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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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schlechte Luft tief einzuatmen. Der
Gestank war unerträglich, aber sie konnte nicht aufhören, immer weiter tief
Luft zu holen. Der beißende Geruch von vergammeltem Essen und biologischem
Verfall drang ihr in Mund und Nase.
    Sie drehte sich auf
die Seite und würgte, aber es kam nichts heraus. Ihre Hände waren immer noch
glitschig von der Suppe. Das Atmen war schmerzhaft, sie bildete sich ein, ein
Brennen auf der Haut zu spüren, aber vielleicht war das auch nur ihrem
fieberhaften Zustand geschuldet. Sie kroch von der Kühlkammer weg, Richtung
Kantine, hinaus aus dem Nebel der vergammelten Suppe, sie holte noch einmal
tief Luft.
    Endlich Luft.
    Sie füllte ihre
Lunge, der Geruch war immer noch überwältigend, die Suppe klebte überall an
ihr. Aber hinter dem Geruch war noch etwas anderes. Ganz schwach. Etwas Atembares ,
das ihre Benommenheit und ihre Panik langsam linderte. Sauerstoff. Leben.
    Juliette lebte noch.
    Sie lachte irr und
stolperte zur Treppe, angezogen von dem grünlichen Licht, atmete tief ein und
aus und war zu erschöpft, um es zu genießen, dieses unmögliche Leben,
das noch in ihr steckte.

40. KAPITEL
    »Wir beide sind ja übers Tanzen hin.«
    Für
Knox war der Aufruhr in der Mechanik ein Notfall, mit dem man irgendwie umgehen
musste. Wie damals, als der Ölbohrer auf eine Methangasblase gestoßen war und
sie acht Stockwerke hatten evakuieren müssen. In der unvermeidlichen Aufregung
jetzt musste er vor allem erst einmal für Ordnung sorgen. Aufgaben verteilen.
Er musste ein riesiges Unterfangen in kleine Aufgaben gliedern und in die
richtigen Hände legen. Nur würden er und seine Leute diesmal nichts reparieren.
Die guten Menschen aus der Mechanik wollten diesmal etwas kaputt machen .
    »Die
Versorgungsabteilung ist der Schlüssel«, sagte er zu seinen Vorarbeitern und
zeigte auf den großformatigen Siloplan an der Wand. »Unser großer Vorteil ist,
dass die IT nicht mit uns rechnet.« Er wandte sich
an die Schichtführer. »Shirly, Marck und Courtnee, ihr kommt mit. Wir decken
uns in der Versorgung ein, eure Schatten nehmen wir auch mit. Walker, du kannst
denen da oben schon mal kabeln und Bescheid sagen, dass wir kommen. Aber sei vorsichtig,
die IT hat ihre Ohren überall. Schreib einfach,
du hast alles Mögliche repariert, und wir würden das zu ihnen hochbringen.«
    Er wandte sich an
Jenkins, der sechs Jahre lang Knox’ Schatten gewesen war, bis er sich selbst
einen Bart hatte wachsen lassen und in die dritte Schicht gewechselt war. Alle
gingen davon aus, dass er einmal Knox’ Job übernehmen würde. »Jenks, du
übernimmst die Führung hier unten. Erst mal keine Urlaubstage. Haltet alles am
Laufen, aber bereitet euch auf das Schlimmste vor. Wir brauchen so viele
Lebensmittelvorräte wie möglich. Und Wasser. Seht zu, dass die Zisterne voll
ist. Notfalls müsst ihr was von dem abzweigen, was für die Hydrokulturfarmen
gedacht ist, aber unauffällig. Falls irgendwer was merkt, lasst euch eine
Ausrede einfallen, ein Leck oder so. Und tragt alles zusammen, was ihr an
Waffen finden könnt. Rohre, Hämmer, was auch immer.«
    Nicht wenige
runzelten an dieser Stelle die Stirn, aber Jenkins nickte, als wäre das alles
sinnvoll und machbar. Knox wandte sich an seine Vorarbeiter. »Was denn? Ihr
wisst, was passieren wird, oder?«
    »Aber was ist denn
das Ziel?«, fragte Courtnee und betrachtete den riesigen Plan ihres
unterirdischen Zuhauses. »Die IT stürmen, und dann?
Die Macht ergreifen und den ganzen Laden schmeißen?«
    »Wir schmeißen den
Laden eh schon«, sagte Knox. »Nur halt im Verborgenen. So wie umgekehrt die IT für uns unsichtbar ist. Aber jetzt will ich das
Rattenloch da oben ausräuchern und sehen, was sich so alles da drinnen
versteckt.«
    »Du hast schon
begriffen, was das für Typen sind, oder?«, fragte Marck Courtnee. »Sie haben
Leute nach draußen in den Tod geschickt. Absichtlich. Nicht weil es sein
musste, sondern weil sie es so wollten.«
    Courtnee biss sich
auf die Lippe und sagte nichts, sie starrte nur auf den Plan.
    »Wir müssen los«,
sagte Knox. »Walker, du kabelst. Wir nehmen schon mal mit, was wir können. Und
unterhaltet euch über was Nettes, solange wir unterwegs sind. Wenn uns
irgendein Träger hört, weiß sofort der ganze Silo Bescheid.«
    Sie nickten. Knox
schlug Jenkins auf den Rücken und nickte ihm zu. »Ich melde mich, sobald wir
euch alle brauchen. Dann bleiben nur noch die Allernötigsten hier unten, damit
alles weiterläuft, den Rest schickt

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