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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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plötzlich tausend kleine Rinnsale die Richtung, um herabzuströmen und sich unter seinen Füßen zu vereinen.
    Die Flut der Echos brach ab, und Stanleys Hand sackte herab. George setzte sich benommen zurück. Dann atmete er aus und blinzelte.
    In den umgebenden Städten im nördlichen New York, nur ein Stück entfernt von der Stelle, an der George gerade saß, regten sich viele Leute, die sonst einen gesunden Schlaf hatten, in ihren Betten und setzten sich auf. Sie hätten vielleicht gesagt, sie hätten etwas gehört, hätten das sonderbare Gefühl gehabt, das Bett würde unter ihnen kippen, aber keiner wäre sich seiner Sache ganz sicher gewesen. Doch unter diesen plötzlich Schlaflosen fand so mancher seine Habe oder seine Umgebung in eigenartig veränderter Form vor.
    Beispielsweise erwachte eine ältere Dame in Keesville in ihrem Haus und ging die Treppe hinunter, weil sie einen Herumtreiber im Haus vermutete. Sie entdeckte keinen Eindringling und vermisste keine Wertgegenstände, doch als sie die Küche betrat, schlug etwas gegen ihren Kopf, das nicht dort hätte sein dürfen. Als sie sich von dem Schreck erholt hatte, blickte sie auf und sah, dass all ihre Töpfe und Pfannen immer noch über dem Herd hingen, doch nun bildeten sie einen scharfen Winkel, und sie hatte sich den Kopf an der größten Pfanne gestoßen. Sie tastete in der Luft herum, fand aber keine Fäden; es war, als würde all das Kochgeschirr magnetisch in Richtung der Südwestmauer ihres Hauses gezogen. Sie rief eine Nachbarin, um sich das Phänomen bezeugen zu lassen, doch die hatte ganz ähnlichen Kummer: Die Stühle in ihrem Esszimmer waren alle vom Tisch fortgeglitten und gegen die Südwestecke ihres Hauses gekracht. Wurden sie dort weggezogen, glitten sie sofort wieder zurück, und während die beiden Frauen noch rätselten, was das zu bedeuten hatte, bemerkten sie, dass Sofa und Kommoden auf sie zukamen. Mit weit aufgerissenen Augen sahen sie zu, wie sich auch das restliche Mobiliar über den Boden schob, um sich an der Wand zu sammeln. Keine von ihnen hatte eine Erklärung für das Geschehen, aber sie gestanden sich nervös ein, dass sie das Gefühl hatten, der Boden würde sich unter ihnen verschieben, und sie starrten unverwandt aus dem Fenster zum südwestlichen Horizont, so, als rechneten sie unbewusst damit, dass eine neue Sonne am Himmel aufsteigen würde.
    Am Rande von Lake Placid versuchte ein älterer Herr, wieder zur Ruhe zu kommen, indem er sich einen Zug von seiner Lieblingspfeife gönnte. Zunächst vermochte die Gewohnheit ihn zu beruhigen, doch dann fiel ihm auf, dass sich der Rauch der Pfeife merkwürdig verhielt: Er schien sich in der oberen Ecke seines Salons zu sammeln, statt sich, wie üblich, zu verteilen. Der Rauch verdichtete sich immer mehr, bis er aussah wie ein enorm großer Kokon, der unter seiner Zimmerdecke schwebte. Das regte den alten Herrn sehr auf, und nichts, was er tat, ob er in den Rauch blies oder mit einem Besen in ihm herumstocherte, konnte diesen Ball aus Rauch auflösen. Schließlich ging er, bewegt von dem Gedanken, es müsse ein Riss in der Wand sein, hinaus, stellte aber fest, dass die Wand so solide und ebenmäßig war wie eh und je. Doch dort draußen erkannte er auch, dass der Rauch seiner noch immer brennenden Pfeife in einer äußerst stabilen, dünnen Linie davonzog, als würde er auf unsichtbare Art vom Wald angezogen. Er schien die gleiche Richtung zu nehmen wie der Rauch in seinem Salon, doch hier draußen war nichts, das ihm den Weg versperrt hätte. Das gefiel ihm gar nicht, dann aber blickte er auf und sah, dass die Wolken am Himmel sich genauso verhielten, und das bereitete ihm noch weit mehr Unbehagen.
    Ein Naturforscher, der am Clamshell Pond kampierte, stellte ebenfalls fest, dass mit dem Himmel etwas nicht stimmte, doch er hatte noch einen wirklich guten Grund, aufzuwachen: Die Luft war plötzlich angefüllt mit Piepsen und Tschirpen und Krähen. Er schnappte sich sein Fernglas, kletterte aus dem Zelt und erkannte, dass die Luft voller Vögel war, die in den unterschiedlichsten Formationen flogen. Das Erstaunlichste aber war, dass sie alle in die gleiche Richtung flogen: nach Osten. Einige der einzeln fliegenden Vögel, die er am Himmel entdeckte, waren Raubvögel, doch stellten sie den in Hülle und Fülle vorhandenen kleineren Vögeln nicht nach, und diese kleineren Vögel schienen auch keinerlei Furcht vor den Räubern zu empfinden; sie alle schienen viel zu beschäftigt zu

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