Silicon Jungle
von GreeneSmart ihren Arbeitsplatz bezog. »Ich hab meinen schon seit zwei Jahren, und der läuft wunderbar. Wenn du mich fragst, gibt es jede Menge andere Sachen, für die man sein Geld ausgeben kann.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber ich brauch ihn für mein Forschungsprojekt. Also, sag mir im Laufe des Tages Bescheid, ob du hier irgendwas hast, das ich mir leisten kann. Ich brauche ihn schnell.« Molly trabte bereits los, um rechtzeitig in der Abteilung für Kinderbekleidung an ihrem Platz zu sein, bevor ihre Chefin auftauchte. »Ich muss mich sputen. Du weißt ja, wo du mich findest, okay? Und vergiss nicht, du hast versprochen, du hilfst mir beim Konfigurieren, wenn ich das Ding habe.« Molly warf Trisha ein dankbares Lächeln zu, ehe sie hinter den Regalen mit DVD s verschwand.
»Meinetwegen«, murmelte Trisha leise vor sich hin. In den drei Minuten, bevor der Laden offiziell aufmachte, überprüfte Trisha den Warenbestand, fand einen billigen Computer für Molly und hatte noch Zeit, darüber nachzudenken, ob sie Molly nicht doch überzeugen könnte, ihr Geld klüger anzulegen. Doch das wäre vergebliche Liebesmüh, entschied sie, und überlegte stattdessen, wie sie drum herumkommen konnte, den Computer für Molly einzurichten.
Sie hatte noch vierzig Sekunden, bis die Ladentüren geöffnet wurden; da war die Sprechanlage ein probates Mittel. »Stephen, bitte in die Elektronikabteilung«, dröhnte Trishas Stimme durch GreeneSmart. Nach Stephens erstem Arbeitstag hatte sie ihm einige Monate lang viele gute Gelegenheiten geboten, sie auf ein Date einzuladen. Sie fand ihn so süß, dass sie sogar schon überlegt hatte, ob sie ihn einladen sollte. Aber sie hatte es nicht getan, und das war auch gut so; er war viel zu still und schüchtern.
Wie jeden zweiten Tag wurde Stephen das erste Mal gerufen, noch ehe der Laden aufmachte. Was denn nun schon wieder? , dachte er, sagte aber munter: »Guten Morgen, Trisha. Was kann ich für dich tun?«
»Molly braucht deine Hilfe. Sie muss heute Abend ihren neuen Computer einrichten, und sie hat mich gebeten, dich zu fragen, ob du ihr vielleicht helfen kannst?«
Er sagte sofort zu, womit Trisha gerechnet hatte. Welcher Typ würde sich nicht darum reißen, egal was für Molly zu tun? Dreiundzwanzig, langes braunes Haar, schlauer als alle, die sie kannte, überaus temperamentvoll und überaus hübsch. Mehr als hübsch, wenn sie sich richtig Mühe gab, dachte Trisha.
Kaum war Stephen wieder gegangen, rief sie rasch Molly auf ihrem Handy an: »Ich schaff das heute Abend nicht. Aber du kennst doch Stephen Thorpe? Der Typ von der Technik? Er hat sich angeboten, dir mit deinem Computer zu helfen.« Ehe Molly nachfragen konnte, tauchte Stephen schon nervös in der Kinderabteilung auf, um alles Weitere persönlich zu besprechen.
»Fertig!«, verkündete Stephen fröhlich um halb zehn am selben Abend. »Du musst hier bloß noch dein Passwort eingeben und kannst loslegen.« Stephen machte Platz, damit sie an die Tastatur kam.
Bisher hatten sie nicht viel geredet. Sie waren jeder im eigenen Wagen zu Mollys Wohnung gefahren, und seitdem war Stephen mit dem Computer beschäftigt gewesen. Sie hatten sich vorher ein paarmal kurz im Laden unterhalten, doch weiter war ihre Beziehung nie gediehen.
Molly rührte sich nicht vom Fleck und sagte: »Gib ›kuschelmolly‹ ein. Das nehm ich immer.« Stephens verblüffte Miene nötigte ihr eine Erklärung ab. »Weil ich gern kuschele«, sagte sie.
Stephen, dem ein wenig unbehaglich war, weil Molly ihm ihr Passwort anvertraute, tippte den Begriff ein.
»Danke, dass du das Ding für mich eingerichtet hast. Ich hätte bestimmt Tage dafür gebraucht. Ich bin technisch nicht besonders begabt, wie du dir vielleicht schon gedacht hast.« Molly setzte sich vor den Monitor, um den Computer auszuprobieren.
»Ach, so schwierig ist das nicht. Es hat bloß so lange gedauert, das Antivirenprogramm zu installieren und den ganzen Kram. Damit du auf der sicheren Seite bist.«
Mollys Gesichtsausdruck verriet nichts; es war unmöglich zu sagen, ob sie interessiert, gelangweilt oder bloß geduldig war.
Unsicher sprach er weiter: »Dein Rechner ist jetzt auch vor Hackern geschützt, und es kommt niemand an deine persönlichen Dateien ran. Jedenfalls nicht so leicht.« Halt einfach den Mund, es interessiert sie nicht. Wieso sagst du das alles laut? So wie er sich aufführte, bestätigte er sämtliche Klischees, die er doch eigentlich unbedingt vermeiden
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