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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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gehen, sodass sie
hoffentlich ungefähr gleichzeitig im Vierunddreißigsten ankamen. Jede der
beiden Gruppen würde für sich schon verdächtig sein. Wären sie zusammen
gegangen, hätten sie ihre Absichten ebenso gut laut heraussingen können.
    »Alles in Ordnung,
Chef?« Shirly legte sich ihr Gewehr auf die Schulter und runzelte die Stirn.
Knox rieb sich den Bart und fragte sich, ob man ihm seine Angst und Anspannung
ansah.
    »Ja ja«, murmelte
er. »Alles in Ordnung.«
    Marck nahm sich eine
der Granaten, verstaute sie und legte seiner Frau eine Hand auf die Schulter.
Er fand, die Frauen sollten nicht mitmachen müssen. Wenigstens die
verheirateten nicht. Er hoffte immer noch, dass sie keine Gewalt würden
anwenden müssen, glaubte selbst aber immer weniger daran, je mehr Hände nach
den Waffen griffen. Sie waren jetzt gut genug ausgerüstet, um zu töten, und er
nahm an, dass sie wütend genug waren, es auch zu tun.
    McLain trat durch
die Öffnung im Tresen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Dann wären wir wohl
so weit.«
    Knox war beeindruckt
von der Stärke dieser Frau. »Wir treffen uns im Fünfunddreißigsten, dann können
wir das letzte Stockwerk zusammen gehen«, sagte er. »Nicht, dass Sie sich schon
ohne uns vergnügen.«
    Sie lächelte. »Keine
Angst, das werden wir schon nicht.«
    »Dann wünsche ich
einen guten Aufstieg.« Er sah sich die Leute aus der Versorgung an, die sich
hinter ihr versammelt hatten. »Euch allen. Viel Glück und bis bald.«
    Er bekam ernste
Blicke zur Antwort. Die kleine gelbe Armee ging Richtung Tür, aber Knox hielt
McLain zurück.
    »Wenn es hart auf
hart kommt«, sagte er, »dann erwarte ich von Ihnen, dass Sie ganz hinten sind,
hinter den …«
    McLain kam näher und
griff nach Knox’ Ärmel. Ihr runzliges Gesicht war plötzlich hart.
    »Sagen Sie mal, Knox
aus der Mechanik, wo werden Sie denn sein, wenn die Bomben fliegen? Wenn diese
Männer und Frauen, die zu uns aufschauen, um ihr Leben kämpfen. Wo werden Sie
dann sein?«
    Knox war verblüfft
über diese plötzliche Attacke, über dieses leise Zischen, das ihn genauso traf,
als hätte sie ihn angebrüllt.
    »Sie wissen doch, wo
ich …«, fing er an.
    »Allerdings«, sagte
McLain und ließ seinen Arm los. »Und das ist genau da, wo wir uns sehen
werden.«

46. KAPITEL
    »Mein Mädchen, träumt ich, kam und fand mich tot.«
    Juliette
stand stocksteif da und lauschte den Schritten, die vor ihr die Treppe
hinunterliefen. Sie spürte die Vibrationen im Geländer und bekam eine Gänsehaut
am ganzen Körper. Sie wollte rufen, demjenigen zurufen, er solle stehen
bleiben, aber der Adrenalinstoß sorgte dafür, dass sie sich innerlich kalt und
leer fühlte. Als sei ihr ein eisiger Wind in die Lunge gedrungen und hätte ihr
die Stimme herausgeblasen. Der Silo war nicht unbewohnt. Es lebten noch andere
Menschen hier. Und sie rannten vor Juliette davon.
    Sie drückte sich vom
Geländer ab und lief so schnell wie möglich die Stufen hinunter, so schnell
ihre Beine sie trugen. Ein Stockwerk tiefer, als das Adrenalin sich langsam
verteilte, hatte sie endlich die Kraft, um »Stopp!« zu rufen, aber der Klang
ihrer nackten Füße auf der Treppe schien ihre Stimme zu übertönen. Sie hörte
die Person nicht mehr rennen, wagte aber trotzdem nicht, stehen zu bleiben und
zu lauschen, aus Angst, dass der andere zu viel Vorsprung bekommen würde. Als
sie an der Tür zum Einunddreißigsten vorbeikam, fürchtete sie, der andere könne
in eines der Stockwerke hineingehen und ihr entkommen. Wenn sich nur eine
Handvoll Menschen im gesamten Silo versteckte, würde Juliette sie womöglich
niemals finden. Nicht, wenn die anderen nicht gefunden werden wollten.
    Irgendwie war dieser
Gedanke beängstigender als alles andere. Dass sie womöglich den Rest ihrer Tage
in einem verfallenden Silo nach Nahrung suchen und mit den leblosen Dingen
sprechen würde, während noch eine Gruppe Menschen das Gleiche tat, sich aber
versteckt hielt. Die Vorstellung erschreckte sie so sehr, dass sie erst nach
einer Weile über das Gegenteil nachdachte: dass es ebenso gut eine Gruppe sein
könnte, die nach ihr suchte und nicht die besten Absichten hatte.
    Die anderen hatten
immerhin ihr Messer genommen.
    Auf dem
Zweiunddreißigsten blieb sie stehen und lauschte, die Hände um das Geländer
geklammert. Den Atem anzuhalten, um besser hören zu können, war fast unmöglich – ihre Lunge schrie nach Luft, und trotzdem blieb sie still. Der Puls in ihren
Händen schlug

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