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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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fragte Juliette. Das konnte sie sich kaum vorstellen. »Ich komme
nicht aus einem anderen Stockwerk«, sagte sie. »Ich komme aus einem anderen
Silo.« Diese letzte Information sprach sie langsam und leise aus, weil sie sich
Sorgen machte, dass die Neuigkeit den offensichtlich verstörten Mann noch
weiter irritieren könnte.
    Aber Solo nickte,
als sei das ganz normal.
    »Die Außenwelt …«
Wieder betrachtete Solo das Messer. Dann streckte er die Hand aus dem Loch,
legte das Messer auf das Gitter und stieß es von ihnen beiden weg. »Ist es dort
sicher?«
    Juliette schüttelte
den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Ich hatte einen Schutzanzug. Es war nicht weit.
Aber trotzdem, eigentlich sollte ich gar nicht mehr am Leben sein.«
    Solo nickte. Er sah
zu ihr auf, aus seinen Augenwinkeln liefen ihm Tränen in den Bart. »Niemand
sollte das«, sagte er. »Niemand.«

47. KAPITEL
    »Geh
beiseit, wir müssen heimlich sprechen.«
    »Wo
sind wir hier?«, fragte Lukas. Bernard und er standen vor einem großen Plan,
der an der Wand hing wie ein Gobelin. Der Plan zeigte ein gleichmäßig
angelegtes Netzwerk aus Kreisen, die mit Linien verbunden und mit grafischen
Details ausgefüllt waren. Mehrere dieser Kreise waren mit dicken roten Kreuzen
durchgestrichen. Genau so eine Karte wollte Lukas eines Tages vom Sternenhimmel
anlegen.
    »Das ist unser
Vermächtnis«, sagte Bernard einfach.
    So ähnlich hatte
Lukas ihn oft oben über die Großrechner sprechen hören.
    »Sollen das die
Server sein?«, fragte er und wagte es, mit der Hand über das Papier zu
streichen, das so groß war wie ein kleines Bettlaken. »Die Kreise sind so
angelegt wie die Server.«
    Bernard trat neben
ihn und rieb sich übers Kinn. »Hmm. Interessant. Das stimmt. Ist mir noch nie
aufgefallen.«
    »Was ist es denn
nun?« Lukas sah, dass die Kreise durchnummeriert waren. In einer Ecke waren
außerdem Quadrate und Rechtecke, die mit parallelen Linien jeweils voneinander
getrennt wurden. In diese Figuren war nichts hineingeschrieben worden, aber
unten drunter stand in großen Buchstaben das Wort »Atlanta«.
    »Erzähle ich dir
später. Komm, ich zeige dir was.«
    Am Ende des Raumes
war eine Tür. Bernard führte ihn hindurch und machte unterwegs überall das
Licht an.
    »Wer kommt denn
sonst noch hier runter?«, fragte Lukas.
    Bernard sah über die
Schulter zurück. »Niemand.«
    Lukas gefiel die
Antwort nicht. Er drehte sich ebenfalls um und hatte das Gefühl, sie gingen an
einen Ort, von dem es kein Zurück gab.
    »Das kommt
vermutlich ein bisschen plötzlich für dich«, sagte Bernard und wartete, bis
Lukas aufgeschlossen hatte. Dann legte er ihm den Arm um die Schultern. »Aber
seit heute Morgen ist alles anders. Die Welt verändert sich. Und das ist selten
angenehm.«
    »Hat es mit … der
Reinigung zu tun?« Fast hätte er »Juliette« gesagt.
    Bernards Gesicht
wurde hart. »Die Reinigung ist nicht erledigt worden«, sagte er abrupt. »Und
jetzt wird die Hölle losbrechen, es wird Tote geben. Dabei sind die Silos von
Grund auf so konzipiert, dass genau das eigentlich nicht passieren kann.«
    »Konzipiert«,
wiederholte Lukas. Sein Herz schlug einmal, zweimal. Sein Gehirn drehte zwei
Runden und meldete schließlich, dass Bernard etwas gesagt hatte, das keinen
Sinn ergab.
    »Entschuldigung«,
sagte er. » Die Silos?«
    »Du wirst dich mit
dem da vertraut machen müssen«, sagte Bernard und deutete auf einen kleinen
Tisch und einen zerbrechlich wirkenden Stuhl. Auf dem Tisch lag ein Buch, wie
Lukas noch nie eines gesehen hatte. Es war beinahe so dick wie breit. Bernard
tätschelte den Umschlag, dann betrachtete er seine Hand. »Ich gebe dir den Ersatzschlüssel,
den du ab jetzt um deinen Hals tragen musst und niemals abnehmen darfst. Komm
hier runter, wann immer du kannst, und lies in dem Buch. Da steht unsere
Geschichte drin und alles, was im Notfall zu tun ist.«
    Lukas trat zu dem
Buch, ein ganzes Lebenseinkommen an Papier, und schlug es auf. Der Inhalt war
maschinengedruckt, die Tinte tiefschwarz. Er blätterte durch ein Dutzend Seiten
Inhaltsverzeichnis, dann erreichte er die erste Seite des Haupttexts.
Erstaunlicherweise erkannte er den Text sofort.
    »Das ist der
Silovertrag«, sagte er und sah zu Bernard auf. »Davon kenne ich die meisten …«
    »Das ist der
Silovertrag«, sagte Bernard und nahm den oberen Zentimeter des dicken Buchs
zwischen die Finger. »Der Rest ist die Weisung.«
    Er trat einen
Schritt zurück.
    Lukas zögerte,
dachte einen Moment

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