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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Seneschall legte eine Hand auf den Bauch und verzog das Gesicht. »Irgendwie kann ich das nicht glauben, Mylady. Ich fühle eine schreckliche Kälte, keine Hitze. Und es ist sehr …« Doch der Seneschall kam nicht mehr dazu, seine Beschreibung zu beenden, denn nun fing er plötzlich an, heftig zu husten. Ofelia sah ungeduldig zu, während der Mann sich nach Kräften bemühte, zwischen den einzelnen Ausbrüchen seine Meinung zu artikulieren. Doch sie hatte noch nicht herausfinden können, was er ihr sagen wollte, als schon ein anderer Angehöriger ihres Volkes ganz in ihrer Nähe zu husten begann, dem sich nach kurzer Zeit zwei weitere anschlossen.
    »Was ist denn nur mit euch allen los?«, fragte die Dame. »Seid ihr wirklich so empfindlich geworden?«
    Der Seneschall wollte den Kopf schütteln, musste jedoch erneut ganz fürchterlich husten und blickte aus angsterfüllten Augen zu ihr auf. Mit ausgebreiteten Händen zeigte er ihr, dass er gerade eine gewaltige Menge Blut gehustet hatte. Zu ihrem Entsetzen fingen weitere Elfen zu husten an, immer mehr und mehr, bis sich das ganze Volk in krampfhaftem, ersticktem Gebell erging.
    »Was ist los?«, fragte die Dame. »Was kann …« Doch dann fing auch Ofelia zu husten an. Und während sie hustete, sah sie sich Hilfe suchend um, doch es war keine Hilfe in Sicht. Sie hustete so schwer, dass sich, zu ihrer Schande, ihre Maske löste und klappernd auf dem Boden landete.
    Nicht alle husteten Blut, aber alle bluteten; bei den meisten kam das Blut aus Augen und Haut, als hätten sie Blut geweint oder geschwitzt, und strömte unter den Rändern ihrer weißen Masken hervor. Sie schlugen auf die blutenden Teile ihrer Leiber, versuchten, die Blutungen zu stillen, doch in ihrem erregten Zustand konnten sie nichts tun, um den Blutfluss aufzuhalten. Das Blut sammelte sich an der Festtafel um ihre Füße, bildete eine große Pfütze, und obwohl die Dame sich unter schwerem Husten krümmte, erkannte sie doch, dass die Blutpfütze der Neigung des Bodens zu trotzen schien: Statt zum gegenüberliegenden Ende des Raums zu fließen, verharrte die Pfütze aus irgendeinem Grund direkt zu ihren Füßen.
    Plötzlich erzitterte das Blut in der Pfütze. Und dann, beinahe, als würde das Blut ein großes Loch im Boden ausfüllen, schob sich eine einzelne, zitternde Hand durch die Oberfläche der Pfütze und betastete haltsuchend den Boden. Als sie ein Tischbein gefunden hatte, umfasste sie es und zog den Rest ihres Besitzers in einer enorm gewaltsamen blutroten Niederkunft aus dem Pfuhl heraus. Doch was hier geboren wurde, war kein Kind. Wie geschwächt die Dame und der Rest ihres Volkes nach all der Husterei und dem Blutverlust auch sein mochten, sie erkannten immer noch, dass die Person, die gerade durch eine Pfütze aus Blut aus ihrem Boden geklettert war, niemand anderes als ein nackter, blinzelnder, scharlachroter Heironomo Silenus war.
    Er würgte und schnüffelte und wischte sich die Augen ab. Dann blickte er sich in dem sterbenden Volk der Elfen um. »Verdammt noch mal«, sagte er. »Wisst Ihr, ich war nicht ganz sicher, ob das funktionieren würde …« Er drehte sich zum Ende des Tisches um, zu der Dame selbst, die dort keuchend auf ihrem Thron saß. »Gute Güte, Ofelia. Jetzt verstehe ich, warum Ihr Eure Maske nie abgelegt habt.«
    »Du!«, flüsterte Ofelia voller Zorn. »Du warst tot … du solltest tot sein!«
    Silenus richtete sich tropfnass auf und nahm eine Zigarre aus einem der Aschenbecher auf dem Tisch. Er nahm einen Zug und sagte: »Ihr hättet besser auf Eure Mutter hören sollen. Hättet Ihr das getan, so hättet Ihr gewusst, dass ich mir viel Mühe gemacht habe, um sicherzustellen, dass ich im Sterben ganz besonders schlecht bin.«
    »Was? Aber wie …?«
    »Mänadenhonig«, sagte Silenus. »Direkt vom Thyrsos gewonnen und im Korken versteckt. Er entwickelt beim Verzehr recht außergewöhnliche Eigenschaften. Seine regenerative Wirkung hat es den Mänaden erlaubt, die Bacchanalien zu überstehen. Wird er aber mit Wein verdünnt, dauert es eine Weile, bis er aktiv wird. Aber er wird aktiv, auch wenn …« Er sah sich unter den sterbenen Elfen um, »… Hindernisse überwunden werden müssen.«
    »Du Lump«, flüsterte sie. »Nie hätte ich dir deinen letzten Wunsch gewähren dürfen. Kannst du mir denn keine Ruhe lassen?«
    Silenus zuckte mit den Schultern. »Ich könnte die Dinge für dich beschleunigen, wenn du meine Fragen beantwortest. Also: Was hast du mit den

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