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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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auftauchte. Sie war ein Jahr jünger als ich. Ich habe ihr zwei Wochen
gegeben, und dann, dachte ich, würde sie heulend abziehen. Wir haben hier eine
ziemliche Fluktuation, Kinder aus der Mitte, die denken, dass ihre Probleme
ihnen nicht bis hierhin folgen würden …«
    Er unterbrach sich,
und seine Augen leuchteten auf, als eine zurückhaltende Frau sich neben Marnes
auf die andere Seite des Tisches zwängte. Sie wischte sich die Hände an einem
Lappen ab, stopfte ihn in ihre Brusttasche und beugte sich über den Tisch, um
Marck auf die Wange zu küssen.
    »Schatz, du
erinnerst dich bestimmt an Deputy Marnes.« Marck deutete auf Marnes, der sich
mit dem Handrücken über den Schnauzer wischte. »Das ist meine Frau, Shirly.«
Sie reichten sich die Hände. Die dunklen Flecken auf Shirlys Knöcheln schienen
sich nicht mehr abwaschen zu lassen, eine Art Tätowierung, die infolge der
Arbeit entstanden war.
    »Und die
Bürgermeisterin. Das ist Mayor Jahns.« Auch die beiden Frauen gaben sich die
Hände. Jahns war stolz auf sich, dass sie den festen Griff erwiderte und sich
nicht um das Öl scherte.
    »Angenehm«, sagte
Shirly. Sie setzte sich. Ihr Essen hatte sich auf mysteriöse Weise vor ihr
materialisiert, ihre Suppe dampfte noch.
    »Gibt es ein
Verbrechen aufzuklären, Officer?« Shirly riss sich ein Stück Brot ab und
lächelte ihn an, damit er wusste, dass sie einen Scherz gemacht hatte.
    »Nein, sie wollen
Jules überreden, zu ihnen nach oben zu ziehen«, sagte Marck, und Jahns sah,
dass er eine Augenbraue hochzog.
    »Viel Glück«, sagte
sie. »Wenn die Frau sich von hier wegbewegt, dann höchstens nach unten, in die
Minen.«
    Jahns wollte schon
fragen, was sie damit meinte, aber Marck drehte sich um und setzte noch einmal
dort an, wo sie unterbrochen worden waren.
    »Also, ich habe in
der Elektrik gearbeitet, als sie herkam …«
    »Langweilst du sie
mit den Geschichten aus deiner Schattenzeit?«, fragte Shirly.
    »Ich erzähle ihnen,
wie es war, als Jules ankam.«
    Seine Frau lächelte.
    »Ich war damals
Schatten beim alten Walk. Da ist er noch herumgelaufen und war manchmal in der
Mechanik unterwegs …«
    »Oh, ja, Walker.«
Marnes zeigte mit dem Löffel auf Jahns. »Schlauer Typ. Kommt nie aus seiner
Werkstatt raus.«
    Jahns nickte und
versuchte zu folgen. Einige der Feiernden vom Nebentisch erhoben sich. Shirly
und Marck winkten ihnen zu und wechselten ein paar Worte mit ihnen, bevor sie
sich wieder ihren Gästen zuwandten.
    »Wo war ich?«,
fragte Marck. »Ach ja, das erste Mal habe ich Jules gesehen, als sie mit einer
riesigen Pumpe in Walks Werkstatt kam. Eine der ersten Sachen, die sie sie haben
machen lassen, also, sie war wirklich noch ein richtig kleines Mädchen. Zwölf
Jahre alt. Spindeldürr. Frisch aus den mittleren Stockwerken oder von irgendwo
da oben.« Er gestikulierte, als wäre das alles das Gleiche. »Und die lassen sie
diese Pumpen zu Walk raufschleppen, damit er den Motor neu einstellt, was im
Wesentlichen bedeutet, dass er eine Meile Spulen abwickelt und wieder
aufwickelt.« Marck machte eine Pause und lachte. »Beziehungsweise hat Marck mich das machen lassen. Das ist halt so eine Art Initiationsritus. So was macht man
mit seinen Schatten, nicht wahr? Reine Schikane.«
    Weder Jahns noch
Marnes reagierten darauf. Marck zuckte mit den Achseln und fuhr fort:
»Jedenfalls, diese Pumpen sind wirklich schwer. Auf jeden Fall schwerer als
Juliette selbst, doppelt so schwer vielleicht. Und sie sollte die Dinger auf
eine Karre verfrachten und vier Stockwerke hochtransportieren.«
    »Moment. Wie sollte
sie das schaffen?«, fragte Jahns und versuchte, sich ein kleines Mädchen
vorzustellen, das einen Metallklotz bewegte, der doppelt so schwer war wie sie
selbst.
    »Flaschenzug, Seile,
Bestechung, was auch immer ihr einfiel. Darum ging es ja gerade. Sie hatten ihr
zehn Stück hingestellt.«
    »Zehn Stück«,
wiederholte Jahns.
    »Ja, und
wahrscheinlich hatten nur zwei davon die Wartung wirklich nötig«, fügte Shirly
hinzu.
    »Wenn überhaupt«,
lachte Marck. »Walk und ich hatten schon gewettet, wie lange es dauern würde,
bis sie zu ihrem Vater zurückrennt.«
    »Ich habe ihr eine
Woche gegeben«, sagte Shirly.
    Marck rührte seine Suppe
um und schüttelte den Kopf. »Und am Ende, nachdem sämtliche Pumpen bei Walk
angekommen waren, hatte keiner von uns eine Ahnung, wie sie das hingekriegt
hat. Hat sie uns erst Jahre später erzählt.«
    »Da hinten an dem
Tisch haben wir gesessen.« Shirly

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