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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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ein Zimmer gesteckt?«, fragte sie überrascht.
    Jahns lachte. »Nein,
der Deputy übernachtet im Schlafsaal. Und ich hätte auch gut da draußen bei den
anderen schlafen können.«
    »Machen Sie sich
keine Gedanken«, sagte Juliette. »Die Rekruten und Besucherfamilien werden auch
meist hier untergebracht. Ist nichts Besonderes.«
    Jahns schaute zu,
wie Juliette sich ein Stück Bindfaden in den Mund steckte, ihr Haar
zusammennahm, das noch nass war vom Duschen, und es zum Zopf band. Sie hatte
sich einen frischen Overall angezogen, und Jahns nahm an, dass die Flecken sich
nicht mehr entfernen ließen, dass der Denim tatsächlich gewaschen war und
bereit für die nächste Schicht.
    »Wie bald können wir
die Stromsperre ankündigen?«, fragte Juliette. Sie knotete das Band zu,
verschränkte die Arme und lehnte sich an die Wand neben der Tür.
»Wahrscheinlich am besten, solange die Stimmung im Silo nach der Reinigung noch
so gut ist?«
    »Wann können Sie denn anfangen?«, fragte Jahns. Ihr ging auf, dass sie diese Frau unter anderem
deswegen als Sheriff wollte, weil sie so unangreifbar war. Sie sah zu Marnes
hinüber und fragte sich, ob er sich vor all den Jahren, als sie noch jung und
mit Donald zusammen gewesen war, aus ähnlich einfachen Gründen zu ihr
hingezogen gefühlt hatte.
    »Ich kann morgen
loslegen«, sagte Juliette. »Wir könnten das Notstromaggregat bis morgen früh
anschließen. Ich würde einfach heute Nacht noch eine Schicht dranhängen, um
sicherzustellen, dass die Dichtungen und die Versiegelung …«
    »Nein«, sagte Jahns und
hob die Hand. »Wann können Sie als Sheriff anfangen?« Sie breitete die Akten
auf dem Bett aus und suchte den Vertrag.
    »Ich … ich dachte,
das hätten wir besprochen. Ich habe kein Interesse an dem Posten.«
    »Das sind die
Besten«, sagte Marnes. »Die, die gar nicht unbedingt wollen.« Er stand an der
Wand gegenüber, die Daumen in den Overall gehängt.
    »Tut mir leid, aber
es gibt niemanden, der meine Arbeit übernehmen könnte«, sagte sie
kopfschüttelnd. »Ich glaube, Ihnen ist nicht ganz klar, was wir hier unten tun …«
    »Ich glaube, Ihnen
ist nicht ganz klar, was wir dort oben tun«, sagte Jahns. »Oder warum wir Sie
brauchen.«
    Juliette warf den
Kopf herum und lachte. »Es gibt hier unten Maschinen, die ich nicht einfach …«
    »Und wofür sind die
gut?«, fragte Jahns. »Was tun die Maschinen?«
    »Sie halten den
ganzen verdammten Laden am Laufen!«, sagte Juliette. »Der Sauerstoff, den Sie
atmen? Wird hier unten recycelt. Die verbrauchte Luft, die Sie ausatmen? Pumpen
wir in die Erde zurück. Wollen Sie eine Liste von allem, was aus dem Öl gemacht
wird, das wir fördern? Jedes Stückchen Plastik, jedes bisschen Gummi, sämtliche
Lösungs- und Putzmittel, und da rede ich noch gar nicht von der Energie, die
wir liefern!«
    »Und doch war das
alles schon da, bevor Sie geboren worden sind«, sagte Jahns.
    »Es hätte von da an
aber nicht mehr mein ganzes Leben gehalten, das kann ich Ihnen sagen. Nicht in
dem Zustand, in dem das alles war. Ich glaube, Sie haben keine Ahnung, was hier
los wäre ohne diese Maschinen.«
    »Und ich glaube, Sie
haben keine Ahnung, wie sinnlos diese Maschinen ohne all die Leute wären, die
im Silo leben.«
    Juliette sah weg. Es
war das erste Mal, dass Jahns sie zusammenzucken sah.
    »Warum besuchen Sie
Ihren Vater eigentlich nie?«
    »Sie können ja mal
einen Blick in mein Arbeitsjournal werfen«, sagte Juliette. »Und mir dann
sagen, wann ich das noch tun soll.«
    Bevor Jahns
antworten konnte, bevor sie sagen konnte, dass man sich für die Familie immer
Zeit nehmen sollte, drehte Juliette sich zu ihr um. »Glauben Sie, mir wären die
Menschen nicht wichtig? Ist es das? Mir ist jeder Einzelne in diesem Silo
wichtig. Die Männer und Frauen hier unten in der Mechanik, diese ganzen Leute,
die vom Rest des Silos längst vergessen worden sind, das ist meine Familie. Wir
arbeiten, leben und sterben zusammen.« Sie sah Marnes an. »Stimmt doch? Sie
haben es doch gesehen.«
    Marnes sagte nichts.
Jahns fragte sich, ob sich das mit dem Sterben auf ein konkretes Erlebnis
bezog.
    »Haben Sie ihn
gefragt, warum er mich nicht besuchen kommt? Er hat doch alle Zeit der Welt.
Ihn hält da oben nichts.«
    »Ja, wir haben ihn
getroffen. Ihr Vater schien ziemlich beschäftigt zu sein, nicht weniger
engagiert als Sie.«
    Juliette sah weg.
    »Und mindestens
genauso stur.« Jahns ließ die Unterlagen auf dem Bett liegen und stellte sich
neben die

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