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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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an. »Wirklich?«, fragte Silenus.
    »Ja«, sagte George. Er war ein wenig verärgert über die ungläubigen Blicke. »Tatsächlich habe ich sogar recht viel Geld. Vermutlich könnte ich auch all Ihre Tickets bezahlen, wenn ich wollte.« Damit machte er kehrt und ging (Silenus’ verächtlichem Schnauben zum Trotz) mit hoch erhobenem Kopf zum Fahrkartenschalter. Er war schon halb dort, als er innehielt, sich umdrehte und fragte: »Übrigens – wohin fahren wir?«
    »Nach Illinois«, sagte Franny. »Nach Alberteen.«
    »In die Provinz«, bemerkte Colette.
    »Zu unserem nächsten Auftritt«, beschied ihr Silenus in scharfem Ton. Sie bedachte ihn mit einem säuerlichen Blick, sagte aber nichts mehr.
    George kaufte sein Ticket, das in der Tat recht kostspielig war. Auf dem Weg zurück bemerkte er, dass der Cellist, der neben den Bahnhofsbänken stand, ihn beobachtete. Er winkte George zu und bedeutete ihm, er möge zu ihm kommen.
    »Ja?«, fragte George.
    Stanley griff hinter die Bank, zog Georges Koffer hervor und reichte ihn weiter.
    »Oh, wunderbar!«, sagte George und nahm den Koffer. »Ich hatte vergessen, dass ich ihn im Theater zurückgelassen habe! Wo haben Sie ihn gefunden?«
    Stanley griff in seinen Mantel und zog erneut die Tafel hervor. Er schrieb eine Sekunde lang und drehte sie um: IST HINTER DER BÜHNE AUFGEGANGEN. HABE DEINE KLEIDUNG WIEDER ZUSAMMENGEFALTET.
    »Oh«, machte George. »Na, dann vielen Dank. Das hätten Sie nicht tun müssen.«
    Stanley zuckte lächelnd mit den Schultern.
    »Was ist mit Ihrem Gepäck? Haben Sie es einfach im Hotel gelassen?«
    Wieder schrieb der Mann, bemerkenswert schnell und sauber: DAFÜR WIRD SORGE GETRAGEN.
    »Sprechen Sie nicht?«, fragte George.
    Stanley schüttelte den Kopf.
    »Eine Verletzung? Oder …«
    Er dachte nach und schrieb: JA. SEHR ALTE VERLETZUNG.
    »Tut mir leid«, sagte George.
    Nun schrieb er: VERMISSE ES NICHT. HATTE NIE ETWAS INTERESSANTES ZU SAGEN. Wieder lächelte er und zuckte dabei mit den Schultern, als wollte er sagen: »Was soll man da machen?« Aber dann setzte er eine sorgenvolle Miene auf und musterte George auf eigentümliche Weise, so, als bereite ihm etwas, das George getan hatte, plötzlich Kopfweh. Er massierte eine Schläfe und blinzelte hektisch.
    »Alles in Ordnung?«, fragte George.
    Stanley lächelte schwach, nickte und deutete auf den Gepäckwagen. Sie trugen das Gepäck hinüber, doch Stanleys Finger lösten sich keinen Augenblick von seinem Kopf.
    Die Kulisse und der Tisch von Kingsleys Darbietung waren bereits verladen worden, und Stanley verzurrte sein Cello in der Ecke, während George nur achtlos seinen Koffer in den Wagen warf. Als sie fertig waren, humpelte Kingsley mit drei kleinen, sargähnlichen Kisten auf den Armen herbei.
    »Die kenne ich«, sagte George. »Sind da Ihre Figuren drin?«
    »Meine was ?«, fragte Kingsley beleidigt.
    »Ihre … Ihre Figuren. Sie wissen schon, die Gelenkpüppchen?«
    »Sie sind meine Marionetten, und sie unterscheiden sich sehr von gewöhnlichen Gelenkpüppchen oder irgendwelchen albernen Figuren.«
    »Hängen Marionetten nicht an Fäden?«, fragte George.
    »Bist du denn so sicher, dass meine das nicht tun?«, konterte Kingsley. »Vielleicht hängen sie an Fäden, und du hast sie nur nicht gesehen.« Als er sie verladen hatte, bedachte er George mit einem hochmütigen Blick und marschierte davon, um sich den anderen anzuschließen, die gerade den Zug bestiegen.
    »Tja«, sagte George zu Stanley. »Er macht sich ein bisschen lächerlich, oder?«
    Stanley musterte George für einen Moment, ehe er ihn mit einem dubiosen Lächeln kopfschüttelnd aufforderte, ihm zu folgen.
    Im Zug wollte sich George zu den anderen auf die Fahrgastbank setzen, doch Silenus hüstelte unbehaglich und sagte: »Äh, hör mal, Junge, wir haben Geschäftliches zu besprechen. Würde es dir etwas ausmachen, äh …« Er deutete mit einem Nicken zum anderen Ende des Waggons.
    »Oh.« George war enttäuscht. »Muss das wirklich sein? Ich bin ganz still und werde nicht lauschen.«
    »Es muss sein.«
    »Na gut.« Er erhob sich.
    »Danke«, sagte Silenus.
    Kaum hatte sich George einige Sitzreihen weit entfernt, fingen die anderen an, sich leise zu unterhalten. Ein großer Teil ihres Gesprächs hörte sich nach Gezänk an, dann und wann akzentuiert durch das wütende Knurren, mit dem Silenus Fragen beantwortete, die er offenbar als anmaßend empfand. Sie stritten noch, als der Zug abfuhr, und das Klackern und Scharren

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