wollte.
Aber falls sie seine Unbeholfenheit bemerkte, so ließ sie es sich netterweise nicht anmerken. »Vielen, vielen Dank. Das war wirklich unglaublich nett von dir. Sag mal, wieso arbeitest du bei GreeneSmart, wenn du so was mit links hinkriegst? Du solltest wirklich woanders arbeiten.«
»Mmm-hmm. Das hör ich nicht zum ersten Mal.«
»Immerhin sind wir hier im Herzen von Silicon Valley. Hast du schon mal daran gedacht, für ein Start-up zu arbeiten? Oder vielleicht für Ubatoo? Die stellen andauernd neue Leute ein, und nach allem, was ich gehört habe, geht’s ihren Mitarbeitern auch ziemlich gut – besser als bei GreeneSmart, könnte ich mir vorstellen.«
»Danke, aber ich glaub, das ist nicht das Richtige für mich. Computer einzurichten ist ja gut und schön, aber um da einen Job zu kriegen, müsste ich schon mehr drauf haben.«
»Die veranstalten doch demnächst einen Wettbewerb für die Auswahl von Sommerpraktikanten, oder?«
Er blickte überrascht. »Woher …«
»Woher ich das weiß?«, fiel sie ihm ins Wort. »Du meinst, abgesehen von den Plakatwänden überall in der Stadt? Die sind schwer zu übersehen, selbst für eine Technikfeindin wie mich«, witzelte sie. Dann sagte sie den allzu vertrauten Werbespruch für ihn auf: »Hast du’s drauf? Beweis es.
[email protected].«
Es stimmte. In ganz Silicon Valley hingen Plakate mit dem Spruch, und er kam ständig im Radio und Fernsehen. Sie nahm seine Hand und führte ihn zum Fenster. »Außerdem seh ich die Plakatwand jeden Tag – da hinten«, sagte sie und ließ seine Hand los, viel früher, als ihm lieb war. »Das Firmengelände ist nur zwei Blocks von hier entfernt. Und ich bin sicher, dass du einfach zu bescheiden bist. Die würden dich mit Kusshand nehmen. Ich meine, du solltest es wenigstens versuchen.«
Bevor Stephen etwas einwenden konnte, hatte Molly schon das Thema gewechselt.
»Wie wär’s mit Abendessen? Das bin ich dir wenigstens schuldig. Ich kann uns ein paar richtig gute Sandwiches holen. Die sind viel leckerer als die Hotdogs, die du heimlich im Café von GreeneSmart futterst. Streit es nicht ab, ich hab dich gesehen.«
»Mach’s dir bequem«, sagte Molly, als sie die Wohnung verließ, um das Essen zu holen. »Ich bin gleich wieder da.«
Stephen blieb beklommen neben dem Computer stehen, den er konfiguriert hatte, unsicher, was er als Nächstes tun sollte. Ihm war bloß klar, dass er sich von dem Computer entfernen wollte. Nachdem er eben so viel über Hacker und Firewalls gesprochen hatte, sollte Molly ihn auf gar keinen Fall neben dem Computer stehen sehen, wenn sie wiederkam.
Also, was sollte er jetzt tun? In Anbetracht des Gefallens, den er ihr getan hatte, spräche sicherlich nichts dagegen, wenn er sich aufs Sofa setzte und den Fernseher einschaltete. Andererseits kannten sie sich ja nicht besonders gut, weshalb es wahrscheinlich besser wäre, es sich nicht allzu bequem zu machen. Er schüttelte den Kopf über sich selbst und entschied sich für einen Kompromiss. Er würde sich auf das Sofa setzen, aber den Fernseher nicht einschalten. Ob ich Pfirsiche verzehr? , fiel ihm ein, eine Zeile, die er vor Jahren gelesen hatte. Warum all diese Gedanken? Es war lange her, seit er dem, was er tat, zuletzt so viel Beachtung geschenkt hatte, und es war auch recht unwahrscheinlich, dass irgendetwas, das er tat, so viele Überlegungen wert war.
Nachdem er die Grundsatzentscheidung getroffen hatte, sich hinzusetzen, ließ er den Blick gedankenverloren über den überfüllten Couchtisch wandern und schob ein paar fotokopierte Blätter zusammen, die im Luftzug, der durch die offenen Fenster wehte, flatterten. Auf dem Fußboden unter der gläsernen Tischplatte stapelten sich weitere Fotokopien – mindestens dreißig Zentimeter hoch.
Unwillkürlich war seine Neugier geweckt. Alles, was auch nur entfernt akademisch wirkte, erinnerte ihn an das Leben, das er vor Jahren als Doktorand geführt hatte. Den Überschriften nach stammten die fotokopierten Artikel aus Fachzeitschriften wie The Journal of Political Science , Urban Affairs Review , International Journal of Middle East Studies und Politics and Religion . Sein nächster Gedanke überraschte ihn fast: Vier Jahre waren seit seiner Doktorandenzeit vergangen – und es fehlte ihm.
Er erinnerte sich daran, wie stolz er gewesen war, wenn ein Aufsatz von ihm in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wurde. Das war jedes Mal ein Beleg dafür, dass er etwas Neues