Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
Vom Netzwerk:
Bernard. Er öffnete seine Akte, leckte seinen
Daumen an und blätterte durch ein paar Zettel aus hochwertigem Papier. »Wir
wurden informiert, dass Sie kommen, aber Ihre Kandidatenliste habe ich erst
heute Morgen erhalten. Sonst hätte ich Ihnen den langen Weg natürlich gern
erspart.« Er zog ein vollkommen unzerknicktes Blatt Papier hervor. Es sah nicht
einmal gebleicht aus. Jahns fragte sich, woher die IT derartiges Material hatte, während ihr Büro mit
Maismehlkleister zusammengehalten wurde. »Ich denke, von den drei Namen auf der
Liste ist Billings unser Mann.«
    »Vielleicht denken
wir ein andermal über ihn nach«, fing Marnes an.
    »Ich finde, wir
sollten jetzt über ihn nachdenken.« Er schob Jahns das Blatt zu. Es war ein
Vertrag, der bereits unterschrieben war. Eine Zeile war noch frei, darunter war
säuberlich der Name der Bürgermeisterin gedruckt.
    Sie schnappte nach
Luft.
    »Sie haben schon mit
Peter Billings gesprochen?«
    »Er hat schon
akzeptiert. Die Richterrobe wäre ihm wohl doch zu eng geworden, wo er noch so
jung und lebhaft ist. Ich fand, er wäre eine gute Wahl für den Job gewesen,
aber als Sheriff ist er, glaube ich, noch besser geeignet.«
    Jahns erinnerte sich
an Peters Berufung in die juristische Abteilung. Es war eine der Gelegenheiten
gewesen, bei denen sie Bernard den Gefallen getan hatte und seinem Vorschlag
gefolgt war. Sie hatte es als eine Art Vorschuss angesehen, falls sie selbst
wieder einmal auf seine Zustimmung angewiesen wäre. Sie betrachtete Peters
Unterschrift, die ihr von verschiedenen Nachrichten vertraut war, die er ihr
als Schatten im Auftrag von Richter Wilson geschickt hatte. Sie nahm an, dass
einer der Träger, die heute an ihnen vorbeigeflogen waren, genau dieses Blatt
Papier nach unten gebracht hatte.
    »Ich fürchte, Peter
ist im Moment der Dritte auf unserer Liste«, sagte Mayor Jahns schließlich.
Ihre Stimme fühlte sich plötzlich müde an. Sie klang zerbrechlich und schwach
in dem höhlenartigen, kaum benutzten und viel zu großen Konferenzraum. Sie sah
zu Marnes auf, der mit malmendem Unterkiefer den Vertrag anstarrte.
    »Na ja, wir wissen
doch beide, dass Murphy da nur draufsteht, um ihm zu schmeicheln. Er ist zu alt
für den Job.«
    »Jünger als ich«,
sagte Marnes, »und mir geht’s noch ganz gut.«
    Bernard legte den
Kopf schief. »Tja, na ja, Ihre erste Wahl wird jedenfalls nicht gehen, fürchte
ich.«
    »Warum das denn
nicht?«, fragte Jahns.
    »Ich weiß nicht, wie … gründlich Sie die Kandidaten überprüft haben, aber wir hatten schon so viele
Probleme mit der Frau, dass ich ihren Namen gleich erkannt habe. Obwohl sie aus
der Instandhaltung ist.«
    Bernard sprach das
Wort »Instandhaltung« aus, als wäre es voller Nägel und würde ihm den Hals
aufschlitzen.
    »Was für Probleme
denn?«, wollte Marnes wissen.
    Jahns warf dem
Deputy einen warnenden Blick zu.
    »Nichts, was wir zur
Anzeige gebracht hätten«, sagte Bernard. In den Augen des kleinen Mannes lag
der blanke Hass gegenüber Marnes oder vielleicht auch gegenüber dem Stern auf
seiner Brust. »Nichts, wofür wir das Gesetz bemüht hätten. Aber es gab einige … kreative Bestellungen aus ihrem Büro. Dinge, die aus unserem Bedarf umgeleitet
wurden, unangemessene Ansprüche.« Bernard holte tief Luft und faltete die Hände
auf seiner Akte. »Ich würde nicht so weit gehen, es ›Diebstahl‹ zu nennen, aber
wir haben die Beschwerden gesammelt und an Deagan Knox geschickt, den Chef der
Mechanik, um ihn über diese … Unregelmäßigkeiten zu informieren.«
    »Das ist alles?«,
grollte Marnes. »Bestellungen?«
    Bernard runzelte die
Stirn. Er breitete seine Hände über die Akte. »Wie, das ist alles? Haben Sie
mir zugehört? Die Frau ist praktisch eine Diebin, sie hat Dinge aus meiner Abteilung umleiten lassen. Es ist nicht mal klar, ob das Material überhaupt für
den Silo gedacht war. Oder nur zu ihrem Privatvergnügen. Himmel, die Frau zieht
mehr Strom, als ihr zusteht. Womöglich tauscht sie den gegen Wertmarken …«
    »Ist das eine
offizielle Anschuldigung?«, fragte Marnes. Er zog mit großer Geste seinen Block
hervor und klickte die Mine aus seinem Stift.
    »Ach, nein. Wie
gesagt, wir wollten Sie damit nicht belasten. Aber Sie verstehen wohl, dass sie
nicht der Typ für einen so hohen Posten ist. Ihr Verhalten entspricht, ehrlich
gesagt, dem einer Mechanikerin, und ich denke, genau das sollte sie auch
bleiben.« Er tätschelte die Akte, als wäre das Thema damit

Weitere Kostenlose Bücher