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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Hände aus wie die Greifer einer
Maschine. Sie strich über die Kuppel ihres Helms und fühlte sich wie ein
wandelnder Toaster. Als sie als Schatten in der Mechanik angefangen hatte,
hatte sie alles auseinandergenommen, auch die Sachen, die eigentlich noch
funktionierten. Walker hatte es einmal so formuliert: Es gab wohl nichts, das
sie so sehr interessierte wie das Innere eines Toasters.
    Juliette setzte sich
auf und versuchte, sich zu konzentrieren. Ihr schwanden die Sinne und der
Lebensmut. Sie schüttelte den Kopf und zog sich auf die Beine, ein Stapel
Stühle kippte krachend zu Boden. Sie war jetzt selbst der Toaster. Und ihre
Neugier richtete sich darauf, dass sie herausfand, was mit ihr geschah. Diesmal
ging es nicht um das Innere eines Geräts, diesmal wollte sie sehen, was draußen war. Sie wollte den Helm abnehmen und tief Luft holen und wissen, was dann
geschah.
    Sie bahnte sich
einen Weg durch die Tische und Stühle, um möglichst viel Raum zwischen sich und
die schlechte Luft zu bringen. Trotz ihrer Benommenheit und der Notwendigkeit
zu atmen wollte sie sich gern mit Wasser übergießen, wollte die Gifte von sich
abspülen, wie sie es mit jeder anderen Chemikalie in der Mechanik auch gemacht
hätte.
    Sie entkam der
Barriere aus Tischen und Stühlen und schaffte es quer durch die Kantine. Die
Notbeleuchtung des Treppenhauses wies ihr grünlich schimmernd den Weg. Sie ging
durch die Tür in die Küche und probierte die Wasserhähne an den großen Spülen
aus. Sie ließen sich drehen, aber es kam nichts, kein Tropfen. Sie ging zu dem
Hahn über der Geschirrstation und zog dort an dem Hebel – mit demselben Erfolg.
Es gab kein Wasser.
    Ihr nächster Gedanke
galt den Kühlkammern, in denen sich der giftige Film auf ihrem Anzug
möglicherweise abfrieren ließ. Sie stolperte um die Kochstationen herum und zog
an dem großen silbernen Türgriff, sie hörte ihren schnaufenden Atem im Helm.
Das Licht war im hinteren Bereich der Küche so schwach, dass sie kaum etwas
sah. Durch den Anzug spürte sie keine Kälte, was nicht unbedingt etwas zu
bedeuten hatte. Der Anzug war dazu gemacht, sie zu schützen, und es war ein
guter Anzug, der beste, den es je gegeben hatte. Das Licht ging nicht an, daher
vermutete sie, dass die Kühlkammer außer Betrieb war. Sie spähte durch die
offene Tür hinein und suchte nach etwas Flüssigem. Was sie sah, waren Fässer
mit Suppe.
    Sie war so
verzweifelt, dass sie alles ausprobiert hätte. Juliette betrat die Kühlkammer
und ließ die Tür hinter sich langsam zugehen. Sie betrachtete einen der großen
Plastikeimer, so groß wie ein großer Kochtopf, und machte den Deckel auf. Die
Tür ging zu, und sie befand sich in vollkommener Dunkelheit. Juliette kniete
sich unter das Regal und kippte den Eimer um. Sie spürte, wie die Suppe über
ihren Anzug pladderte und auf den Boden klatschte. Ihre Knie rutschten in dem
Zeug aus. Sie tastete nach dem nächsten Eimer und wiederholte den Vorgang,
griff in die Pfützen und rieb sich mit Suppe ab. Sie hatte keine Ahnung, ob das
vollkommen irre war, ob es womöglich alles noch schlimmer machte oder ob es
total egal war. Sie rutschte aus und landete flach auf dem Rücken, der Helm
schlug auf dem Boden auf.
    Juliette lag da, in
der schmierigen Suppe, sie sah nichts, ihr Atem rasselte. Sie hatte keine Zeit
mehr. Sie war benommen und wusste nicht mehr, was sie noch tun sollte, sie
hatte keine Luft und keine Kraft mehr. Der Helm musste runter.
    Sie fummelte an den
Schnappverschlüssen herum, spürte kaum etwas durch ihre Handschuhe. Die
Handschuhe waren zu dick, sie würden sie umbringen.
    Sie rollte sich auf
den Bauch und kroch auf allen vieren durch die Suppe. Keuchend erreichte sie
die Tür, tastete nach dem Griff und öffnete. Hinter der Theke schimmerte ein
Messerregal. Sie stellte sich auf, griff nach einem Messer, bekam die Klinge
trotz der dicken Handschuhe zu fassen und sackte erschöpft und benommen zu
Boden.
    Juliette richtete
die Klinge auf ihren Hals und tastete nach dem Schnappverschluss. Sie fuhr mit
der Messerspitze an dem Halsring entlang, bis sie in der Ritze stecken blieb.
Mit zitternder Hand richtete sie das Messer gegen sich selbst, gegen all ihre
menschlichen Instinkte.
    Es war ein schwaches
Klicken zu hören. Juliette schnappte nach Luft und tastete mit der Klinge nach
dem anderen Verschluss. Sie wiederholte das Manöver.
    Noch ein Klicken,
und der Helm löste sich.
    Juliettes Körper
übernahm den Rest und zwang sie, die

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