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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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zweiunddreißig Mitarbeitern (von denen jeder mit ganz eigenen Visionen von der »nächsten Ebene« an die Westküste gezogen war) wurde die Firma, die als Pittsburgh Steel Exchange angefangen hatte, in Palo Alto, Kalifornien als SteelXchange wiedergeboren.
    »Warum sind Sie hier? Verstehen Sie mich nicht falsch; wir sind alle froh, dass wir Sie haben. Aber Sie sind jetzt schon über zweieinhalb Jahre bei uns. Sollten Sie sich nicht allmählich mal was Besseres suchen? Man könnte meinen, Sie hätten aufgegeben, und das ist lächerlich, wenn Sie mir die Bemerkung erlauben. Hören Sie auf, hier Ihre Zeit zu vergeuden, Stephen.« Allison war die Erste in der Personalabteilung, die so ehrlich zu ihm war.
     
    Es war 2.10 Uhr, sie saßen alle im Imbiss der Tankstelle in der Nähe, tranken einen Kaffee und aßen dazu Hotdogs, die so lange aufgewärmt worden waren, dass sie als Dörrfleisch durchgegangen wären.
    »Das ist das letzte Mal, dass wir hier nachts einen Happen essen«, begann Stephen düster. »Ihr sollt es als Erste erfahren. Der Rest der uns versprochenen Gelder ist gestrichen worden. In zwei Wochen machen wir SteelXchange dicht. Ich gebe es morgen offiziell bekannt.« Es gab ein paar überraschte Mienen, aber die meisten hatten es bereits geahnt. Sechs Monate nach ihrem Umzug nach Kalifornien war die Dotcom-Blase geplatzt, und die Folgen für SteelXchange lagen auf der Hand. »Ich helfe euch allen, einen neuen Job zu finden. Das verspreche ich. Ich bring das wieder in Ordnung. Ihr könnt nichts dafür, keiner von euch. Wir haben unser Bestes gegeben. Ich hätte es halt besser wissen müssen.«
    Die Brutalität, mit der ihnen die Finanzierung gestrichen wurde, überstieg sogar noch die Begeisterung, mit der sie gewährt worden war: Die Hinterzimmer, Zigarren und edlen Single-Malts – ein absolutes Muss bei Geschäftsabschlüssen, wo Stahl gekauft, verkauft und gehandelt wurde – funktionierten noch immer wunderbar, vielen herzlichen Dank. Und trotz der wiederholten und lauten Rufe wie »mangelnde Effizienz« und »Rückständigkeit« und noch schlimmeren Beschimpfungen vonseiten der Technologen in Kalifornien wirkten die Stahltitanen wenig beunruhigt, falls sie die Rufe überhaupt hörten.
    Stephen drehte den Kopf, seufzte unmerklich und wartete. Aus seinem Blickwinkel unter dem ausladenden Schreibtisch sah er nur die Unterseite von Allisons grauem Rock und ihre bloßen Waden, als sie sich aus ihrem Stuhl erhob und im Büro auf und ab ging. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, und sie seins nicht. »Viele Unternehmen hier würden Sie vom Fleck weg einstellen. Ich glaube, Sie hätten das Zeug, bei etwas richtig Großem mitzumischen, wer weiß? Ich sage das nicht als Personalchefin, sondern weil ich es gut mit Ihnen meine. Als Managerin und Personalchefin möchte ich natürlich, dass Sie hierbleiben. Aber mal ehrlich, Stephen, wir wissen doch beide, dass Sie was anderes machen sollten.«
     
    »Was soll ich denn jetzt machen? Ich bin wegen dir und Arthur von Pittsburgh hierhergezogen. Ich dachte, ihr beiden wüsstet, was ihr tut. Was ist passiert?«, fragte eine ihrer Mitarbeiterinnen, eine zweifache Mutter, die von Anfang an dabei gewesen war.
    Stephen stammelte die nunmehr allzu vertrauten Trostworte: »Gib mir deinen Lebenslauf, und ich helf dir, was Neues zu finden. Es tut mir leid. Das Ganze tut mir echt leid. Fahr nach Hause und sag deiner Familie, dass alles gut wird. Ich finde was für dich.«
    Als hätte er nicht schon genug Sorgen. SteelXchange.com hatte siebzig Mitarbeiter, als die Nachricht von der Schließung kam.
     
    Er telefonierte weiter die Liste mit RKs und Kollegen ab, die er in den letzen sechs Monaten kennengelernt hatte. Jedes Gespräch begann er mit dem Satz: »Ich muss Sie um einen persönlichen Gefallen bitten.« Alles, um seinen Leuten zu helfen. Er war schließlich für sie verantwortlich. Es wäre schön gewesen, wenn Arthur ihm einige Telefonate abgenommen hätte. Aber der war unverzüglich abgehauen, hatte sich von SteelXchange distanziert. Bloß keine dunklen Flecken in der Vita.
     
    Allison sprach weiter, doch er hörte längst nicht mehr richtig zu. Sein Blick folgte ihren Beinen, während sie durch den Raum tigerte. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen, und es tat ihm leid, dass sie auf einem so schäbigen, widerlichen, alten Teppich herumlaufen musste. Ihre Stimme war sanft. Er wusste nicht genau, was sie da sagte, aber er war sicher, diese Ansprache schon mal gehört zu haben.

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