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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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war schon eine Weile her, und dann höre ich von einem unserer Träger, dass
das Klebeband komplett in die IT geht, für ihre
Testanzüge.«
    Juliette holte tief
Luft.
    »Da habe ich einen
Teil davon abgefangen.« Sie schaute Marnes an, als sie das zugab. »Ehrlich, ich
halte die Stromversorgung aufrecht, damit die in der IT machen können, was auch immer sie da oben machen, und
dann kriege ich nicht mal das Nötigste. Und selbst wenn, dann ist die Qualität
erbärmlich, wahrscheinlich wegen der unrealistischen Kontingentberechnungen,
was dazu führt, dass die Produktion viel zu schnell …«
    »Wenn das Dinge
waren, die Sie wirklich gebraucht haben«, unterbrach Jahns, »dann kann ich Sie
verstehen.«
    Sie sah Marnes an,
der lächelte und den Kopf senkte, als wollte er sagen: Sag ich doch, dass sie
die Richtige ist.
    Jahns ignorierte
ihn. »Ich bin froh, Ihre Sicht der Dinge gehört zu haben«, sagte sie zu
Juliette. »Und ich wünschte, ich hätte Reisen wie diese schon öfter
unternommen, auch wenn mir gerade ziemlich die Beine wehtun. Ganz oben halten
wir manche Dinge für selbstverständlich, einfach weil wir die Zusammenhänge
nicht richtig verstehen. Jetzt ist mir klar, dass unsere Büros besser
miteinander kommunizieren müssen, dass wir dauerhaft in Kontakt bleiben müssen,
so wie wir das mit der IT schon immer
machen.«
    »Das sage ich seit
ungefähr zwanzig Jahren«, sagte Juliette. »Hier unten machen wir Witze darüber,
dass der Silo mit Absicht so angelegt worden ist, dass die Mechanik niemandem
im Weg ist.«
    »Also. Wenn Sie nach
oben kommen, wenn Sie diesen Posten übernehmen, dann wird man auf Sie hören.
Sie könnten das erste Glied in der Befehlskette sein.«
    »Was sagt die IT dazu?«
    »Sie sind dagegen,
aber das ist normal. Das habe ich noch immer hinbekommen. Ich kann meinem Büro
kabeln, dass sie ein paar Notfallscheine schicken. Das machen wir rückwirkend,
dann sind die Materialbeschaffungen wieder korrekt.« Jahns betrachtete die
junge Frau eingehend. »Solange Sie mir versichern, dass diese umgeleiteten
Dinge alle absolut notwendig waren.«
    »Waren sie«, sagte
Juliette. »War aber auch egal. Was wir von denen bekommen haben, war Schrott.
Wäre auch nicht schneller durchgeschmort, wenn es zum Durchschmoren designt
worden wäre. Am Ende haben wir unsere Lieferung direkt aus der Versorgung
bekommen. Wir haben noch ein bisschen von dem Klebeband übrig, das bringe ich
auf dem Weg nach oben gern als Friedensangebot in der IT vorbei. Unseres ist sowieso viel besser …«
    »Auf dem Weg nach
oben?«, fragte Jahns, um sich zu vergewissern, dass sie Jules richtig
verstanden hatte.
    Juliette sah sie beide
an. Sie nickte. »Ich brauche eine Woche, um das mit dem Generator hinzukriegen.
Auf die Stromsperre nagle ich Sie fest. Und ich werde mich immer als
Mechanikerin verstehen, ich sage nur deshalb zu, weil ich sehe, was passiert,
wenn Probleme ignoriert werden. Mein großes Thema hier unten war immer die
präventive Wartung. Nicht darauf zu warten, dass die Dinge kaputtgehen, sondern
dafür zu sorgen, dass sie funktionieren. Zu viele Probleme sind ignoriert
worden, bis nichts mehr zu retten war. Ich glaube, wenn man den sich Silo als
große Maschine vorstellt, dann sind wir hier unten die schmutzige Ölwanne, auf
die man besser achtgeben sollte.« Sie streckte Jahns die Hand hin.
»Organisieren Sie mir diese Stromsperre, dann bin ich dabei.«
    Jahns lächelte, nahm
Juliettes Hand und freute sich über die Wärme und die Kraft in ihrem
Händedruck.
    »Willkommen an
Bord.«
    Marnes durchquerte
den Raum, um ihr ebenfalls die Hand zu schütteln. »Schön, dass Sie dabei sind,
Chef.«

15. KAPITEL
    Es
kam ihnen nur angemessen vor, dass ihr Aufstieg zurück nach ganz oben während
einer Stromsperre stattfand. Jahns spürte auch ihre eigene Energie mit jedem
neuen Schritt weiter schwinden. Die Schmerzen beim Abstieg waren nur ein
kleiner Vorgeschmack gewesen, die permanente Bewegung hatte lediglich eine
sportliche Erschöpfung zur Folge gehabt. Aber jetzt mussten ihre Muskeln hart
arbeiten. Jeder Schritt musste erkämpft werden. Sie hob einen Stiefel auf die
nächste Stufe, legte sich eine Hand aufs Knie und drückte sich die nächsten
fünfundzwanzig Zentimeter hinauf, fünfundzwanzig Zentimeter von gefühlten
Millionen Metern Wendeltreppe.
    Der Treppenabsatz zu
ihrer Rechten trug die Nummer achtundfünfzig, die Zahl funkelte höhnisch im
grünlichen Licht der Notstromversorgung, und Jahns quälte

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