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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Thema gesprochen werden durfte.
Und er hatte direkten Kontakt zu einem Mann, der die Wahrheit tatsächlich zu
kennen schien.
    »Du lernst nicht«,
sagte Bernard. Er hatte sich noch immer über die Tastatur gebeugt, schien aber
zu wissen, dass Lukas ihn beobachtete.
    »Sie haben es kommen
sehen, nicht wahr? Ich meine, sie müssen die Silos ja gebaut haben, bevor es
draußen so schlimm geworden ist …«
    Bernard neigte den
Kopf, sein Kiefer verkrampfte und entspannte sich wieder. Seine Hand rutschte
von der Maus und strich über seinen Schnauzbart. »Das ist, was dich
interessiert? Wie es geschehen ist?«
    »Ja.« Lukas nickte,
er beugte sich vor und stützte seine Ellbogen auf den Knien ab. »Das würde ich
gern wissen.«
    »Meinst du, es
spielt eine Rolle, was da draußen passiert ist?« Bernard drehte sich um,
blickte zu den Schalttafeln an der Wand und dann zu Lukas. »Warum sollte es?«
    »Eben weil es
passiert ist! Es macht mich krank, nicht zu wissen, warum. Sie haben es kommen
sehen, oder? Man braucht doch Jahre, um einen so großen …«
    »Jahrzehnte.«
    »Und dann muss man
die ganzen Sachen hier reintransportieren, die Menschen …«
    »Das hat nicht so
lange gedauert.«
    »Dann wissen Sie
also Bescheid?«
    Bernard nickte. »Die
Informationen sind hier gespeichert worden, aber nicht in einem der Bücher. Und
du irrst dich – es spielt keine Rolle. Was passiert ist, ist die Vergangenheit,
und die Vergangenheit ist nicht dasselbe wie das, was wir an die Menschen
weitergeben müssen. Die Vergangenheit ist nicht unser Vermächtnis. Diesen
Unterschied wirst du lernen müssen.«
    Aus irgendeinem
Grund kam Lukas ein Gespräch mit Juliette in den Sinn, etwas, das sie ihm schon
oft gesagt hatte.
    »Ich glaube, ich
weiß, worum es geht.«
    »Ach?« Bernard sah
ihn an. »Sag mir, was du zu wissen meinst.«
    »Unsere ganze
Hoffnung, die Errungenschaften der Menschen, die vor uns gelebt haben – die
Vorstellung, wie die Welt sein könnte –, das ist unser Vermächtnis.«
    Bernards Lippen
teilten sich zu einem Lächeln. Er winkte Lukas aufmunternd zu, damit er
fortfuhr.
    »Und die schlimmen
Dinge, die man nicht aufhalten kann, die Fehler, derentwegen wir hier gelandet
sind, das ist die Vergangenheit.«
    »Und was bedeutet
dieser Unterschied? Was meinst du?«
    »Es bedeutet, dass
wir nicht ändern können, was schon geschehen ist, aber wir können Einfluss auf
das nehmen, was als Nächstes geschieht.«
    Bernard nickte.
»Sehr gut.«
    Lukas drehte sich
um, er legte eine Hand auf das dicke Buch und fuhr unaufgefordert fort: »Die
Weisung, das ist eine Strategie, wie man all das überwinden kann, was zwischen
unserer Vergangenheit und unserer Zukunft steht. All das Schlimme, das passiert
ist und das wir in Zukunft verhindern können.«
    Bei Lukas’ letzter
Äußerung zog Bernard eine Augenbraue hoch, als sei dieser Satz die neue
Betrachtungsweise einer alten Wahrheit. Schließlich lächelte er, sein
Schnauzbart kringelte sich nach oben, seine Brille schob sich auf die runzlige
Nasenwurzel.
    »Ich glaube, du bist
so weit«, sagte er. »Bald.« Er widmete sich wieder seinem Computer, seine Hand
bewegte die Maus. »Sehr bald.«

64. KAPITEL
    Silo
17
    Auf
dem Weg zum Maschinenraum sank Juliette durch eine eigenartig stille Welt.
Immer wieder stieß sie sich von dem gewundenen Geländer ab und glitt im Inneren
der Wendeltreppe durch das grüne Wasser. Die einzigen Geräusche weit und breit
waren das Zischen der Luft, die in ihren Helm geblasen wurde, und das Gurgeln
des Überdruckventils auf der anderen Seite. Ein endloser Strom von Blasen stieg
vor ihrem Visier auf wie Perlen, die vom Lötzinn tropften, nur dass sie der
Schwerkraft trotzten und nach oben davonschwebten.
    Juliette sah zu, wie
diese Silberkügelchen sich gegenseitig über die Stahlstufen jagten. Wo sie auf
das Geländer trafen, platzten sie und hinterließen winzige Punkte aus Luft, die
erst an der Oberfläche hängen blieben, dann weiterrollten und
aneinanderprallten. Einige der Blasen drifteten in Wellenlinien die Treppen
hinauf, sie sammelten sich in den Vertiefungen unter den Stufen, die Blasen
wurden zu Lufttaschen und fingen wabernd das Licht ein, das von Juliettes Helm
abstrahlte.
    Es war leicht zu
vergessen, wo sie war und was sie hier tat. Das Vertraute sah verzerrt und
seltsam aus. Alles erschien vergrößert zu werden vom Plastikschild ihres
Visiers, und immer wieder bekam sie den Eindruck, dass nicht sie absank,
sondern die Haupttreppe aus der

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