranken, Stöcken und Lehm zum Vorschein.
    »Die Golbots«, sagte Colette. »Aber das bedeutet nichts anderes …«
    George keuchte erneut auf. Eine Woge vernichtender Stille rollte wie übel riechender Wind über das Ufer auf ihn zu. Er sank auf die Knie. »Nein«, flüsterte er. »Sie sind ihnen gefolgt. Sie kommen …«
    »Ja«, sagte Ofelia zufrieden. »Das tun sie ganz gewiss.«
    George blickte aus tränenden Augen auf und sah eine Parade von Gestalten in grauen Anzügen am Ufer entlang auf sie zugleiten. Da waren so viele von ihnen, aufgereiht mit ihren nichtssagenden Gesichtern und ihrem kleinen Lächeln, es schmerzte in den Augen, sie anzuschauen. Die Männer in Grau verteilten sich um die drei herum, während sie sich näherten, Dutzende, Hunderte, Tausende, mehr als Elfen da gewesen waren. Das Licht verblasste, die Luft stand still, und bald hatte George das Gefühl, um jeden Atemzug ringen zu müssen.
    Einer der Männer in Grau sah George, Colette und Stanley an, ehe er sich zu der Dame umdrehte. »Ist er tot? Habt Ihr Silenus getötet?«
    »Er ist sehr tot«, sagte sie. »Und bald ist noch weniger von ihm übrig.«
    »Und sie haben das Licht?«, fragte er.
    »Das ist nicht mein Fachgebiet«, entgegnete sie. »Ich spiele derlei Spiele nicht. Sie langweilen mich furchtbar.«
    Er musterte sie aus starren Augen. George wusste nicht recht, wen er abgründiger fand, die Elfen oder die Männer in Grau.
    »Ich hoffe«, sagte sie, »dass dies nicht gegen unsere Abmachung verstößt?«
    Er antwortete immer noch nicht.
    »Es bleibt alles wie besprochen«, sagte sie und hörte sich dabei mehr als nur ein bisschen nervös an. »Es steht euch frei, den Rest der Welt zu verschlingen und nur die auserlesensten und herrlichsten Ländereien für uns übrig zu lassen, damit wir dort ein letztes Fest vor dem endgültigen Ende feiern können. Korrekt?«
    »Deshalb habt Ihr das getan?«, fragte Colette. »Für eine verdammte Party?«
    »Nicht irgendeine Party«, sagte sie milde. » Die Party. Die letzte Party. Eine Sonnwendfeier, wie es sie noch nie gegeben hat. Wir werden Dinge essen und trinken, die niemals zuvor in allem Dasein gekostet wurden. Wer würde sich wohl solch seltene Kostbarkeiten entgehen lassen? Oder solch eine gute Möglichkeit, die Abenddämmerung dieser Welt zu begehen?«
    »Du verrückte Schlampe !«, brüllte Colette.
    Die Dame ignorierte sie. »Sind wir uns immer noch einig?«, fragte sie den Wolf.
    »Das sind wir«, bestätigte er endlich.
    »Gut«, sagte sie. »Dann werde ich mich nun zurückziehen, um mich an meiner kleinen Trophäe zu erfreuen, und euch die euren überlassen.« Sie und die Reste ihres Heeres zogen sich in den Wald zurück und wurden von der Dunkelheit verschlungen. Bald war es, als wären sie nie dort gewesen, als gäbe es an diesem Ort nur George, seine beiden Freunde und alle Wölfe der Welt.
    George, Colette und Stanley standen zitternd am Ufer. Das Meer der Wölfe beobachtete sie, regungslos und ohne ein Blinzeln. Sie standen einfach nur da und dörrten die Welt aus, bis sie so kalt und grau und furchtbar wie sie selbst war. Bald bildete Georges Atem ebenso starke Dunstwolken wie damals, als er durch die Ödnis gewandert war.
    Endlich ergriff einer der Wölfe mit weicher, leiser Stimme das Wort: »Wir wissen, dass ihr das Licht habt.«
    Weder George noch Stanley noch Colette rührte sich oder sagte etwas dazu.
    »Wir wissen, es war nicht an Silenus’ Leib«, sagte er. »So viel konnten wir feststellen. Es war etwas, das er bei sich hatte. Vielleicht in einer Laterne. Vielleicht in einer Kiste. Was immer es ist, wir wollen es.«
    Noch immer tat und sagte keiner von ihnen etwas.
    »Ihr habt uns durch viele Länder geführt«, sagte der Wolf. »Durch viele Orte unter vielen Himmeln. Aber genug ist genug. Zeit hat keine Bedeutung für uns. Und nun ist für euch nur noch wenig davon übrig. Wir werden es irgendwann finden.«
    George widerstand der

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